Lieber Herr Do,
wann ist die beste Zeit im Leben eines Menschen? Mit dieser Frage habe ich mich ja im Editorial der aktuellen Ausgabe beschäftigt. Und darauf nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine subjektive Antwort gegeben: Laut Studien sind Menschen zwischen 26 und 30 Jahren am glücklichsten. Ich persönlich bin es jetzt. Mit 57. 

Klar, meiner großen Leidenschaft Fußball kann ich nur noch als Zuschauer nachgehen, und ein Sixpack habe ich auch nur noch im Kühlschrank. Zum Autofahren brauche ich eine Brille, zumindest, wenn es dunkel ist, und mein einst dunkelblondes Haar weist einen zunehmend silbrigen Glanz auf. Typische Alterserscheinungen eben. Ich bin gesund, lebe beruflich und privat meinen Traum und liebe das Leben. Alles paletti also.

Über meine emotionalen Fähigkeiten können andere möglicherweise besser urteilen, genauso wie über meine kognitiven. Bisher halten sich die kritischen Kommentare dazu in beiden Fällen aber noch in einem annehmbaren Rahmen. 

Anders scheint die Lage beim amtierenden US-Präsidenten zu sein. Hier zielt die öffentliche Kritik weniger auf das Verhalten oder das Aussehen von Joe Biden – sondern vielmehr auf die intellektuelle Zurechnungsfähigkeit des 81-Jährigen. Ist es bei seinem rund drei Jahre jüngeren Rivalen Donald Trump die charakterliche Eignung, die nicht wenige in Zweifel ziehen, so schwindet selbst bei den überzeugtesten Anhängern Bidens der Glaube an die geistigen Fähigkeiten des Amtsinhabers. Zu deutlich wurde bei der jüngsten Fernseh-Debatte die voranschreitende Alterung Joe Bidens sichtbar. Beim ersten TV-Duell, das ganz offiziell den Präsidentschaftswahlkampf 2024 eröffnete, hinterließ der schlaksige Demokrat einen erschütternden Eindruck. Während der 78-jährige Donald Trump in gewohnt breitbeinigem Angriffsmodus seine vermeintlichen Wahrheiten in klaren Fünf-Wort-Sätzen in die Wahlkampfarena feuerte, verhaspelte sich der Amtsinhaber in einem unverständlichen Buchstabensalat, verwechselte Namen und Größenordnungen und verlor zwischendrin auch schon mal ganz den Faden. Während Herausforderer Trump am Ende der rund 90-minütigen CNN-Debatte mit selbstbewusstem Gang die Bühne verließ, musste ein tattrig und gebrechlich wirkender US-Präsident am Arm seiner Frau vom Podium geführt werden. Ein erbärmliches Bild, das die Überzeugung vieler Demokraten auf eine erfolgreiche Wiederwahl Bidens am 5. November in Sekundenbruchteilen erodieren ließ. Was viele schon befürchtet hatten, konnte jetzt jeder sehen: Der mächtigste Mann der Welt ist möglicherweise seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen. Oder wie es der Chefredakteur des „Stern“, Gregor Peter Schmitz, in einem Kommentar formulierte: „Joe Biden hat am Donnerstagabend auf der Bühne in Atlanta ein Gefühl geweckt. Allerdings eines, das bislang noch kein Bewerber um das Weiße Haus hervorgerufen hat: Mitleid.“
Tattrig wirkt Joe Biden nicht nur während der TV-Debatte, sondern auch bei seinem Abgang von der Bühne. Seine Frau Jill muss ihn stützen
 
Weltweit hat der TV-Auftritt Bidens Entsetzen hervorgerufen. Hielten schon vor der Fernseh-Debatte mehr als zwei Drittel der Amerikaner Joe Biden für zu alt für eine zweite Amtszeit, dürfte nun kaum noch jemand zu finden sein, der davon überzeugt ist, dass der greise (wirkende) Demokrat den Belastungen des Wahlkampfes gewachsen ist. Geschweige denn den Herausforderungen einer vierjährigen Präsidentschaft. 

