Die EM-Spezialausgabe am Dienstag, 25. Juni
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Was jetzt?
Die EM-Spezialausgabe am Dienstag, 25. Juni
von Christian Spiller
Ressortleiter Sport ZEIT ONLINE 

Guten Morgen. Heute gleich vier EM-Spiele. Wir könnten uns dran gewöhnen. Und Sie so? 

Die Szene des Vortags  

Die Hymnen auf Luka Modrić waren schon geschrieben. Es lief die achte Minute der Nachspielzeit, und der 38-Jährige schien seine Kroaten auf höchst dramatische Weise doch noch ins Achtelfinale gehievt zu haben. Zwar hatte er einen Elfmeter verschossen, aber 320 Sekunden danach per verspätetem Nachschuss getroffen, was ihn zum ältesten EM-Torschützen der Historie machte. Nun kaute Modrić, bereits ausgewechselt – man wird ja nicht jünger –, nervös auf seinem Trikot herum und musste mitansehen, wie die Italiener einen letzten Angriff starteten. Wie der grandiose spielmachende Verteidiger Riccardo Calafiori erst einen Doppelpass initiierte und dann ablegte auf Mattia Zaccagni. Wie Zaccagni den Ball in den Winkel schlenzte. 1:1. Nun sind die Italiener im Achtelfinale und die Kroaten wohl ausgeschieden. Modrić wurde noch als Man of the Match ausgezeichnet. Sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass diese Trophäe auf seinem Kaminsims keinen der vordersten Plätze bekommen wird. 

© Screenshot: ZEIT ONLINE (X)

Die weiteren Ergebnisse: 

Albanien – Spanien 0:1 

Das Spiel des Tages  

Dänemark gegen Serbien (21 Uhr, Magenta). Möglicherweise wird hier der deutsche Achtelfinalgegner ausgespielt. Beide Teams machen bislang keinen besonders furchterregenden Eindruck. Die Dänen haben zwar noch nicht verloren, aber auch noch nicht gewonnen. Und die Serben holten erst in letzter Sekunde ihren bisher einzigen Punkt gegen Slowenien. Ihr Trainer Dragan Stojković ist dennoch optimistisch. "Es wartet ein Fußballfest auf uns", sagte er. Wie sehr die deutsche Elf aus der Ferne beobachtend teilnimmt, ist noch unklar. Sie müssen sich mit Insekten herumärgern. Julian Nagelsmann berichtete von einer "Mückenplage" im Quartier in Herzogenaurach, der Stürmer Maximilian Beier sagte, er sei "schon zwei-, dreimal gestochen" worden. Alles für den Titel. 

Die weiteren Spiele: 

Niederlande – Österreich (18 Uhr, RTL) 

Frankreich – Polen (18 Uhr, ZDF) 

England – Slowenien (21 Uhr, ZDF) 

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Wer wird heute wichtig?  

Marko Arnautović. Ja ja, dieser Letter hat ein Faible für mittelalte Männer. Erst recht, wenn sie im mittleren Alter ihr vorteilhafteres Selbst entdecken. Früher sorgte der 35-jährige Österreicher für Skandälchen aller Art. Er beleidigte Polizisten, legte sich mit Teamkollegen an, verfluchte Gegenspieler. Legendär auch einige seiner Zitate: Nach einem 4:1-Sieg sagte Arnautović, das Spiel hätte auch "acht- oder neunstellig ausgehen können". Und: "Bei mir wird oft genug eine Ameise aus einem Elefanten gemacht." Mittlerweile ist Arnautović reifer geworden, ruhiger, übernimmt Verantwortung, traf gegen Polen per Elfer und möchte das Team von Ralf Rangnick ins Achtelfinale schießen. Mit einem Sieg gegen die Niederlande wäre das Achtelfinale sicher, siebenstellig würde auch reichen. Aber lassen wir die Flinte mal im Dorf. 

© Ronny Hartmann/AFP via Getty Images

Die Floskel des Tages  

"Parking the bus"

(Den Bus parken, englisch)

Wenn eine Mannschaft sich sehr weit zurückzieht, nur verteidigt und kein Interesse am Toreschießen zeigt, parkt sie in England den Bus. Die Floskel setzt sich langsam auch im deutschen Sprachraum durch. Zurück gehen soll sie auf José Mourinho, der, einst in Diensten des FC Chelsea, einen Gegner dieser Ultradefensivtaktik bezichtigte. Ausgerechnet Mourinho, der bei Chelsea oft selbst einen Bus vor dem eigenen Tor parkte. Einen der Londoner Doppeldeckerbusse gar. 

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Wer ist schon Europameister?  

Spanien, im Polo. Sie und ich werden den Sport wegen der Shirts für BWLer kennen, denen das Spiel zu Pferde ihren Namen gab. Deshalb kurz: Vier Spieler pro Mannschaft versuchen, einen Ball mit einem langen Holzschläger in das gegnerische Tor zu befördern und dabei möglichst nicht vom Tier zu fallen. Am besten gelang das bei der EM im vergangenen Jahr in Düsseldorf den Spaniern. Das deutsche Team wurde übrigens Dritter. Es besteht, wirklich wahr, aus den vier Brüdern Anton, Michl, Paul und Emil Grabosch. Betriebswirtschaftslehre studiert keiner von ihnen. 

© Kyle Martin/unsplash.com

Was war das Zitat des Tages?  

"Puh."

(Der DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig über die Aussichten, in einem möglichen Viertelfinale auf Spanien zu treffen. Vollständig sagte er: "Ich bin natürlich beeindruckt von den Spaniern. Das ist wirklich eine gute Truppe – puh.")

Das war die Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Fußball-EM 2024. Sie erscheint an allen Spieltagen zusätzlich zur Morgenausgabe. Keine Lust auf Fußball? Regelmäßig zeigt das Berliner Kino Babylon Wim Wenders' Klassiker Himmel über Berlin von 1987. Auch an diesem Dienstag, um 17 Uhr. Die Geschichte zweier Engel, einer will wieder Mensch werden, weil er sich in eine Trapezkünstlerin verliebt hat. Mit Bruno Ganz, Otto Sander, ganz viel Berlin, und Nick Cave ist auch dabei. Besser wird Kino nicht.  

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