Das sagen FOCUS-Leser zu Schwarz-Rot

Heute wichtig

● Jetzt als Podcast: „Der Schwarze Kanal“

● Schwarz-Rot: Die Knackpunkte

● ISS: Alles viel zu sauber

Liebe Leserin, Lieber Leser,

es ist immer leicht, auf „die da oben“ zu schimpfen, in ihrer Berliner Blase, fernab der Menschen. Doch Abgeordnete haben immerhin Wahlkreise. Ihre Familien leben dort, und die allermeisten sind regelmäßig bei Bürgersprechstunden, Mittelstandstreffen und Lokalterminen.

Journalisten haben keine Wahlkreise.

Wir müssen andere Wege finden, den Kontakt zur Basis zu pflegen – zu Ihnen. Auch deshalb freuen sich Thomas Tuma und ich immer auf Ihre Emails. Zum Ende dieser hochpolitischen Woche teile ich gern ein paar Zitate daraus, denn sie geben die Stimmung im Land gut wieder: Es herrscht Skepsis, vor allem aber Sehnsucht nach besserer Politik.

„Mir graut es zur Zeit, mir Nachrichten anzutun. Wir sind an einem Tiefstpunkt beim ,Umgehen miteinander‘ angelangt.“ Achim B.

„Einen ,Hahnenkampf‘ kann Deutschland nicht gebrauchen. Hannelore H.

„Ich gebe Herrn Söder recht: Die letzte Patrone der Demokratie muss sitzen. Ich habe Zweifel, ob das mit diesem Personal gelingt. Joachim L.

„Es wird gut. Merz ist wirtschaftserfahren und wird eine gute Mannschaft haben. Werner F.

„Das Wahlergebnis schockiert mich. 45 Prozent haben links gewählt. Also noch mehr Staat und Umverteilung. Ich bin ratlos.“ Siegfried G.

„Dass die Jugend links wählt, war vor 50 Jahren schon so. Wenn sie erwachsen sind, wird sich das von allein ändern. Es hätte deutlich schlimmer kommen können.“ Jürgen A.

„Wenn die SPD sich weiter bei Migration und Bürgergeld sperrt, trägt diese Partei die alleinige Schuld für den bevorstehenden Rechtsruck.“ Heinz L.

„Herr Merz sollte mit der AFD koalieren. Sonst ändert sich nichts und in zwei Jahren hat die AFD über 50 Prozent.“ Ilona W.

„Es gibt zwei starke konservative Parteien. Was wird da rumgeeiert?“ Christl H.

„35 Jahre nach dem Mauerfall gibt es in Deutschland eine neue Mauer, unsichtbar, aber brandgefährlich.“ Ralf M.

„Lindner hätte ein Jahr vorher hinschmeißen müssen. Sein Ausscheiden sehe ich als Verlust.“ Simone H.

„Die SPD sollte sich nicht gegen ihre Überzeugung zum Steigbügelhalter einer ,Weiter So‘-Politik machen.“ Dietmar B.

„Einzig problematisch könnten die realitätsfremden Jusos und die SPD-Linken werden.“ Robert B.

„Eine Koalition des kleinsten gemeinsamen Nenners dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Dann wird die AfD stärkste Kraft.“ Mike K.

„Die Bürger sind nicht ganz unschuldig. Ich halte große Teile für latent veränderungsunwillig. Nun gut, hoffen wir das Beste.“ Klaus S.

Der Lieblings-Satz diese Woche kam von Vivien M.: „Diejenigen, die glauben, es geht etwas nicht, sollten diejenigen nicht stören, die es trotzdem versuchen.“

Danke für Ihre vielfältigen Reaktionen. Wir sind gespannt auf mehr! Schreiben Sie an feedback@focus-magazin.de

Politik

Schwarz-Rot: Sondierungen starten heute

Dem SPD-Team gehören Lars Klingbeil und Saskia Esken an, die Ministerpräsidentinnen Anke Rehlinger und Manuela Schwesig, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Verteidigungsminister Boris Pistorius, Arbeitsminister Hubertus Heil, Generalsekretär Matthias Miersch sowie Vizefraktions-Chef Achim Post aus NRW.

Für die Gespräche bestehen vor allem diese Hürden:

Schuldenbremse: Merz will höhere Rüstungsausgaben für die Bundeswehr und zur Unterstützung der Ukraine über ein Sondervermögen finanzieren. Die SPD bevorzugt dagegen eine Reformation der Schuldenbremse.

Wirtschaft: Die Union will den Markt entfesseln, Regulierungen abbauen, Steuern senken. Die SPD setzt auf Subventionen.

Rote Linien: In der CDU gilt Merz’ Fünf-Punkte-Plan als Bedingung für eine Koalition. Juso-Chef Philipp Türmer fordert dagegen eine Entschuldigung für die „Zusammenarbeit mit der AfD“ bei der Abstimmung im Bundestag. In der SPD sehen viele die Sicherung des Rentenniveaus, den Mindestlohn und Entlastungen bei der Einkommenssteuer als rote Linien an.

Basis: Die SPD hat angekündigt, ihre Mitglieder über den Koalitionsvertrag entscheiden zu lassen. Für die Union kann das zur Drohung werden. In der SPD-Basis ist das Misstrauen gegenüber einer Koalition unter einem Kanzler Friedrich Merz groß, berichten Abgeordnete. (jcw, Fex)

Österreich: Dreier-Koalition steht jetzt (wahrscheinlich)

Vereinbart wurde, den Standort Österreich zu stärken, das Budget zu konsolidieren, Wohnen bezahlbarer zu machen und die irreguläre Migration zu bekämpfen. Ein Bündnis zwischen ÖVP und dem Wahlsieger, der rechtspopulistischen FPÖ, war an außenpolitischen Differenzen gescheitert.

