Die EM-Spezialausgabe am Sonntag, 30. Juni
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Die EM-Spezialausgabe am Sonntag, 30. Juni
von Christian Spiller
Ressortleiter Sport ZEIT ONLINE 

Guten Morgen. Die deutsche Mannschaft steht im Viertelfinale der Fußball-EM. Viel mehr muss man an diesem Sonntagmorgen eigentlich nicht wissen. 

Die Szene des Vortags

Meist entscheiden Tore über den Ausgang eines Spiels. Manchmal aber auch Nichttore. Wie viele Millimeter Dänemarks Thomas Delaney vor dem Nicht-0:1 nun im Abseits stand, hat die Uefa nicht kommuniziert. Auf den offiziellen Bildern des Videobeweises war lediglich eine Fußspitze zu erkennen, wenn überhaupt. "Wir reden über einen Zentimeter. Kann das wirklich die zweifelsfreie Wahrheit sein? Lässt sich der Zeitpunkt des Abspiels so genau bestimmen?", haderte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand nach dem Spiel mit der kalibrierten Linie und dem Schicksal. Das Tor der Dänen zählte nicht, dafür gab es nicht einmal eine Minute später einen Videobeweishandspielelfmeter, der das Spiel in Richtung Deutschland kippen ließ. Kein unverdienter Sieg, aber einer mit großzügiger Unterstützung kalter Technik. Sonst ging es in Dortmund durchaus heiß zu: "Die Sache nahm bisweilen delirienhafte Züge an", schreibt mein Kollege Oliver Fritsch aus dem Stadion. Und schauen Sie sich dieses Bild an, da stimmt einfach alles. 

© Shaun Botterill/Getty Images

Das Spiel des Tages

Spanien gegen Georgien (21 Uhr, ARD). Ein Achtelfinale, auf das man sich vorbehaltlos freuen kann. Weil hier der deutsche Viertelfinalgegner ermittelt wird. Und weil zwei hinreißende, aber völlig verschiedene Mannschaften aufeinandertreffen: die präziseste und die leidenschaftlichste. Spaniens Spieler unterschreiten dank einer guten Ausbildung und der von klein auf eingeübten Ballbesitzphilosophie nie ein Mindestniveau, da ist fast egal, wer spielt. In diesem Jahr bekommt das System, dem früher gerne mal Tempo fehlte, durch die flinken Flügelspieler Nico Williams und Lamine Yamal noch mal ein Update. Die Georgier hingegen sind die neuen Isländer. Sie haben sich bereits in die Herzen Europas gekontert. Ein georgischer Sieg wäre eine der größten Sensationen der EM-Historie – und irgendwie traut man es ihnen sogar zu. Auch weil Trainer Willy Sagnol seinen Spielern solche Sätze mitgibt: "Wenn du den Ball hast, erinnere dich, wie das war mit 17, 18 Jahren, als du nicht nachgedacht hast. Mach genau das." 

© Kevin C. Cox/Getty Images

Das weitere Spiel: 

England–Slowakei (18 Uhr, ZDF) 

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Wer wird heute wichtig?  

Phil Foden. Der Engländer reiste in diesen Tagen kurz aus dem EM-Camp ab. Seine Frau bekam das dritte gemeinsame Kind. Gut möglich, dass da der nächste Influencer geboren wurde. Fodens vierjähriger Sohn Ronnie hat schon vier Millionen Follower auf Instagram und überzeugt mit Videos von Hüpfburgen und vom Welpenyoga. Nun ist Foden wieder zurück, er und seine Engländer könnten ein wenig Beflügelung gebrauchen. Die Engländer spielen bisher den langweiligsten Fußball des Turniers. Auch Phil Foden, im Trikot von Manchester City kaum zu halten, reißt in der Nationalmannschaft bisher wenig. Für die Slowakei dürfte es noch reichen. Doch sollte es bald vorbei sein für England, dürften vor allem Eltern glücklich sein. Fodens Topfschnitt ist das schlimmste Frisurenvorbild seit Ronaldo 2002. 

© Justin Setterfield/gettyimages

Die Floskel des Tages  

"Vaya Pepinazo!"

(Was für eine große Gurke!, spanisch)

Im Deutschen ist die Gurke eher negativ konnotiert. Es wird rumgegurkt und wenn ein Spieler weit vorbeischießt, dann war der Schuss eine Gurke. Im Spanischen hat das Gemüse augenscheinlich einen besseren Ruf. Ein richtig toller Fernschuss wird mit einer Riesengurke verglichen.

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Wer ist schon Europameister?  

Aurelie Bories. Eine Französin natürlich, im Pétanque. Diese Boulevariante befeuert ja ultimative mediterrane Fantasien: Im Sonnenuntergang mit Strohhut auf dem Kopf in einem Städtchen der Provence mit ein paar kauzigen grand-pères um maximale Lässigkeit wetteifern. Den Rosé in der rechten und die Gauloises in der linken Hand und noch irgendwie die Kugeln werfen, unter den Schuhen knirscht der Kies. Bei Aurelie Bories sah das sicher alles professioneller aus, sie wurde in diesem Jahr in der Schweiz Europameisterin im Einzelwettbewerb der Frauen, dem sogenannten Tête-à-Tête. Heißt wirklich so. 

© Miguel Medina/AFP via Getty Images

Was war das Zitat des Tages?

"Wir wissen, dass wir jeden schlagen können. Wir wissen aber auch, dass wir auch zu schlagen sind."

(Joshua Kimmich bringt's auf den Punkt.)

Das war die Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Fußball-EM 2024. Sie erscheint an allen Spieltagen zusätzlich zur Morgenausgabe. Keine Lust auf Fußball? Sonntag ist ja eigentlich Tatort-Tag, nur läuft in der ARD da EM. Deshalb den besten Tatort aller Zeiten einfach nachgucken: Duisburg-Ruhrort, 1981, der erste Fall von Horst Schimanski, also Götz George. Damals eine neue Art von Krimi, noch rauer und kompromissloser als eine Grätsche von Toni Rüdiger.  

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