heute blicken wir im Newsletter auf den morgigen Tag. Erstens, weil es am Samstag bekanntlich keine Newsletter gibt, und zweitens, weil morgen schon wieder ein Schicksalstag der SPD ist. Die frühere Neuköllner Bezirksbürgermeisterin und derzeitige Bundesfamilienministerin Franziska Giffey möchte bei der Wahl nächstes Jahr für die Sozialdemokraten antreten, um Regierende Bürgermeisterin der Hauptstadt zu werden. Sie und der Fraktionschef Raed Saleh sollen morgen als Spitzenduo der SPD aufgestellt und gewählt werden. Nun hat Giffey zur Unzeit ihre vermaledeite, in Teilen abgekupferte Dissertation wieder eingeholt, und außerdem gibt es ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen der Sozialdemokratin, die man im Grünen-Jargon eine Reala nennen würde, und einem Landesverband, der eher fundamentalistisch ausgerichtet ist. Die Frage ist also, selbst wenn Giffey gewählt wird (es wäre hilfreich, wenn sie sogar ein besseres Ergebnis als Saleh erzielte, der eher zu den Fundis zu rechnen ist), dann ist immer noch die Frage: Wie viel Giffey ist noch in Giffey, wenn sie ins Rennen geschickt wird, wie das heute ein kundiger Kollege im Tagesspiegel formuliert hat. Wird Giffey von Kühnert ferngesteuert? Es gibt einige Beispiele für sozialdemokratische Spitzenkandidaten, die sich Beinfreiheit ausbedungen hatten und dann doch in Fußfesseln loslaufen mussten. Aber bevor Giffey sich da bei Peer Steinbrück nach dessen Erfahrungen erkundigt, sollte sie vielleicht beim Parteitag selbst einfach die Sache mit der Dissertation beiseite wischen und sagen: Das hier sind meine unverhandelbaren Standpunkte. Wer mich wählt, der wählt diese Standpunkte mit. Sonst würde sie von Saleh und nicht zuletzt dem bisherigen Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert ferngelenkt. Kühnerts Nachfolgerin als Juso-Chefin, Jessica Rosenthal, und damit sind wir wieder im Hier und Heute, ist von Stefan Laurin für uns porträtiert worden. Ein spannendes Wochenende wünsche ich allerseits. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |