Liebe Frau Do, vor vier Jahren war viel vom Schulz-Zug zu lesen, doch nach einem kurzen Hype kam für den damaligen SPD-Kandidaten Martin Schulz der lange Fall. Heute könnte hingegen der Scholz-Zug seinem Ziel-Bahnhof eine Station näher kommen. SPD, Grüne und FDP sondieren zum ersten Mal gemeinsam. Die Union hat vorerst das Nachsehen. CSU-Chef Markus Söder spricht bereits von einer "De-facto-Absage an Jamaika" – und schwächt damit auch die Verhandlungsposition von Christian Lindners FDP. Die Lage bleibt kompliziert, meine Berliner Kollegen bringen Sie auf den Stand der Dinge. Kommen wir zu den weiteren Themen des Morgens (ohne weitere Zug-Metaphern, versprochen). Heute wichtig: Razzien in Österreich: Kanzler Sebastian Kurz und seine ÖVP geraten wegen einer Korruptionsaffäre massiv unter Druck: Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Bestechung. Das Kanzleramt, das Finanzministerium und die Parteizentrale wurden durchsucht. Kanzler Kurz bekräftigte am Abend, dass er trotz der Ermittlungen gegen ihn im Amt bleiben will. Mehr Hintergründe lesen Sie hier. Maskenpflicht an Schulen: Schulkinder in NRW dürfen wahrscheinlich ab dem 2. November ohne Maske in der Klasse sitzen, falls sich die Infektionslage bis dahin nicht dramatisch verschlechtert. Dies stellt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in Aussicht. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. RKI-Chef Lothar Wieler jedenfalls sieht keinen Anlass für die Lockerung. Kirsten Bialdiga berichtet. Jusos: Der SPD-Nachwuchs wird mit 49 Abgeordneten in der neuen SPD-Bundestagsfraktion vertreten sein – und ist damit ein erheblicher Machtfaktor. Entsprechend selbstbewusst zeigt sich Juso-Chefin Jessica Rosenthal in einem Interview, das Tim Braune und Holger Möhle geführt haben: „Die Jusos sitzen nicht am Katzentisch des Kanzlers Scholz“ Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Scherbenhaufen: Freundschaften sind selten in der Politik, aber es gibt sie. Und so ist es für CDU-Chef Armin Laschet doppelt bitter, dass ihm Christian Lindner von der FDP vorerst einen Korb gibt und für eine Ampel sondieren will. Zudem wird erneut deutlich, wie schlecht die Abstimmung mit CSU-Chef Markus Söder funktioniert. Kerstin Münstermann analysiert die Lage der Union. Vertrauen: Für erfolgreiche Verhandlungen sind Vertrauen und Vertraulichkeit wichtig. Doch auch in der Politik ist das gefährlich, weil Vertrauen verwundbar macht. Auch deshalb war in dieser Woche die Empörung groß, als Details aus Vorgesprächen an die Öffentlichkeit kamen. Oder war die Aufregung aus taktischen Gründen gespielt? Dorothee Krings sucht in ihrer Kolumne "Gesellschaftskunde" nach Antworten. Gendern: Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht (SPD) spricht sich gegen die Verwendung von Gendersternchen und Binnen-I in der öffentlichen Kommunikation von Ministerien, Kanzleramt und hohen Bundesbehörden aus. Warum die Empfehlung nachvollziehbar ist, aber nicht falsch verstanden werden sollte, arbeitet Julia Rathcke in ihrem Leitartikel heraus. So gesehen: Über das Impfen haben wir in den vergangenen Monaten mehr gelernt, als wir vor Corona jemals wissen wollten. Und schon steht die nächste Entscheidung an: Gesundheitsminister Jens Spahn ruft zur Grippe-Impfung auf. Ich bin unentschlossen. Gegen die normale Grippe lasse ich mich normalerweise nicht impfen, schlimm erwischt hat mich es mich nie. Doch letztlich gelten bei Grippe dieselben Argumente wie bei Corona. Die eigene Impfung schützt im Zweifel auch andere, die gesundheitlich labiler sind. Meine Kollegin Antje Höning liefert hier die Fakten und Hintergründe, entscheiden muss dann wieder jeder selbst. Starten Sie gut in den Tag, bis morgen! Herzlich, Ihr Christian Sieben Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |