neben Corona ist es das Thema der Stunde: Worin genau liegen eigentlich die Unterschiede zwischen Islam, politischem Islam und Islamismus? Und haben die Morde und Terrorattacken, von denen Europa in den vergangenen Wochen im Namen Allahs heimgesucht wurde, tatsächlich etwas mit Religion zu tun? Inzwischen verschließen sogar Teile von SPD, Grünen und der Linken vor offensichtlichen Fehlentwicklungen nicht mehr die Augen, was sie jahrelang aus falschverstandener Liberalität – man könnte auch sagen: wegen eines ignoranten Nichtwissenwollens – getan haben.
 

Für mich ist das Streitgespräch, das meine Kollegen Moritz Gathmann und Christoph Schwennicke soeben mit drei Kennern der Materie geführt haben, deshalb extrem aufschlussreich. Im Rathaus des Berliner Bezirks Neukölln trafen sie den dort residierenden Bürgermeister Martin Hikel, den Psychologen und Islamkritiker Ahmad Mansour sowie Berlins ehemalige Ausländerbeauftragte Barbara John. Hikel, übrigens ein Sozialdemokrat, kennt die Situation muslimischer Parallelgesellschaften in seinem Kiez sehr genau – und redet entsprechend Tacheles. Die Christdemokratin John hingegen findet, Ausgrenzung, Repression und Islamophobie seien die eigentlichen Probleme. Mansour wiederum kann darüber nur den Kopf schütteln. Ich jedenfalls empfehle den Disput ganz dringend allen zur Lektüre, die erfahren wollen, wo heute die gesellschaftlichen und ideologischen Trennlinien verlaufen.
 

Und noch ein Lesetipp: Wer wissen möchte, worum es bei der hochumstrittenen Änderung des Infektionsschutzgesetzes tatsächlich geht, sollte nicht nur die Bundestagsdebatte dazu in unserem Livestream verfolgen. Sondern sich auch den höchst kundigen (und gut verständlichen) Beitrag des Staatsrechtlers Alexander Thiele vornehmen. Ich halte den erst 41-jährigen Thiele, der derzeit an der Universität München unterrichtet und regelmäßig bei uns schreibt, für einen der künftigen Stars seiner Zunft. Wenn man das so sagen darf – Staatsrecht ist ja kein Showbusiness. Aber entscheiden Sie selbst.

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur