Liebe/r Leser/in, ich möchte Ihnen keine Angst machen. Ich möchte nur, dass Sie vorbereitet sind. Der Tag wird kommen, an dem alles funktioniert. Bleiben Sie ruhig. Atmen Sie durch. Und vergewissern Sie sich. Die Busse fahren, die S- und U-Bahnen auch. Der Müll ist abgeholt. Der Paketzusteller winkt. Die Züge rollen. Auf dem Display Ihres Smartphones lesen Sie die Eilmeldung, die Lufthansa teile mit, dass wegen des beigelegten Tarifkonflikts mit dem massiven Ausbleiben von Ausfällen beim Flugverkehr gerechnet werden müsse. Das Unternehmen bemühe sich um einen Notfallplan. Man verhandele mit der Pilotengewerkschaft über die Möglichkeit eines grundlosen, kurzfristigen anberaumten Streiks. Bis dahin bitte man die Reisenden um Nachsicht, sollten sie ihr Ziel pünktlich erreichen.
Ja, dieser Tag wird kommen. Es wäre fahrlässig, würden wir die ersten Warnzeichen übersehen. Die Klimakleber haben angekündigt, dass sie keine Klimakleber mehr sein wollen. Wir müssen hoffen, dass Bauern und Lkw-Fahrer diese Lücke auf Dauer schließen. Ansonsten sind wir alle gefordert. Wir werden Bürger-Blockaden einrichten müssen, damit auf den Straßen garantiert nichts und niemand mehr vorankommt.
Wenn es wirklich so weit kommt, dass alles und jeder in diesem Land von A nach B gelangt (und zwar, Gott bewahre, ohne Verzögerung), muss auch die Regierung eingreifen. Sie wird die Tarifparteien aufrütteln müssen. Sie wird sie erinnern müssen an ihre verdammte Pflicht, zu streiten und die Allgemeinheit für ihre egoistischen Interessen in Haft zu nehmen. Und jemand wird Claus Weselsky anrufen müssen. Und ihm klarmachen, dass er sofort einen unbefristeten Totalstreik der Lokführer ausrufen müsse. Und er solle bloß nicht auf das Ergebnis irgendeiner Urabstimmung warten.
Der Tag wird kommen. An dem Herr Weselsky sagt, es tue ihm leid. Er sei jetzt im Ruhestand.
Und dann? |