‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
Newsletter im Browser öffnen
alt_text

Liebe/r Leser/in,

zur Unfasslichkeit des Gehirns schrieb einst Immanuel Kant diesen verschlungenen Satz: „Wer den Naturursachen nachgrübelt, worauf z. B. das Erinnerungsvermögen beruhen möge, kann hin und her vernünfteln; muß aber dabei gestehen: daß er in diesem Spiel seiner Vorstellungen bloßer Zuschauer sei und die Natur machen lassen muß“, weil er die Gehirnnerven nicht kenne. Ausgerechnet dieser deutsche Großdenker befand, dass alles „theoretische Vernünfteln“ darüber gar „reiner Verlust“ sei. Kurz gesagt: Frag nicht nach dem Wie, dein Hirn ist zu groß für deinen Verstand.

Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich Andreas Große Halbuer zum ersten Mal traf. Es war vor etwa 18 Monaten, wir sollten Kollegen werden, und ich saß im Berliner Café „Keyser Soze“ (für Fans des unnützen Wissens: benannt nach einer Figur aus dem Thriller „Die üblichen Verdächtigen“), und ein Mann holperte eckig durch die Schwingtür – Andreas hatte am Telefon gesagt, er müsse etwas erklären –, und da schwankte also dieser Mann in Richtung Tisch, ein Hüne, windschief, mit ironischem Lächeln, und gab mir die Hand. Hey. Andreas. Autor. Hab Parkinson. Und ein Strom-Dings im Kopf. Also, hört sich nach Mensch-Maschine an, ist ’ne komplizierte Sache, aber ziemlich gut.

Große Halbuer ist 51 Jahre alt und könnte heute, hätte sich der Mensch in den Kant’schen Gehirn-Fatalismus gefügt, weder laufen noch mit seinen Kindern durch Schweden fahren oder so schmerzhaft ehrliche Sätze schreiben wie diese: „Ich bin eine Art Cyborg, von außen ansteuerbar über eine Bluetooth-Schnittstelle wie ein Mobiltelefon.“ Oder: „Das Ding im Kopf schenkt mir zehn Jahre.“ Und: „Der Kranke hat keinen Platz in der Welt der Gesunden. Wir versauen den ästhetischen Schnitt.“ Das bisschen Gunst, das ihm das Schicksal bei der Krankheit gewährte, waren die Mediziner, an die er geriet. Der Neurochirurg an der Charité, einer der besten Europas für exakte Bohrpunkte am Schädel und die perfekte Justierung der Elektroden. Die Ärztin, die die Stromzufuhr einstellte und ihn beständig betreute – auf dass die Milliampere dem Gehirn noch ein bisschen mehr Leben abtrotzen.

400.000 Menschen sind in Deutschland an Parkinson erkrankt. Die Kraft des Stroms kann vor allem jüngeren Betroffenen helfen. Auch bei anderen Erkrankungen scheinen elektrische oder ma­­gnetische Impulse Linderung zu bringen. Die sogenannte Elektrokonvulsionstherapie etwa stellt Verbindungen zwischen Gehirnregionen wieder her, die bei Depressionserkrankungen abgerissen sind. Viele Jahre lang wurden Strombehand­lungen mit Misstrauen und Angst betrachtet. Heute arbeiten Wissenschaftler weltweit daran, die Therapiemöglichkeiten auszubauen – mit Erfolg.

Der Mensch kann sich eben nicht damit abfinden, „bloßer Zuschauer“ zu sein, er will jedes große und auch das kleinste Universum erforschen, Weltall wie Gehirn. Er vernünftelt, forscht und tüftelt, bis sein Wissen Einfluss aufs Leben nimmt. Die Hoffnung auf Fortschritt quält uns nirgends so wie in der Medizin. Und die Dankbarkeit für jeden Tag, den uns Wissen schenkt, ist nirgends so groß.

Herzlich Ihre

alt_text

Franziska Reich,
Chefredakteurin FOCUS-Magazin

Anzeige

Rotwein-Empfehlung

  

Rotwein-Empfehlung

Spitzen-Primitivo im Angebot

Dieses Probier-Paket von den Abruzzen sorgt für anhaltend schöne Genussmomente. Bestellen Sie versandkostenfrei mit 2 edlen Schott Zwiesel Gläsern für nur 49,90€ (6,65€/l) statt 108,90€ UVP!

Empfehlungen zum Wochenende

alt_text

Reise

Auf zu neuen Ufern

Mallorca ist überlaufen, Griechenland zu heiß, an der Ostsee stürmt es nasskalt und Florenz wird auch irgendwann langweilig. Es gibt Orte, die wir gut kennen. Trotzdem besuchen wir sie immer wieder. Zeit für Abenteuer! Die FOCUS-Redaktion hat neun alternative Reiseziele zusammengestellt, die sich perfekt eignen, um der Macht der Gewohnheit zu entkommen

Lesen

alt_text

tipp

Herta Müller: „Eine Fliege kommt durch einen halben Wald“

Ein Geschenk an uns zu ihrem 70. Geburtstag: Essays der Nobelpreisträgerin, so scharfsinnig wie mitfühlend, über Würde, Freiheit, Heimat – und die subversive Kraft des Humors. (Hanser)

Sehen

alt_text

Tipp

„Kandahar“

Wir wissen nicht, was Gerard Butler schaut, aber es könnte Guy Ritchies Film „The Covenant“ gewesen sein, der vor wenigen Wochen ebenfalls von einem US-Amerikaner erzählte, der plötzlich mit seinem Übersetzer aus Afghanistan fliehen muss. (Kino)

Hören

alt_text

Tipp

Fredo: „Unifinished Business“

Trotz beachtlichen Erfolgs hat sich die zutiefst missvergnügte Stimmungslage des Londoner Rappers auch auf dem vierten Album nicht entscheidend aufgeheitert. 13 Lieder über überwundene Armut, neues Geld, konstante Gewalt und die weiterhin wolkenverhangene Gesamtsituation.

Empfehlung

alt_text

Auch als Newsletter erhältlich

Die Fleischhauer-Kolumne

Lesen Sie jeden Freitagnachmittag die Kolumne „Der schwarze Kanal“ von Jan Fleischhauer schon vor dem Erscheinen im Magazin. 

 

Mehr vom FOCUS

alt_text

Das aktuelle Heft

Hier geht es zum FOCUS-Magazin

Ganz einfach als PDF herunterladen oder in der App auf Ihrem Tablet oder Smartphone lesen.

alt_text

SPECIAL DEAL

FOCUS im Abo entdecken

30 Ausgaben FOCUS lesen und einen 110 € Scheck als Prämie gratis erhalten!

Besuchen Sie unsere Social Media Kanäle

alt_text alt_text alt_text alt_text alt_text
alt_text
https://mailings.focus-magazin.de/go/slz7e7ptumjmroxa8l91cc7ar80chtnjryww040cg4t0/4000034