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Sehr geehrte Damen und Herren, | | Andreas Rosenfelder | Ressortleiter Feuilleton |
| geht es im Streit um die richtige Corona-Politik, der immer heftiger tobt, je länger die Krise dauert, um Tatsachen? Zumindest hat das die Bundeskanzlerin letzte Woche nahegelegt, als sie scharf gegen all jene Position bezog, die sich aus der „Welt der Fakten“ verabschiedet hätten. Zur Welt der Fakten gehört allerdings auch, den Kurs der Bundesregierung zu hinterfragen, dessen Schwächen beim Schutz der Risikogruppen in der täglichen Todesstatistik ablesbar werden. Nun hat ausgerechnet Christian Drosten, der wichtigste Gewährsmann dieses Regierungskurses, einen Tweet verfasst, der zeigt, dass es um sehr viel mehr geht als nur um die nackten Tatsachen. „Die nicht endenden Angriffe auf seriöse Wissenschaftler und die stetige Verballhornung ihrer Aussagen werden in diesem Winter noch Tausende das Leben kosten“, so Drostens donnernde Prophezeiung auf Twitter, die er raunend mit dem Hashtag „#SchwereSchuld" beschloss. Schwere Schuld: Das ist eine Kategorie aus der Rechtsprechung, in den Naturwissenschaften ist sie unbekannt. Woran also denkt der Chefvirologe der Berliner Charité? An einen Corona-Strafgerichtshof, der die Hauptrepräsentanten der zersetzenden Kritik nach dem Ende der Pandemie wegen „Angriffen auf seriöse Wissenschaftler“ und „Verballhornung ihrer Aussagen“ zu – ja, zu was eigentlich verurteilt? Wenn es um Tausende von Menschenleben geht, kommt bei besonders schwerer Schuld eigentlich nur lebenslange Haft infrage. Die Todesstrafe gibt es in Europa schließlich nicht mehr. Wen genau er vor sein Jüngstes Gericht stellen möchte, lässt Drosten suggestiv offen – man darf aber aus dem Kontext schließen, dass sein Angriff auch auf jene Wissenschaftlerkollegen zielt, die seit Monaten mit guten Argumenten fordern, man solle gezielte Maßnahmen zum Schutz der Altersheime ergreifen, statt immer neue Lockdowns für die gesamte Gesellschaft zu verhängen. Und dass er jene Medien meint, die diesen dissidenten Positionen eine Plattform bieten. Was treibt einen Protagonisten der deutschen Corona-Politik dazu, die Schuld für die Toten öffentlich jenen aufzubürden, die darauf hinweisen, dass diese Politik nicht hinreichend geeignet ist, die vom Virus am meisten bedrohten Menschen zu schützen? Das zu klären kann, um Angela Merkel zu zitieren, nur „eine Aufgabe für Psychologen“ sein. Drosten selbst kann man nur wärmstens empfehlen, sich die allererste Folge seines NDR-Podcasts vom 26. Februar 2020 noch einmal anzuhören. „Wir müssen jetzt aufhören“, sagt Drosten da, „den Blick nach außen zu kehren und letztendlich mit dem Finger auf Nachbarländer zu zeigen und sagen, die haben’s verbockt, oder da ist das Missgeschick passiert – das ist vollkommen müßig. Niemand ist an irgendetwas schuld angesichts einer Pandemie.“ Wie recht er hat! Es geht in einer Pandemie nicht um Schuld. Wohl aber geht es darum, die Verantwortung für eine Strategie auch dann zu übernehmen, wenn sie nicht zum Ziel führt – und zwar, indem man sie korrigiert, auf der Basis der Fakten. Was den Tag heute bestimmt, darüber berichtet für Sie jetzt aus dem WELT-Newsroom meine Kollegin Judith Mischke.
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WAS HEUTE SCHLAGZEILEN MACHT |
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Quelle: Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa |
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Höchststrafe für Attentäter von Halle
Der Attentäter von Halle, Stephan Balliet, ist vom Oberlandesgericht Naumburg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Gericht erklärte den 28-jährigen Rechtsterroristen unter anderem wegen Mordes in zwei Fällen, versuchtem Mordes in 51 Fällen sowie wegen Körperverletzung, räuberischer Erpressung und Volksverhetzung für schuldig. Das Gericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest, wodurch eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren unwahrscheinlich wird. Der Attentäter hatte am 9. Oktober 2019 versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um dort gezielt Juden zu töten. Zu dem Zeitpunkt hielten sich 51 Menschen in der Synagoge auf, um den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu feiern. Der Terrorist scheiterte an der verschlossenen Synagogen-Tür, woraufhin er eine 40-jährige Passantin und einen 20-Jährigen in einem Döner-Imbiss erschoss. Online-Handel: Grüne fordern Mehrwegverpackungen Aufgrund der steigenden Nachfrage im Online-Handel – und dem zunehmenden Verpackungsmüll – fordern die Grünen den Einsatz von Mehrwegverpackungen. „Überall dort, wo Mehrwegprodukte ökologisch vorteilhaft sind, müssen sie einen gesetzlich verankerten Vorrang vor Einwegprodukten haben“, sagte Bettina Hoffmann, Grünen-Sprecherin für Umweltpolitik, dem „Tagesspiegel". Das Bundesumweltministerium erklärte dazu, man wolle den Mehrweganteil weiter steigern. Jedoch könnten Onlinehändler kaum zum Einsatz von wiederverwendbaren Taschen gezwungen werden. Einer gesetzlichen Pflicht stünde das europäische Recht entgegen. Erst am Wochenende hatte WELT berichtet, dass die CDU den Paketversand teurer machen möchte, um den Einzelhandel in den Innenstädten zu retten. Amazon-Mitarbeiter streiken vor Weihnachten Die Gewerkschaft Ver.di hat im Tarifstreit mit Amazon die Mitarbeiter in Deutschland zum Streik aufgerufen. Beschäftigte des Versandhändlers haben mit Beginn der Nachtschicht zum Montag an sechs Standorten die Arbeit niedergelegt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (zwei Standorte) und Koblenz sollen bis einschließlich Heiligabend andauern. Ver.di rechne mit rund 1700 Streikteilnehmern. „Die Schließung des stationären Einzelhandels in der vergangenen Woche hat das Bestellaufkommen bei Versandhändlern wie Amazon noch einmal deutlich gesteigert", so die Gewerkschaft. Der Vorwurf: „Während der Konzern seine Milliardengewinne weiter erhöht, verweigert er den Beschäftigten eine tarifvertragliche Bezahlung. Das sind Mindestbedingungen." Der Tarifkonflikt bei Amazon dauert bereits seit 2013 an. Ver.di fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird.
