Guten Morgen! Ob Spaghetti oder Baguette: Das ironische Zerbrechen gegnerischer Nationalspeisen war eines der Highlights des ersten EM-Spieltags. Müssen wir heute um die ungarische Salami bangen?
Die Szene des Vortags
Die Wasserfälle im Signal Iduna Park. In Strömen floss der Regen vom Dach des Dortmunder Stadions. Auch die Fanzone blieb wegen des Unwetters geschlossen, obwohl die Stadt mit Zehntausenden Türkei- und Georgien-Fans gerechnet hatte. Die hatten trotzdem reichlich zu feiern: Die Begegnung zwischen der inoffiziellen zweiten Heimmannschaft und dem EM-Neuling vom Kaukasus war fulminant, es fielen sogar die mythischen Worte: Spiel des Turniers! Für solche Spiele gehen die Leute ins Stadion, schreibt mein Kollege Tammo Blomberg. Es regnete – sorry! – Torchancen auf beiden Seiten. Dreimal Aluminium, zwei Traumtore und zum Schluss fast noch der Ausgleich – bis Kerem Aktürkoğlu in der letzten Szene des Spiels zum 3:1 für die Türkei ins leere Tor traf. Bei der Intensität dürfte der nasse Rasen nach dem Abpfiff trocken gewesen sein.
Deutschland gegen Ungarn (18 Uhr, ARD). Das 5:1 gegen Schottland hat Euphorie ausgelöst. Aber noch immer ist unklar: Waren die Deutschen so gut oder die Schotten so schlecht? Gegen Ungarn zeigt sich, in welcher Form die DFB-Elf wirklich ist. Ungarn hat sein Auftaktspiel gegen die Schweiz 1:3 verloren, muss also was tun. In der jüngeren Vergangenheit tat sich die deutsche Mannschaft gegen Ungarn stets schwer. Es könnte also deutlich zäher werden. Und auch einige ungarische Fans stehen in dem Ruf, nicht ganz so unschuldig-feiernd daherzukommen wie die Schotten. Schade, dass Leon Goretzka nicht dabei ist.
Die weiteren Spiele:
Kroatien – Albanien (15 Uhr)
Schottland – Schweiz (21 Uhr)
Wer wird heute wichtig?
Dominik Szoboszlai. Seit 70 Jahren sucht Ungarn einen Nachfolger für den legendären Spielmacher Ferenc Puskás, der dem "Zehner" die Nummer 10 gab und eine Goldene Elf ins WM-Finale 1954 führte. In Szoboszlai, dem Mittelfeldspieler des FC Liverpool, wollen sie ihn gefunden haben. Und um unsere Altersrekord-Beobachtungen an dieser Stelle konsequent fortzuführen: Mit 23 Jahren ist der ehemalige Leipziger der jüngste Kapitän der EM-Historie.
Sie kennen es vom Frühlingsputz: In den hintersten Ecken, ganz oben, wo man nur schwer rankommt, sammeln sich die Spinnweben. Genau da landete auch der Ball des türkischen Stürmers Arda Güler gestern, sein Traumschuss schlug im obersten linken Eck ein. Es hat die Spinnweben weggewischt, würden unsere französischen Kollegen schreiben. Das Tor können die Putzmannschaften im Dortmunder Stadion also guten Gewissens überspringen.
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Wer ist schon Europameister?
Deutschland, genauer gesagt: Ruslan Sivirincuk. Anfang Juni wurde der 48-Jährige in Dortmund Europameister im Schachboxen. Bei dieser Sportart brauchen die Sportler gleichermaßen Birne und Boxhandschuh. Die Gegner treten abwechselnd im Ring und vor dem Schachbrett gegeneinander an. Sivirincuk bezwang im Schwergewichtsfinale seinen Namensvetter Ruslan Sahovs aus Lettland. In der fünften Runde ging dem Letten die Zeit auf dem schwarz-weißen Karo aus. Fußballschach gibt es zwar noch nicht, aber die Schachabteilung des FC St. Pauli hat jüngst einen echten Weltstar verpflichtet: Magnus Carlsen. Kann der eigentlich kicken?
Was war das Zitat des Tages?
"Nach einer schlaflosen Nacht bin ich jetzt in dem Stadium, wo ich über gewisse Memes und Fotos lachen kann."
(Ganz intuitiv lenkte der österreichische Abwehrspieler Maximilian Wöber im Spiel gegen Frankreich den entscheidenden Ball ins Tor – allerdings ins eigene. Der Bundesligaprofi bezeichnete sich selbst als "Trottel der Nation". Gut, dass er seinen Humor wiedergefunden hat.)
Das war die Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Fußball-EM 2024. Sie erscheint an allen Spieltagen zusätzlich zur Morgenausgabe. Keine Lust auf Fußball? Mit der App Really Bad Chess können Sie Schach mit völlig zufälliger Figurenverteilung ausprobieren. Sieben Türme, fünf Springer, drei Damen – vielleicht sieht so ja das Spielbrett nach zu vielen Runden Schachboxen aus.