Die Kanzlerin schottet sich von der Realität ab Je länger ich Angela Merkel beobachte, desto mehr fühle ich mich an die Endphase der Amtszeit Kohl erinnert. Auch bei Kohl zählten die Beobachter am Ende die Tage bis zum Schluss. Der Unterschied ist allerdings: Bei Kohl steckte das Land nicht in seiner schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Reformstau, der ihm zur Last gelegt wurde, war eine verschleppte Steuerreform. Was wären wir froh, wir hätten es nur mit einer Flaute im Steuerrecht zu tun. Der Merkel-Stillstand kostet Menschen buchstäblich die Existenzgrundlage.
Ich habe aufmerksam die Einlassungen der Kanzlerin in den vergangenen Tagen verfolgt. Danach gibt es keinen Grund zur Klage, schon gar nicht am Krisenmanagement der von ihr geführten Regierung. Angela Merkel sagt, im Großen und Ganzen sei doch alles prima gelaufen (ARD-Interview), sie sei mit sich im Reinen (FAZ-Interview), die Deutschen könnten stolz auf das Erreichte sein (Pressekonferenz am Mittwoch). Wenn das so ist, dann ist eine kleine Gratulation an der Reihe, dachte ich. Sie fällt allerdings, Sie können es sich denken, etwas ausführlicher aus. Mehr lesen Sie in der aktuellen Kolumne im FOCUS. | Jan Fleischhauer, Kolumnist |
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