Noch stärkt nicht nur Bidens Frau Jill dem amtierenden Präsidenten den Rücken, auch namhafte Demokraten wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama sprechen sich weiter für Joe Biden als Präsidentschaftskandidaten aus. Das US-Nachrichtenportal „axios“ berichtet jetzt mit Verweis auf das Umfeld des Präsidenten allerdings, dass der 81-Jährige nur noch sechs Stunden am Tag voll leistungsfähig sei. Von 10 bis 16 Uhr „ist Biden zuverlässig im Einsatz“. Viele seiner öffentlichen Auftritte würden deshalb in diese Zeit fallen. Außerhalb des sechsstündigen Zeitfensters „oder auf Auslandsreisen“ neige der Präsident dagegen zu verbalen Ausrutschern und Ermüdungserscheinungen, wie auch der „Tagesspiegel“ schreibt. Das 90-minütige TV-Duell begann um 21 Uhr Ortszeit.

Inzwischen hat sich Biden selbst zu seinem Katastrophenauftritt geäußert, den rund 48 Millionen US-Amerikaner live an den Bildschirmen verfolgten. Er sei erschöpft gewesen. Gründe für seine Müdigkeit seien die vielen Dienstreisen gewesen, die er in den Tagen und Wochen zuvor angetreten hatte. Er sei kurz vor der TV-Debatte mehrmals um die Welt gereist, was „nicht sehr klug“ gewesen sei, sagte er jetzt vor Journalisten. Er habe nicht auf seine Mitarbeiter gehört – „und dann bin ich auf der Bühne fast eingeschlafen“. Das sei zwar keine Entschuldigung, aber eine Erklärung, so Biden, den sein Herausforderer Trump immer wieder als „Sleepy Joe“ verhöhnt.
Donald Trump verunglimpfte Kontrahent Biden schon 2020 als „Sleepy Joe“. Inzwischen kursieren schon entsprechende, KI-generierte Bilder im Internet
 
Ein Mann jenseits der 80, der innerhalb weniger Tage mehrere Zeitzonen überwindet, zwischen seinem Regierungssitz in Washington, der US-amerikanischen Westküste und Europa hin- und herreist, dabei offizielle Staatsbesuche und kraftraubende Wahlkampfauftritte absolviert, darf durchaus Ermüdungserscheinungen zeigen. Schon für einen gewöhnlichen kerngesunden Mittdreißiger wäre das Programm eines solchen Spitzenpolitikers allein in körperlicher Hinsicht schwer zu bewältigen. Für einen 81-Jährigen scheint ein solches Arbeits- und Reisepensum fast schon grotesk zu sein. Und es wäre deshalb wahrlich kein Eingeständnis einer Schwäche, wenn Joe Biden einräumen würde, dass er den Belastungen einer weiteren Präsidentschaft nicht mehr gewachsen ist. Es wäre vielmehr die Anerkennung einer biologischen Gewissheit: Der Mensch ist nicht unsterblich. 

Joe Biden hat in seiner jahrzehntelangen politischen Laufbahn große Verdienste um die Demokratie in Amerika erworben.
Und schon deshalb ist es für viele Außenstehende völlig unverständlich, dass (laut aktuellen Umfragen) die Mehrheit der US-Wähler ihr Schicksal eher einem notorischen Lügner und überführten Straftäter anvertraut als einem zwar tattrig wirkenden, aber erwiesenermaßen verlässlichen und weltweit anerkannten Staatsmann.

Oder wie es der deutsche Journalist Gabor Steingart formulierte: „Trump vs. Biden: Der unmögliche Präsident trifft auf die Alternative, die keine ist.“
Donald Trump (l.) und Joe Biden beim TV-Duell am vergangenen Donnerstag. Biden, drei Jahre älter als Herausforderer Trump, wirkte bei der Debatte in vielen Momenten überfordert
Credit: Imago
 
Bleibt noch die Frage zu klären, ob und wie man überhaupt den Alterungsprozess aufhalten, zumindest aber verlangsamen kann? Die Antwort liegt in unseren Zellen. Und das passende Buzzword dazu heißt Longevity. Es bezeichnet den Wunsch nach einem längeren und zugleich gesünderen Leben. Es nutzt schließlich niemandem etwas, zwar älter zu werden – aber dadurch einfach nur länger krank zu sein. Neben neuen, trendigen Produkten der Lebensmittel- und Pharmaindustrie sind es die altbekannten Methoden, die ein langes und gesundes Leben garantieren sollen: fett- und kalorienarmes Essen, viel und regelmäßige Bewegung, kaum Alkohol, keine Zigaretten, ausreichend Schlaf, wenig Stress – und: soziale Bindungen. „Gute Beziehungen wirken offenbar wie ein Schutzfaktor: Menschen, die mit ihren sozialen Beziehungen glücklich sind, bleiben länger körperlich gesund und auch geistig fit“, schreibt die „Frankfurter Rundschau“. Die Forschung könne anhand dessen sogar Vorhersagen für die Zukunft einer Person treffen: Je glücklicher ein Mensch im Alter von 50 Jahren in seinen Beziehungen sei, desto gesünder wird er im Alter von 80 Jahren sein, so die Ergebnisse einer Langzeitstudie, die Harvard-Wissenschaftler bereits im Jahr 1938 aufsetzten.

