Ausgabe vom 23.06.2021

DAX kann von starken Einkaufsmanagerdaten nicht profitieren

DAX kann von starken Einkaufsmanagerdaten nicht profitieren
von Sven Weisenhaus

Die sinkenden Infektionszahlen und die damit verbundenen Lockerungen in der Corona-Pandemie führen erwartungsgemäß zu einer kräftigen Erholung in der deutschen Wirtschaft. Und dies betrifft inzwischen auch insbesondere den Dienstleistungssektor, der ja von den Einschränkungen am längsten betroffen war und teilweise auch noch ist. Aber inzwischen ist zum Beispiel Einkaufen im Einzelhandel wieder mit wesentlich weniger Hürden möglich, ebenso wie der Besuch der Gastronomie in Außen- und Innenbereichen.

Dienstleister mit höchstem Wachstumstempo seit 10 Jahren

Die Stimmung in den Unternehmen hellt sich entsprechend deutlich auf. Wie IHS Markit heute zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Firmen mitgeteilt hat, wuchs der Servicesektor mit dem höchsten Tempo seit über 10 Jahren. Der Einkaufsmanagerindex dazu stieg laut einer ersten Schnellschätzung auf 58,1 Zähler, von 52,8 im Mai. Ökonomen hatten „nur“ einen Anstieg auf 55,5 Punkte erwartet.

IHS Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleistung Deutschland

Auch der Index für die Industriebranche legte zu, um 0,5 Punkte auf 64,9 Zähler, nach 64,4 Punkten im Vormonat.

IHS Markit Einkaufsmanagerindex Industrie Deutschland

Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister zusammen – stieg dadurch im Juni von 56,2 Zählern im Mai auf nun 60,4 Punkte. Das ist der höchste Wert seit März 2011. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für die vorläufigen Juni-Daten lediglich 57,5 Zähler erwartet.

IHS Markit Gesamt-Einkaufsmanagerindex Deutschland

Die Stimmungsbarometer signalisieren ab 50 Punkten Wachstum. Und angesichts der noch einmal deutlich gestiegenen Werte überrascht es inzwischen wenig, dass damit auch der Inflationsdruck weiter steigt.

Preise steigen im Rekordtempo

Laut IHS Markit zeigt sich dies in Rekordsteigerungsraten sowohl bei den Einkaufs- als auch bei den Verkaufspreisen. Verstärkt wird dieser Trend durch anhaltende Lieferschwierigkeiten für einige Produktionsmaterialien, die zu einer so starken Verlängerung der Lieferzeiten wie selten zuvor in der Umfragegeschichte führt.

DAX kann vom Anstieg der Einkaufsmanagerdaten nicht profitieren

Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass der DAX von den starken Einkaufsmanagerindizes nicht profitieren kann. Denn steigende Einkaufspreise und längere Lieferzeiten bedeuten unter Umständen höhere Kosten und weniger Umsätze. Das kann auf den Gewinn drücken. Und bekanntlich sind gerade die Gewinnaussichten für Anleger eines der entscheidendsten Kriterien.

Womöglich hatte der DAX aber den Anstieg der Stimmungsbarometer auch schon mit dem Rekordhoch vom 14. Juni vorweggenommen. Bekanntlich ist der Aktienmarkt der beste und schnellste Frühindikator. Und es ist kaum zu erwarten, dass die Einkaufsmanagerindizes noch deutlich höher steigen können. Stattdessen gehen einige Experten inzwischen davon aus, dass das höchste Wachstumstempo bereits erreicht ist und es daher in Zukunft eher etwas gemächlicher zugehen wird.

Gebrochene Aufwärtstrendlinien von unten getestet

Jedenfalls hat der DAX mit seiner jüngsten Kurserholung an die gestrichelte Aufwärtstrendlinie sowie die untere Linie eines Aufwärtstrendkanals zurückgesetzt und ist von diesem Kreuzwiderstand nach unten abgeprallt. Damit wurde der Bruch dieser Linien getestet und bestätigt.

DAX - kurzfristige Chartanalyse

Gestern hatte ich geschrieben, dass sowohl bearishe als auch bullishe Signale einer Bestätigung bedürfen. Da der DAX nach der starken Kurserholung vom Montag gestern nur noch moderat zulegen konnte und heute die gestrigen Gewinne schon vollständig abgegeben hat, wurden weder die jüngsten bearishen noch die anschließenden bullishen Signale bestätigt.

Durch den Test der gebrochenen Linien von unten, der aus Sicht der Bären bislang erfolgreich verlief, wurden nun schon wieder erste bearishe Signale gesendet. Zumal der DAX ein weiteres Mal unter das Hoch vom 19. April zurückgefallen ist, auch wenn dieses Mal zuvor kein neues Rekordhoch markiert wurde (wie im Falle der roten Kreise). Auch das ist ein bearishes Signal, das aber auch noch bestätigt werden muss.

Dies könnte durch weitere Kursverluste des DAX geschehen. Insbesondere wenn der deutsche Leitindex nun unter das jüngste Korrekturtief fällt, wären damit ein tieferes Hoch und ein tieferes Tief markiert, womit die Bären im kurzfristigen Bereich klar im Vorteil wären. Bis dahin bleibt es noch unklar, was der Markt derzeit will.


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Ihr
Sven Weisenhaus
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