Die EM-Spezialausgabe am Dienstag, 9. Juli
iomb_np
Was jetzt?
Die EM-Spezialausgabe am Dienstag, 9. Juli
von Laura Sophia Jung
EM-Redakteurin, ZEIT ONLINE 

Guten Morgen. Tapas oder Apéro? Diese Frage wird in der neuen Folge der EM-Foodwars, dem ersten Halbfinale, entschieden. Die gute Nachricht: Es ist erlaubt, sich beim Spiel beides zu gönnen. Und zwar nicht nur nacheinander. 

Das Spiel des Tages  

Frankreich gegen Spanien. Im Prinzip ist jedes Spiel gegen Spanien ein vorgezogenes Finale. Dieses hier ist noch dazu ein Klassiker unter den K.-o.-Spielen: Viermal trafen die beiden Mannschaften schon bei einer WM oder EM aufeinander. Erst einmal mit gutem Ausgang für die Spanier, bei der EM 2012. Da verteidigten sie dafür auch gleich den EM-Titel. Spaniens Chancen stehen auch heute gut: Sie haben die Deutschen im Viertelfinale gebrochen und Frankreichs Stürmer Kylian Mbappé sich schon in der Vorrunde die Nase. Les Bleus mauern sich seither durch die EM. Schön ist das oft nicht, aber eben stabil. Die Spanier hingegen zimmern ihren Gegnern jede Menge Tore rein und haben, wenn es ans Abdichten geht – das wissen alle Deutschlandfans – manchmal einfach ein glückliches Händchen. 

Anzeige
desktop timertrk_px

Wer wird heute wichtig?  

Mike Maignan. Der Torwart der Franzosen hat 94 Prozent aller Schüsse auf sein Tor gehalten. Ohne seine Paraden wäre die équipe minimaliste mit ihren bislang drei Toren (!) sicher nicht bis ins Halbfinale gekommen. Trotz stabiler Abwehr. Nur ein Elfmeter von Robert Lewandowski ging Maignan durch – und das auch erst im zweiten Anlauf. Weil Maignan sich beim ersten parierten Versuch zu früh von der Torlinie bewegt hatte, durfte Lewandowski noch mal ran. Lächerlich, fand Maignan und schrieb in einer Instagram-Story: "Neue Regel ab 2026! Der Torwart muss dem Schützen beim Elfmeter den Rücken zudrehen." Dass Maignan auch dann halten würde, ist zumindest nicht ausgeschlossen.   

© picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Und wer wird noch wichtig? 

Fabián Ruiz. Er wird versuchen, einen Weg vorbei an Magic Mike zu finden. Entweder selbst oder indem er einen seiner Mitspieler mit einem Pass losschickt. Er hat bei dieser EM zweimal getroffen, zwei Tore vorbereitet. Beim plättenden 3:0 gegen Kroatien wurde er Mann des Spiels. Dass trotzdem verhältnismäßig wenig über ihn geredet wird, liegt daran, dass es in der spanischen Nationalmannschaft eine ähnliche Promidichte wie im Kardashian-/ Jenner-Clan gibt. In jeder anderen Familie wäre Kylie Jenner unbestritten der Star, aber hier … Bei Spanien sitzen sogar Stars oft nur auf der Bank: Dani Olmo, Joselu. Ruiz’ Trainer Luis de la Fuente glaubt, einen anderen Grund dafür gefunden zu haben, dass Ruiz unterschätzt wird: "Wenn er Brasilianer wäre, würdet ihr nur über ihn reden." Oder auch nicht. Brasilien ist nämlich im Viertelfinale der Copa América ausgeschieden.

© picture alliance/dpa | Marius Becker

Liebes Deutschland, … 

(Sébastien Buron, L'Équipe, Frankreich) 

Die Überraschung des Tages für mich: nur eine Minute Verspätung bei Abfahrt und Ankunft auf dem Weg von Leipzig nach Frankfurt. Ein Traum! Und dann … 40 Minuten warten auf den Anschluss nach Düsseldorf. In Deutschland sind ständige Verspätungen und sogar Zugausfälle offenbar die Norm. Ebenfalls die Norm: Leute, die sich in den Waggons extrem laut unterhalten; die Tatsache, dass man für eine Sitzplatzreservierung extra zahlen muss – und eventuell die Fahrt im Gang sitzend oder stehend verbringt, wenn man das nicht tut. Die Deutschen scheinen sich damit einfach zu arrangieren, wir Franzosen haben uns daran bisher nicht gewöhnt. Aber Deutschland hat zum Glück andere Tugenden. Zum Beispiel kann man zur Aufheiterung Wein aus 20-Zentiliter-Gläsern trinken oder sich ein Schnitzel reinpfeifen! 

© picture alliance/dpa | Martin Schutt

Die Floskel des Tages  

"Fusiler le gardien"

(Den Torwart erschießen, Französisch) 

Ironischerweise trifft derjenige, der dem französischen Sprichwort nach den Torwart erschießt, nicht ihn, sondern das Tor. Ein absolut unhaltbarer Ball wird zum Todesschuss für den Torwart. Wenn man sieht, wie manch ein geschlagener Keeper danach zu Boden sinkt, muss man sagen, treffende (pardon!) Beschreibung. 

Anzeige
desktop timertrk_px

Wer ist schon Europameister?  

Tschechien. Jan Brtnik gewann 2023 die Heim-EM der Hirschrufer in Brünn. Bei dieser in Deutschland vor allem in Bayern beliebten Sportart geht es darum, Hirschgeräusche möglichst authentisch zu imitieren. Und zwar verschiedene: In der Vorrunde sollte die Stimme eines jungen, suchenden Hirsches nachgeahmt werden, gefolgt vom Schrei eines im Kampf siegreichen Exemplars. Im Finale dann die Stimme des Platzhirsches und die Stimme eines alten, suchenden Hirschs. Hilfsmittel wie Tritonschnecken (die viele sich wohl eher ans Ohr halten, um das Meer rauschen zu hören), Ochsenhörner oder ausfahrbare Plastikzylinder sind erlaubt. Das Aufspießen der Konkurrenz mit einem Geweih nicht.  

© Andrea Chioldin / Unsplash

Was war das Zitat des Tages? 

"Glückwunsch an alle Franzosen, die sich dafür eingesetzt haben, dass dieses schöne Land nicht von der extremen Rechten regiert wird."

(Jules Koundé beglückwünscht seine Landsleute zum Wahlergebnis. Vielleicht können diese ihm heute Abend dann zum Finaleinzug gratulieren.) 

Das war die Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Fußball-EM 2024. Sie erscheint an allen Spieltagen zusätzlich zur Morgenausgabe. Keine Lust auf Fußball? Besuchen Sie doch den Wildpark Lüneburger Heide. Dort können Sie Zwergziegen streicheln, gigantische Bartkaninchen beobachten und natürlich Hirsche. Die röhren zwar im Juli nicht, aber sie reiben ihre Geweihe an Baumstämmen und Sträuchern. Vielleicht eine Inspiration für eine neue Europameisterschaft? 

Hatten Sie Spaß damit, hat Sie etwas geärgert? Hier können Sie uns Feedback schicken