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WORÜBER HEUTE DISKUTIERT WIRD |
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Quelle: Heikki Saukkomaa/Lehtikuva/dpa |
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Die schlechtere Nachricht zuerst: Das Coronavirus mutiert. Mehrere bestätigte Fälle einer Virusmutation in Großbritannien haben dazu geführt, dass Flugpassagiere von der Insel an deutschen Flughäfen gestoppt wurden. Dort mussten sie sich einem Corona-Test unterziehen und in separierten Bereichen auf ihre Testergebnisse warten. In Hannover konnte heute bereits bei einem Passagier eine Corona-Infektion nachgewiesen werden. Nun wird zusätzlich getestet, ob es sich um die mutierte Variante handelt. Seit Mitternacht hat die Bundesregierung als Schutzmaßnahme Flüge aus dem Vereinigten Königreich untersagt. Auch die Niederlande, Belgien, Frankreich und weitere Länder haben den Grenzverkehr stark eingeschränkt oder gänzlich eingestellt – wodurch der Güterverkehr nach Großbritannien größtenteils lahmgelegt wurde. „Die Grenzschließungen sind dramatisch", analysiert WELT-Korrespondentin Stefanie Bolzen. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat für heute eine Krisensitzung seines Kabinetts einberufen. Ebenso wird in Brüssel mit den EU-Mitgliedsstaaten seit 11 Uhr ein Krisentreffen abgehalten, um das Vorgehen in dem Staatenbündnis zu koordinieren. Nun zur besseren, wenn auch nicht ganz guten Nachricht: Der Virologe Christian Drosten zeigt sich bisher „wenig besorgt“ über die Virus-Mutation, wie er im „Deutschlandfunk“ sagte. Zwar vermute er, dass die Mutation auch in Deutschland bereits vorkomme, da die Variante seit Ende September in England existiere und schon in Italien, den Niederlanden, Belgien und Dänemark nachgewiesen worden sei. „Davon darf man sich jetzt auch wirklich nicht irgendwie aus der Ruhe bringen lassen”, so Drosten. Er warnte vor Panik aufgrund der „etwas unklaren Informationslage". Ob die neue Virus-Variante tatsächlich deutlich ansteckender sei, könne noch gar nicht bewertet werden. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versuchte es mit ruhigen Worten: Grundsätzlich sei es normal, dass Viren mutieren, betonte der Minister im ZDF. Nach jetzigem Wissensstand und Rücksprache mit europäischen Behörden hätte das veränderte Virus „keine Auswirkungen auf die Impfung, was eine sehr, sehr gute Botschaft wäre", so Spahn. |
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WAS HEUTE NOCH WICHTIG WIRD |
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Quelle: REUTERS/Piroschka van de Wouw/File Photo |
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Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) wird gegen 15 Uhr ihre Entscheidung zum Corona-Impfstoff bekanntgeben, über die wir auch auf welt.de live berichten. Erwartet wird, dass die Behörde den Impfstoff von BioNTech und US-Partner Pfizer zulässt. Dann müssen noch die 27 EU-Mitgliedstaaten zustimmen und auch die EU-Kommission, bevor ab dem 27. Dezember geimpft werden kann. In den USA hat die Gesundheitsbehörde FDA den Impfstoff bereits zugelassen. Am Nachmittag wird sich der gewählte US-Präsident Joe Biden in Delaware mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer impfen lassen.
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Quelle: picture alliance / Keystone |
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Die Trilogie über das Leben der österreichischen Kaiserin „Sissi“ feiert 65-jähriges Jubiläum: Am 21. Dezember 1955 kam der Film erstmals in die deutschen Kinos. Mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm (beide im Foto) in den Hauptrollen wurde die Filmreihe zu einem der beliebtesten Weihnachtsklassiker – und in diesem Jahr vermutlich zu einem der wenigen Momente, die an Weihnachten etwas Normalität suggerieren. Bleiben Sie gesund! Andreas Rosenfelder Ressortleiter Feuilleton |
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MEINE WELTPLUS-EMPFEHLUNGEN FÜR SIE |
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| WIE GEFÄHRLICH IST DIE NEUE CORONA-VARIANTE? | In England sind bereits mehr als 1000 Menschen mit der neuen Variante infiziert. Wirkt der Impfstoff auch dann? |
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| „MANFRED WEBER HAT UNSER GANZES VOLK BELEIDIGT" | Ungarns Regierungschef Viktor Orbán greift den deutschen EU-Politiker Manfred Weber an. |
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| WAS DEUTSCHLAND VON KANADA LERNEN KANN | Kanada galt lange als internationaler Musterschüler im Umgang mit dem Coronavirus. Dann kam Thanksgiving – und vieles ging schief. |
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