Guten Morgen. Wout Weghorst wurde eingewechselt und hat nicht getroffen. Wir hoffen, wir haben mit unserer gestrigen Empfehlung keinen Sommermailchen-Fluch geschaffen …
Die Szene des Vortags
Die Großzügigkeit des Adrien Rabiot. Alles hatte der Franzose bis dahin richtig gemacht. Die kurze Täuschung, um sich Platz im Mittelfeld zu verschaffen. Der genaue Pass auf den Teamkollegen Marcus Thuram an der Strafraumkante. Der Laufweg in den Sechzehner hinein. War der Spielzug zu perfekt? Oder noch nicht perfekt genug? Jedenfalls stand Rabiot dann allein vor dem niederländischen Torwart und … legte noch einmal quer. Adrien Rabiot hätte das Topspiel gegen die Niederlande entscheiden können, so blieb es beim 0:0. Rabiot war nicht eigensinnig genug. Schreibt man auch nicht oft über Profifußballer. Einziger Trost: Im Achtelfinalrechner von ZEIT ONLINE sahen beide Teams nach dem Spiel, dass ein Unentschieden das fast ideale Ergebnis war.
Türkei gegen Portugal (18 Uhr, ZDF). Das Topspiel der "Puls auf 180"-Gruppe. Die Türken haben so einiges bewiesen in ihrem Auftaktspiel gegen Georgien: Traumtore? Können sie. Regen? Bemerken sie nicht. Ihre Fans? Pfeifen immer und laut. Werfe den ersten Stein, wer nicht schon die Worte "Geheimfavorit" und "inoffizielle Heimmannschaft" im selben Satz geraunt hat. Gegen Portugal kann das türkische Team beweisen, dass es nicht nur gegen EM-Neulinge mithält, sondern auch gegen ehemalige Titelträger. Die Portugiesen müssen cool bleiben, haben aber im ersten Gruppenspiel schon eine klassische Kühlmethode angewandt: sich die Kleidung vom Leib reißen. Cristiano Ronaldos Einfluss auf den portugiesischen Nachwuchs ist offensichtlich.
Kevin De Bruyne. Gibt es einen Spieler im europäischen Fußball, dessen Leistungen zwischen Club und Nationalmannschaft derart schwanken? Mit Manchester City gelingt De Bruyne alles. Mit Belgien ist er – mal wieder – schwach in ein Turnier gestartet. Gegen Rumänien, deren Fans im Auftaktspiel für die bisher vielleicht beste Stadionatmosphäre gesorgt haben, müssen die Roten Teufel schon gewinnen – auch weil die Ukraine gestern die Slowakei schlug. Vielleicht kann der Belgien-Coach Domenico Tedesco noch fix einen neuen Assistenztrainer einstellen. Wie wäre es mit Pep Guardiola?
Hat tatsächlich mit einem defensiven Beißer, der wie eine Klette am gegnerischen Spielmacher hängt, nichts zu tun. Klettes steht umgangssprachlich für Nullen. Wenn Sie in einer Brüsseler Fußballkneipe also diesen Spruch hören, spielt mindestens eine Mannschaft wie absolute Pfeifen.
Wer ist schon Europameister?
Nordirland. Im kroatischen Osijek ballerten die nordirischen Ritter im Finale der Völkerball-EM die österreichischen Adler aus der Halle. Es war der zweite Titel in Folge für die Nordiren. Spricht man da schon von einer Dynastie? Deutschland war im Übrigen nicht mal für das Turnier qualifiziert. Ein schwerer Schlag für alle, die im Sportunterricht dachten, sie seien im Völkerball international sowas von konkurrenzfähig. Zum Beispiel der Autor dieses Letters.
(Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach dem 2:1 der Ukraine gegen die Slowakei)
Das war die Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Fußball-EM 2024. Sie erscheint an allen Spieltagen zusätzlich zur Morgenausgabe. Keine Lust auf Fußball? In Berlin steigt die Lange Nacht der Wissenschaften. Ob eine Tour über die Intensivstation im Helios-Klinikum oder einem Maler zuschauen, der von einer künstlichen Intelligenz unterstützt wird – weiter weg von der Europameisterschaft kommen Sie vermutlich nicht.