 | | |  | | 29. Juni 2025 | | Prantls Blick | | Die politische Wochenschau | | | |
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| |  | Prof. Dr. Heribert Prantl | | | |
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| | | vor längerer Zeit, es war zu meinem 50. Geburtstag, hat mir der Kollege Hermann Unterstöger zwei kleine dickbäuchige Mönche aus Ton geschenkt, es waren Salz- und Pfefferstreuer; er machte dazu einschlägige Bemerkungen über das Wesen von Kommentaren und Kolumnen. Ich nutze die Salz- und Pfeffersteuer gerne â und denke, nicht nur dabei, an den Schenker, an den famosen Streiflichtschreiber der Süddeutschen Zeitung. Am Samstag haben wir ihn in Altötting zu Grabe getragen, kurz nach seinem 82. Geburtstag. Ich kenne keinen Kollegen, der so unprätentiös und souverän mit Sprache umgehen konnte wie er. Er war ein Altphilologe und ein grandioser Journalist, ein âHistoriker des Alltäglichenâ, wie ihn Theo Sommer, der frühere Chefredakteur der Zeit, einmal in einer Laudatio nannte.
Manche hielten Unterstöger für unpolitisch; aber das Gegenteil ist richtig. Er war ein sehr politischer Mensch. Das habe ich zum ersten Mal im Jahr 1989 erfahren, als wir beide zum âInternationalen Publizistik-Preisâ-Wettbewerb in Klagenfurt eingeladen waren. Er, schon ein alter Hase in seinem Fach, las seine Streiflichter vor; ich, der damalige journalistische Frischling, meine Leitartikel. Wir hatten damals vorab beschlossen, dass wir uns, falls wir gewinnen würden, vom rechtsradikalen Jörg Haider (FPÃ) nicht die Hand schütteln lassen würden. Haider war der Kickl von damals und Landeshauptmann von Kärnten, ein RechtsauÃen-Politiker. In die Verlegenheit kamen wir dann nicht. Den Hauptpreis gewann Henryk Broder.
Im April 2020, als Hermann Unterstöger in der Corona-Zeit, damals 77-jährig, zur sogenannten Risiko-Gruppe gezählt wurde, schrieb er, für seine Verhältnisse ungewöhnlich persönlich, einen groÃen SZ-Text darüber, wie ihn das umgetrieben hat. Die ganze Zeit des Schreibens an diesem Text habe ihn, so schrieb er einer gemeinsamen guten Bekannten, hintergründig Rilke begleitet mit seiner Gedichtzeile, wonach wir alle des Todes sind, aber âlachenden Mundsâ. | |
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| |  | Prantls Blick |
| Was man in Altötting lernen kann | | |
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| Lachenden Mundes schreibe ich diesen Newsletter nicht, aber dankenden Sinnes. Der Altöttinger Prälat Günther Mandl, der am Samstag die Totenmesse für Unterstöger in der dortigen Stiftskirche zelebrierte, sagte in seiner Predigt: âGroÃe Menschen sind immer bescheiden und demütig.â Hermann Unterstöger war ein groÃer Mensch.
Ich wünsche Ihnen gute Sommertage! | |
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| Heribert Prantl | | Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung |
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| | | | | | | | | Das Glück auf halber Höhe | | Der âHermannswegâ, 156 Kilometer lang, verläuft entlang dem Teutoburger Wald und gilt als einer der schönsten Höhenwege Deutschlands. Ob das so ist? Das mag man entscheiden, wenn man sich auch andere FuÃwege erwandert oder zumindest erlesen hat: den Nibelungensteig, den Pfälzer Weinsteig, den Albsteig, den Rheinsteig oder den Malerweg. Das Buch von Sebastian Schoepp, das er âSeelenpfadeâ genannt hat, ist dazu eine verlockende Anregung.
Der âHermannswegâ, der mich schon seines Namens wegen zu dieser kleinen Buchempfehlung reizt, verdankt diesen Namen natürlich nicht Hermann Unterstöger, dem soeben verstorbenen wunderbaren Streiflichtschreiber der Süddeutschen Zeitung, um den ich in diesem Newsletter trauere, sondern dem Germanenführer Hermann dem Cherusker, dem Sieger über die römischen Legionen bei der Varusschlacht im Jahr 9 nach Christus. Schoepp erzählt das alles, Geschichte und Gegenwart, im Plauderton, er beschreibt die Gegend, ihre Probleme, auch seine eigenen Befindlichkeiten beim Wandern â und fragt sich selbst, ob sein Gehen vielleicht gar ein subversiver Akt ist, âeine Art stiller Protest gegen das Immermehr, das unseren Planeten an den Rand des Kollapses gebracht hat.â
Sebastian Schoepp war früher auÃenpolitischer Redakteur der SZ, zuständig für Spanien und Lateinamerika, und hat an der Universität Barcelona Journalismus gelehrt. Heute ist er so eine Art journalistischer Privatgelehrter, der anregende Bücher schreibt.
Sebastian Schoepp: Seelenpfade. Warum ich durch Deutschland wandere, um zu mir selbst zu finden. Das Buch ist 2025 im Westend-Verlag erschienen; es hat 256 Seiten und kostet 24 Euro. (Foto: dpa) | | | | |
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| | | | | Inszenierung der Verrohung | | Donald Trump ist nicht nur ein Radikaler im Ãffentlichen Dienst, er ist ein Asozialer im Ãffentlichen Dienst. Er ist ein Mann ohne Bildung, ohne Anstand, ohne Manieren. An der Spitze eines weltmächtigen Staates steht ein Mann, der den Ãffentlichen Dienst, der den Staat verachtet und der die Verrohung inszeniert. Der französische Journalist und Ãbersetzer Olivier Mannoni (der Hitlers âMein Kampfâ ins Französische übersetzt hat) fühlt sich an Hitlers Sprache erinnert, wenn er Trump reden hört: âIch erkenne Hitlers Stil bei Donald Trump wieder.â
Der australische Historiker Christopher Clark, der in Cambridge lehrt, stellt nun die Frage, warum Trumps Art, die Menschen anzusprechen, âdie uns so anwidertâ, bei US-Wählern der unteren Einkommensschichten âso gut ankommtâ. Seine Antworten im SZ-Feuilleton vom Wochenende sind bedenkenswert. | | | |
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| | | | | Meinung | | Kommentare, Kolumnen, Gastbeiträge und Leserdiskussionen im Ãberblick | |
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