Der Herr ist nahe – allen, die Abstand halten? Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Aber funktioniert der Fronleichnamsgottesdienst mit zwei Metern Sicherheitsabstand und Mundschutz? Da mag man noch so sehr die Heilige Corona anflehen – irgendwie passt das alles nicht richtig zusammen. Unser Glaube verlangt Nähe, Berührung. Auch wenn schon der alte Weisheitsprediger Kohelet uns ans Herz legt, dass es eine Zeit der Umarmung gibt – und eine Zeit, sich der Umarmung zu enthalten: Ich brauche für meinen Glauben die Nähe! Die Berührung, die mein Herz anrührt. Der Herr ist nahe, allen die ihn rufen – aber doch nicht allen, die Abstand halten! Michelangelo zeigt die Hand Gottes, die Adam berührt. Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Jesus seine heilende Hand auflegt. Kranke, Lahme, Blinde – alle suchen seine Nähe. Es reicht schon aus, wenigstens sein Gewand zu berühren, um gesund zu werden. Selbst bei allem Fortschritt der Intensivmedizin – Säuglinge im Brutkasten brauchen die Berührung der zärtlichen Hand zum Überleben! Klar, der Segen Gottes mag auch durch den TV-Monitor wirksam sein, aber spürbar wirksam wird er erst durch die aufgelegte, segnende Hand. Selbst, wenn am Ende unseres Lebens nichts mehr hilft: Die haltende Hand, die nicht loslässt, hilft immer, bevor dann die offenen Arme Gottes übernehmen werden. Doch der Himmel kann bitte noch warten – dafür gibt es gegenwärtig kein besseres Rezept, als auf Abstand zu bleiben. Ich aber freue mich schon jetzt auf den Moment, wenn richtig intensive Nähe wieder möglich ist. Wenn meine Chefin mir auf die Schulter klopft und die Bettlerin am Dom mir wieder die Hand reicht – wenn ich selber umarmt werde und umarmen kann. Wenn mein Nächster nicht länger auf Abstand bleibt – und ich so Gottes Nähe spüre. Richtig berührbar und richtig spürbar. | Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur DOMRADIO.DE PS: Unser DOMRADIO.DE mit dem "guten Draht nach oben" funkt in diesen Tagen seit genau 20 Jahren erfolgreich. Eine echte Teamleistung! An jedem Morgen in diesen 20 Jahren habe ich alle in der Redaktion per Handschlag begrüßt – so wie mich mein erster Chef während meines Zivildienstes regelmäßig in Empfang nahm. Jetzt sitze ich im Homeoffice. Zoom heißt die Software, die uns nun per Video verbindet. Ein Zoomobjektiv holt entfernte Dinge ein wenig näher heran. Mehr aber leider auch nicht... |
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