Ich wünsche Ihnen eine glückliche Woche – bleiben Sie gesund und heiter,

Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 
 

In unserer aktuellen Ausgabe überzeugt Laura Engelmann mit ihrer atemberaubenden Natürlichkeit – und sorgt mit ihrer Berufswahl bei vielen PLAYBOY-Lesern für Erstaunen: Die 23-Jährige ist angehende Polizistin. Wie sie die Aktbilder mit ihrer Polizeikarriere vereinbart und was sie beim PLAYBOY-Shooting erlebte, verrät unsere Miss Juli hier im Interview  … 
ZUM INTIM-TALK

Wenn Deutschland am Freitag ab 18:00 Uhr bei der EURO 2024 gegen Spanien um den Einzug ins Halbfinale kämpft, werden wieder Millionen Fans vor den TV-Geräten mit der DFB-Elf bangen. Schließlich geht es um den EM-Pokal, den die kommenden Europameister am 14. Juli in den Berliner Nachthimmel recken werden. Was aber macht den silbernen Henri-Delaunay-Pokal eigentlich so besonders? Und was steckt hinter der zehn Kilo schweren Trophäe aus Sterlingsilber? Hier kommt Ihr EM-Wissen für die Halbzeitpause …  
ZUM EM-WISSEN
 

Gutes Essen, Sex, Sport oder das Smartphone: Was ist für Sie unentbehrlich? Eine aktuelle Studie klärt jetzt auf – und enthüllt, ob iPhone-Besitzer eher einen Monat auf Sex verzichten würden als auf ihr Smartphone …
ZUR SEX-STUDIE

Strandurlaub im Sommer kann jeder. Wir gehen 2024 auf Kulturreise – und zwar zu diesen sieben Festivals für jeden Musik- und Party-Geschmack …
ZUR FESTIVAL-TOP-7
 

Ganz egal wie das Viertelfinal-Spiel Deutschland gegen Spanien bei der EURO 2024 ausgeht – einen Grund zu feiern haben wir am Wochenende in jedem Fall. Denn mit dem „World Kiss Day“ wird auch in diesem Jahr am 6. Juli unser wohl liebster Feiertag zelebriert. Und da machen wir natürlich mit: Hier kommen 6 wissenswerte Fakten rund ums Küssen …
ZUM KUSS-TAG

Richtig. Und zwar mein Lieblings-WITZ der Woche:Ein Paar geht zu einem Sextherapeuten. Der fragt: „Was kann ich für Sie tun?“ Die Frau antwortet: „Würden Sie uns beim Sex zuschauen?“ Der Therapeut ist etwas irritiert, aber er stimmt zu. Als das Ehepaar fertig ist, sagt er: „Es ist nichts Ungewöhnliches bei Ihrer Art, Sex zu haben“, und verlangt 60 Euro für die Sitzung. Das Gleiche wiederholt sich etliche Male in den nächsten Monaten. Das Paar macht einen Termin, hat Sex, zahlt und geht. Irgendwann fragt der Therapeut: „Was genau versuchen Sie eigentlich, bei mir herauszufinden?“ Der Mann sagt: „Nichts. Es ist nur so: Sie ist verheiratet, und wir können nicht zu ihr. Ich bin verheiratet, also können wir auch nicht zu mir. Das ,Best Western‘ nimmt 110 Euro für ein Zimmer, das ,Hilton‘ 165. Bei Ihnen machen wir es für 60 Euro und kriegen noch jeder 25 Euro Zuschuss von der Krankenkasse.“ – Weitere Playboy-Witze finden Sie hier ...
NOCH MEHR SPASS
 
 
Sie möchten den Newsletter nicht mehr erhalten? Newsletter abbestellen.
Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie weitere Informationen zu Playboy wünschten.
 
Kouneli-Media GmbH, Kaiser-Ludwig-Platz 5 , 80336 München
Geschäftsführer: Florian Boitin, Myriam Karsch
Amtsgericht München, HRB 251273