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Liebe/r Leser/in,

wenn der streikwütige Herr Weselsky eines erreicht hat, dann dies: Seine Brutalo-Blockade der Bahn schärft den Blick für den Wert individueller Mobilität. Höchste Zeit also, mit fünf Mythen über das Automobil aufzuräumen.

1. Die Freude am Fahren ist passé.
Wer das behauptet, insinuiert, dass die Deutschen ihrer Liebe zum Automobil abgeschworen haben. Das Gegenteil ist richtig. Das Auto bleibt für die allermeisten Menschen unverzichtbar. „Der Kfz-Bestand nimmt in Deutschland weiter kontinuierlich zu.“ Das sagen keine gedungenen Werber oder Industrielobbyisten. Zeuge ist das Kraftfahrt-Bundesamt mit seinen unbestechlichen Statistiken. 48,8 Millionen Autos sind demnach in Deutschland zugelassen, so viele wie nie. Beliebtestes Segment übrigens sind SUV, allen zeitgeistigen Öko-Schwüren zum Trotz.

2. Nur geteilte Autos sind gute Autos.
Wer braucht schon ein eigenes Auto, wenn es 23 Stunden am Tag unnütz herumsteht? Rationaler wäre es, die Autos zu teilen – der Umwelt und dem eigenen ­Geldbeutel zuliebe. „Carsharing“ sei die Zukunft, hören wir seit Jahren. Eingetreten ist diese Prophezeiung nie. Das Publikum verweigert sich, und sei es nur, weil der eigene Wagen bequemer ist. Dabei wurde alles versucht, das Volk umzuerziehen. BMW und Mercedes haben mit wohltönenden Carsharing-Abenteuern Milliarden versenkt, ehe sie einsehen mussten: Die Kundschaft springt nicht darauf an. Carsharing mag für bestimmte, urbane Lebenssituationen praktisch sein, es bleibt ein Phänomen in der Nische.

3. Der Verbrenner ist tot.
Auch hier ist das Gegenteil wahr: So schnell sind Benziner und Diesel nicht totzukriegen. Mag Brüssel den Verkauf ab dem Jahr 2035 auch verbieten, die gebrauchten Verbrenner werden millionenfach weiterfahren, wenn nicht in Europa, dann anderswo. Und in Sachen Klima darf eines nicht vergessen werden: Nur wenn ein Elektroflitzer mit sauberem Strom betrieben wird, ist er wirklich sauber.

4. Die deutschen Hersteller haben die E-Mo­bilität verschlafen.
Oft gehört, trotzdem falsch. Die ersten Stromer deutscher Pioniere rollten schon vor mehr als 100 Jahren über die Straße, der Lohner-Porsche etwa hatte seine Premiere im Jahr 1900 auf der Weltausstellung in Paris. Wahr ist: In der Neuzeit agierten die Hersteller zunächst zögerlich. Die Laune der Kunden war aber auch nicht danach. Das Angebot der Konzerne ist inzwischen attraktiver, die flaue Nachfrage bleibt das Problem der E-Mobilität. Die – teureren – Batterieautos gehen nur weg, wenn der Staat massiv Geld drauflegt.

5. Tesla ist das Maß aller Dinge.
Gewiss, Elon Musk ist ein Genie. Der Mann hat mit Tesla eine Weltmarke geschaffen, hat deutschen Ingenieuren gezeigt, wo der Hammer hängt, und wurde darüber zeitweise zum reichsten Mann des Planeten. Über die Qualität seiner Autos sagt das nichts. Und dass Tesla, aufs Ganze gesehen, das ökologischste Unternehmen der Welt ist, ist ein Märchen. Das ergab jüngst eine aufsehenerregende MSCI-Untersuchung. Wer etwas gegen den Klimawandel tun will, kauft demnach lieber einen BMW. Elektrisch können die Bayern heute auch.

Herzlich Ihr

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Georg Meck,
Chefredakteur FOCUS-Magazin

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