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Liebe/r Leser/in,

in warmer Tag auf einer Landstraße in Sachsen-Anhalt, die Kiefern im „Richt euch“, Musik im Auto, als plötzlich ein Soldat auf den Asphalt tritt. Stopp! Ein Grollen. Schwillt zum Dröhnen. Und ein Monstrum bricht aus dem Gehölz, ein zweites – minutenlang donnern Leoparden vorbei, schließlich Marder, queren die Straße und verschwinden wieder im Wald.

Seit vielen Jahren bereiten sich Soldaten auf 90 Quadratkilometern nahe Havel und Elbe auf den Ernstfall vor. Die Menschen in den Dörfern sind gewöhnt an Maschinengewehrsalven und Detonationen. Doch während vor dem russischen Überfall auf die Ukraine ab und an die Fensterscheiben klirrten, bringen heute dauernd Granaten die Erde zum Beben, rumpeln Truppenfahrzeuge aus aller Herren Nato-Länder vorbei – erleben die Menschen, wie es sich anfühlt, wenn die Worte des Kanzlers wahr werden müssten: „jeden Quadratzentimeter Nato-Territoriums“ zu verteidigen.

Ich bin ein Kind des Kalten Krieges, aufgewachsen inmitten der Diskussionen um Nato-Doppelbeschluss und Pershing II. Schemenhaft erinnere ich mich an Bilder von Demonstrationen, an heftige Streits der Erwachsenen im Fernsehen und zu Hause. Am 9. Oktober 1981 sagte Helmut Schmidt im Bundestag: „Unser Ziel bleibt das gleiche Gewicht der militärischen Kräfte auf beiden Seiten, das gleiche Gewicht der Abschreckungsmöglichkeiten.“ Heute gilt als sicher: Der Nato-Doppelbeschluss hat erst den Beginn von Verhandlungen zwischen den Weltmächten ermöglicht, zu denen es sonst nicht gekommen wäre.

Die Gefahr des Krieges war real und fühlte sich doch abstrakt an, weil die Menschen in beiden Blöcken auf die Ratio der Handelnden bauten. Ja, es gab Momente der Angst, aber eigentlich wuchs meine Generation in einer Weltordnung auf, die tatsächlich Frieden durch Waffen sicherte. So paradox wie stabil.

Und heute? Hören wir die Drohungen des Kreml, weitere Länder anzugreifen, Berlin mit Raketen zu traktieren. Da ist keine Balance des Schreckens, da ist nur der Irrsinn des Machthungers.

„Die wichtigste Aufgabe des Staates besteht darin, für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Denn ohne Sicherheit kann es keine Freiheit und keinen Wohlstand geben“, hat Olaf Scholz erklärt. Die Frage ist nun: Kommt diese Regierung dieser „wichtigsten ­Aufgabe“ nach? Wenn Deutschland heute das gepriesene Arrow-3-Raketenabwehrsystem kauft, so geht es nicht mehr um austarierte Prophylaxe, sondern um reale Kampfkraft. Und wenn die Regierung nicht die benötigten Mittel für die Bundeswehr bereitstellt, ist dies keine Frage parteipolitischer Priorisierung, sondern ein riskantes Spiel mit unserer Sicherheit.

Die Militärs beziffern ihren Bedarf für Ausrüstung auf 300 Milliarden Euro bis 2030. Um das Zwei-Prozent-Versprechen an die Nato einzuhalten, müsste der Bundeshaushalt 80 bis 85 Milliarden pro Jahr vorsehen. Auf Pump? Auf Kosten anderer Ressorts? Die Entscheidung darüber ist schmerzhaft, doch es hilft nichts: Deutschland muss sich wappnen für eine Welt, in der es jederzeit zu einem Angriff auf ein Nato-Land kommen kann. Der marode Zustand der Bundeswehr ist nicht mehr Sottise, sondern die größte realpolitische Gefahr.

Herzlich Ihre

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Franziska Reich,
Chefredakteurin FOCUS-Magazin

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