| Weniger Miami, mehr Monsun gibt's derweil in der Hauptstadt. Fallwinde und Wolkenbrüche (T+) haben am Montag die letzten Zweifel weggespült: Berlins exotische Löwen-Safari war eine profane Wildschwein-Jagd. Die Hoffnungen, Berlin hätte mit der vermeintlichen Löwin ein legendäres Sommerlochtier gewonnen, wurden enttäuscht.
Dabei passt das Wildschwein zur Hauptstadt wie der Keiler zur Bache und empfiehlt sich fast schon zum inoffiziellen Wappentier. Zunächst das äußere Erscheinungsbild: Nicht umsonst werden Wildschweine auch Schwarzkittel genannt, die eleganten Borsten sind der ideale Zwirn für lange Abende von Borchardt bis Berghain. Die Keiler kombinieren dazu aufregende Body-Modifications (aka Hauer), die Bachen zeigen cooles Understatement, die Frischlinge glänzen mit figurbetonenden Streifen. Berliner Street-Style in Perfektion. Und apropos Berghain: auch von nackten Menschen lassen sich Wildschweine nicht aus der Ruhe bringen – selbst, wenn diese sie am See klatschend und rufend verfolgen.
Bei aller Berlin-Mitte-Attitüde haben Wildschweine außerdem ein Herz für den Stadtrand. Ausgedehnte Familien-Spaziergänge in den Grünanlagen und Gärten außerhalb des Rings sind sehr beliebt, als freundlichen Service bieten die Rotten ein gründliches Vertikutieren der Rasen mit Berliner Schnauze an. Und: Sowieso sind Berliner:innen und Wildschweine in Fragen des Zusammenlebens von einem ähnlichen Schlag. Die Tiere haben zwar ein ausgeprägtes Sozialleben, in der Rotte herrschen allerdings nicht selten raue Sitten: untereinander werden Rangkämpfe ausgetragen, es wird geschnappt, geschubst und gestoßen. Kernkompetenzen für eine Fahrt mit der U7 zu Feierabend – oder für einen sonntäglichen Wocheneinkauf bei Edeka am Südkreuz. Das soll eine Löwin den Berliner Wildschweinen erstmal nachmachen.
Und sonst? Der Senat verabschiedete in dieser Woche den Gesetzesentwurf zum geplanten Sondervermögen für Klimaschutz, es wurde zudem auf Anträge und Beantwortungen von Mails gewartet – mehr dazu im Wochenrätsel. Außerdem schlug Berlins Grünen-Fraktionschef eine Art Abwrackprämie 2.0 vor: „Wer sein Auto abmeldet, soll das Deutschlandticket drei Jahre lang kostenlos bekommen“. Das komplette Interview mit Werner Graf lesen Sie hier (T+).
Wie Sie das Wochenende gemütlich bis aufregend gestalten können – von der Dino-Safari, über ein kostenloses Open-Air-Konzert bis hin zu Kunst aus einem gespaltenen Land – hat wie immer Kollegin Ronja Merkel im Newsletter Tagesspiegel Weekender zusammengetragen, hier können Sie sich kostenlos anmelden.
Nun aber, Kaffee eingießen, Füße hochlegen und ab ins Checkpoint-Wochenrätsel. Vergangene Woche lautete das Lösungswort – natürlich! – LÖWENJAGD. Danke fürs Mitmachen! | |