Liebe "Wort zum Sonntag"-Freunde, das "Wort zum Sonntag" vom 17. Dezember 2016 wurde von Wolfgang Beck gesprochen. Gewalt und der GlaubeEs knnte so schn sein: Der Lwe und das Lamm liegen nebeneinander. Das Kind spielt in der Nhe der Schlange und alle, die sich sonst das Leben schwermachen, vertragen sich. Es knnte alles so schn sein. Es ist die Bibel, genauer der Prophet Jesaja, der solche harmonischen und zugleich utopischen Bilder zeichnet. "Zu schn, um wahr zu sein", knnte man da meinen. Seine Texte werden vor allem in den Gottesdiensten der Adventszeit gelesen. Sie muten schon fast kitschig an. Ich jedenfalls mag sie nicht besonders, das muss ich gestehen. Sie haben etwas Provozierendes, weil das Leben eben doch ganz anders aussieht. Da macht der Lwe dem Lamm doch gerne mal "den Garaus". Und das ist noch harmlos gegenber all den Dingen, die Menschen anderen Menschen antun. Die Terroranschlge in gypten und in der Trkei, die Berichte aus der Stadt Aleppo sind da nur die jngsten Beispiele. Das bald hinter uns liegende Jahr hatte ein berma an Gewalt. Und dabei werden die Gewaltexzesse hinter manchen Wohnungstren noch nicht mal bercksichtigt. Womit uns Nachrichten und Zeitungen konfrontieren, ist schlielich immer nur ein kleiner Ausschnitt der bitteren Realitt. Zu dieser Realitt scheinen die biblischen Bilder kaum zu passen. Sie wirken eher wie schne Trumereien, um der Wirklichkeit zu entfliehen. Dann zu sagen, "alles wird gut", klingt fr mich wie Hohn. Nein, nur, weil ich das gerne mchte, wird noch lange nicht alles gut! Dabei haben sich gerade die Religionen, haben sich auch die christlichen Kirchen doch dieser Realitt zu stellen. Immer wieder steht schlielich der Vorwurf im Raum, dass die Religionen gewaltsame Konflikte hervorrufen und die Welt ohne Religionen friedlicher wre. Das ist vielleicht die heftigste Anfrage, die in den letzten Jahren auch von Religionswissenschaftlern an die Adresse der Religionen und Kirchen gerichtet wurde. Ja, die Geschichte des Christentums hat auch viele dunkle Kapitel. Das muss immer wieder klar benannt werden, ohne den Fingerzeig auf andere Religionen oder atheistische Ideologien. Die Gre der eigenen Religion zeigt sich nicht darin, wie effektiv sie mit dem Finger auf andere zeigt, sondern wie ernsthaft sie sich mit den eigenen Abgrnden beschftigt. In den Religionen, auch in den christlichen Reihen, gibt es Fanatiker und Extremisten, die sich schwer damit tun, anderes Denken und Glauben zu tolerieren. Darum haben wir uns den Vorwrfen immer wieder zu stellen. Das erfordert allerdings einen Spagat: einerseits die Verbundenheit mit den verfolgten und entrechteten Christen in der Welt in aller Klarheit auszudrcken. Sie haben wie alle Opfer verdient, dass wir entschieden an ihrer Seite stehen. Andererseits gilt es aber eben auch, wachsam gegenber dem eigenen Gewaltpotenzial zu sein. Das bedeutet, schmerzliche Anfragen und harte Kritik zuzulassen. Wenn christlicher Glaube selbstkritisch bleibt, dann bringt er, davon bin ich berzeugt, Menschen nicht gegeneinander auf, sondern fhrt sie zusammen. Nur dann sind die romantisch anmutenden Bilder der Bibel, die mit dem Weihnachtsfest bevorstehenden Gottesdienste und auch die feierlichen Traditionen keine Absurditt und kein Betubungsmittel fernab der Wirklichkeit. |