Die Regierungsagenda könnte FPÖ-Wähler jedoch ansprechen: Kopftuchverbot für Mädchen bis 14 Jahre, verpflichtendes Integrationsprogramm für Flüchtlinge, sofortiger, vorübergehender Stopp des Familiennachzugs von Asylberechtigten und Rückkehrverfahrenszentren für abgelehnte Asylbewerber, damit sie nicht untertauchen.

Podcast

Aus der Nacht

Wirtschaft

BMW: Lichtblick unterm Vierzylinder

Ab Sommer 2026 sollen im Schatten des berühmten BMW-Hochhauses (Spitzname: „Vierzylinder“) die Elektroautos der „Neuen Klasse“ produziert werden, zunächst in Vorserie, ab 2027 in großer Stückzahl. Trotz der E-Autoflaute bleibe BMW bei seinen Ausbauplänen, in München künftig ausschließlich vollektrische Fahrzeuge zu produzieren, betonte BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković gestern.

BMW hatte diese Fahrzeugfamilie 2023 bei der IAA vorgestellt; ausgehend von einer Limousine sollen ein halbes Dutzend unterschiedlicher Modelle auf den Markt kommen, unter anderem ein neuer E-SUV. Bisher bietet BMW seine Modelle sowohl mit Verbrennungs- als auch Elektroantrieb an.

Nach Fertigstellung des neuen Werks verfügt der Konzern zusammen mit dem Standort im ungarischen Debrecen über zwei reine E-Werke. In allen übrigen wollen die Bayern flexibel bleiben und auf denselben Bändern Stromer und Verbrenner fertigen. 2024 hat BMW 2,45 Millionen Autos verkauft, darunter fast 600.000 E-Fahrzeuge. (pst)

Boomland Indien: EU arbeitet an Handelsabkommen

Mit gut 1,44 Milliarden Einwohnern ist Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde. 2025 dürfte die Wirtschaft dort laut IWF um 6,5 Prozent zulegen.

Gespräche laufen seit 2007, kamen aber zwischenzeitlich zum Erliegen. Erst seit 2022 werde „wieder ernsthaft verhandelt“, sagt der EU-Abgeordnete Markus Ferber (CSU) dem FOCUS. Er begrüßt den Vorstoß der neuen Kommission. Spätestens mit der Wiederwahl Trumps sei „die Dringlichkeit, neue Handelsabkommen abzuschließen, enorm gestiegen“.

Zugleich warnt er davor, Verhandlungen „mit sachfremden Themen zu überlagern“. Dies komme bei „unseren internationalen Partnern gar nicht gut an“. In Neu-Delhi hatten EU-Forderungen zum Klimaschutz und Arbeitnehmerrechten zuvor für Irritationen gesorgt.

Zahl des Tages

151

Zitat des Tages

Wissen

Keimfrei: Es juckt auf der ISS

Astronautinnen und Astronauten nahmen für die Studie Proben von mehr als 800 Oberflächen. Die meisten waren so gründlich mit Desinfektionsmittel geschrubbt, dass weder vorteilhafte noch krank machende Keime eine Chance hatten. Doch die Milliarden Mikroorganismen, die unseren Darm und die Haut besiedeln, sind auf den Austausch mit der Umgebung angewiesen.

Sie helfen bei der Verdauung, schützen vor Krankheitserregern und trainieren das Immunsystem. Erhalten sie keinen Input mehr von außen, gerät die Gemeinschaft aus dem Gleichgewicht. Das Forschungsteam rät, gesunde Mikroben auf künftige Missionen mitzubringen: etwa Erde zum Gärtnern, das sei deutlich gesünder als nur „im eigenen Dreck zu schmoren“.

Menschen des Tages

Termine des Wochenendes

Und zum Schluss...

… brauchen wir aktuell wohl alle starke Nerven. Die Wissenschaft könnte helfen.

Das Protein Cannabinoid Rezeptor Typ 1 ist Teil der Bluthirnschranke, einer Art Türsteher, der den Verkehr von Molekülen kontrolliert. Bei dauerhaftem Stress bröckelt dieser Schutz, Entzündungsmoleküle dringen ins Gehirn durch und lösen Angst und depressive Symptome aus.

Also schleuste ein Team der kanadischen Universität Laval einen genetischen Code in Versuchsmäuse, der das Protein ankurbelte. Die Nager mussten dann fünf Minuten täglich mit einem dominanten Männchen verbringen (Ähnlichkeiten zur Geopolitik sind rein zufällig) und diese Macho-Maus für den restlichen Tag durch eine Glasscheibe beobachten.

Ergebnis: Mäuse mit mehr Cannabinoid-Rezeptoren zeigten sich dabei weniger ängstlich und depressiv. Beobachtet wurde auch, dass bei Mäusen, die ein Laufrad nutzten, die Zahl der Rezeptoren höher war. Für Menschen haben die Wissenschaftler daher schon jetzt den Rat: Sport gegen Stress.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein stressfreies Wochenende. Am Montag freut sich Thomas Tuma auf Sie.

Herzliche Grüße

Tanit Koch