Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie INFP oder doch eher ESTP? Diese Buchstabenkombinationen, die im ersten Moment etwas kryptisch anmuten, gehören zum Myers-Briggs-Typenindikator, kurz: MBTI, einem besonders populären Persönlichkeitstest, der in den 1940er Jahren entwickelt wurde. Viele Menschen auf der ganzen Welt geben ihren Myers-Briggs-Typ inzwischen auf ihren Social-Media-Profilen oder in Dating-Apps an, und selbst große, börsennotierte Unternehmen nutzen den Test mitunter dazu, nach passenden Mitarbeitern zu fahnden.
Ich bin übrigens INTJ, wenn man dem kostenlosen Online-Test auf Myers-Briggs-Basis glauben darf, den ich gerade für Sie gemacht habe. Genauso gut hätte ich Ihnen aber auch mein Sternzeichen verraten können, denn der MBTI sagt – selbst bei »seriöser« Messweise – im Grunde nicht wesentlich mehr über einen Menschen aus. Die 16 Persönlichkeitstypen nach Myers und Briggs kennen nur Schwarz und Weiß und keine Graustufen. In der Realität sind hingegen die wenigsten Menschen zum Beispiel ausschließlich extra- oder introvertiert, geben Wissenschaftler zu bedenken. Entsprechend ändert sich bei den meisten Personen mindestens ein Buchstabe, wenn sie den Test wiederholen. In der Persönlichkeitsforschung spielt er deshalb heutzutage keine Rolle mehr und fällt bestenfalls in die Kategorie der »seichten Unterhaltung«, berichtet die Psychologin Corinna Hartmann.
Herzlich grüßt
Daniela Mocker
mocker@spektrum.de
P.S.: Wenn Sie Unterhaltung und Wissenschaft schätzen, dann empfehle ich Ihnen statt des MBTI unsere Spektrum-Live-Verantstaltung »Die Wissenschaft vom Wein«. Am 19. September erzählt Ihnen mein Kollege Lars Fischer in Schriesheim bei einem entspannten Tasting, wie die geschmackliche Vielfalt des Getränks auf chemischer Ebene zustande kommt.