17 Tage nach der US-Wahl
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Was jetzt, America?
Der wöchentliche Überblick zur US-Wahl
von Johanna Roth
US-Korrespondentin von ZEIT ONLINE in Washington, D. C.

Good morning! Donald Trumps Team wächst um eine Multimillionärin, die gern Ohrfeigen verteilt. Und verliert seinen umstrittensten Kandidaten. Die US-Expertinnen fassen Ihnen die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 19 erreicht Sie aus Washington, D. C.

17 Tage nach der Wahl

Manche US-Medien nennen Donald Trumps Regierungsmannschaft bereits das "clown car cabinet". Ein Zirkuswagen voller Möchtegern-Minister, die meist viel Geld haben, aber wenig Erfahrung in den Ressorts, die sie künftig leiten sollen. Jüngstes Beispiel: Linda McMahon, die frühere Chefin der Profiwrestling-Liga WWE. Sie hat Trump mindestens 15 Millionen Dollar für seinen Wahlkampf gespendet. Nun soll die 76-Jährige Bildungsministerin werden. Ein Amt, das Trump und viele Republikaner erklärtermaßen abschaffen wollen in ihrem Kulturkampf gegen das öffentliche Schulwesen. Für derartige Brachialgewalt könnte McMahon dann wiederum genau die Richtige sein: Sie verteilt am Rande von Wrestlingkämpfen gern mal selbst eine Ohrfeige. Sogar an ihre eigene Tochter – die ihre Mutter wiederum als "Bitch" beschimpft. (Bitte glauben Sie mir: Ich wünschte, ich hätte mir das ausgedacht.)

Zum Justizminister wollte Trump den extrem rechten Hardliner Matt Gaetz machen. Gegen diesen ermittelte bis vor Kurzem noch das Ministerium, das er bald leiten sollte. Der langjährige Abgeordnete soll teils minderjährigen Frauen Tausende Dollar für Sex, Drogen, Partys und Reisen bezahlt haben. Auch die Ethikkommission im Kongress befasste sich mit den Vorwürfen. Eine Veröffentlichung des entsprechenden Abschlussberichts verhinderten die republikanischen Mitglieder der Kommission. Einiges wurde aber an die Medien durchgestochen, etwa Kopien der Belege über Gaetz' Zahlungen an die Frauen. Und die Republikaner im Senat deuteten an, dass sie seiner Ernennung zum Minister nicht zustimmen würden. Offenbar reichte dies, um Gaetz zum Rückzug zu bewegen – und Trump Grenzen aufzuzeigen. Ein bisschen Hoffnung für das Überleben der Checks and Balances gibt es also noch.

Aber dass es überhaupt so weit kam, zeigt: Trump 2.0 wird noch viel irrer, noch erschöpfender werden als die erste Amtszeit. Also: Legen Sie noch mal die Füße hoch und lesen Sie zur Abwechslung ganz andere Nachrichten aus den USA. Zum Beispiel diesen Text meines Kollegen Caspar von Au über Cannabisdrinks als Bier-Alternative.

Haben Sie ein schönes Wochenende! 

Meine drei Texte der Woche

Sie handeln von Latinos, Fehlerkultur und Trumps Podcast-Unterstützung.

Warum haben so viele Einwanderer aus lateinamerikanischen Ländern für Donald Trump gestimmt? Meine Kollegin Amrai Coen suchte in einem Barbershop in der Bronx nach Antworten. → Zum Artikel
Der Politik mangele es an Fehlerkultur, und das habe viel mit der Ära Merkel zu tun, sagt der Psychologe Stephan Grünewald. Meine Kolleginnen Ileana Grabitz und Helena Ott haben mit ihm über die US-Wahl, das Ampel-Aus und die Folgen für die Wähler gesprochen. → Zum Artikel
Die Nelk Boys und Theo Von: Podcaster, die hier kaum einer kennt, haben Donald Trump im Wahlkampf geholfen. Meine Kollegin Meike Laaf analysiert, warum ihre Macht lange unterschätzt wurde und nun größer werden könnte. → Zum Artikel
Wer sagt denn sowas?

"The war will end faster with the policy of this team that will now lead the White House."

a) J. D. Vance
b) Pete Hegseth
c) Wolodymyr Selenskyj

ZEIT Geschichte – Die amerikanischen Präsidenten

Vom Bürgerkrieg über das Erbe des Rassismus bis hin zur aktuellen politischen Spaltung – steht die Zukunft der amerikanischen Demokratie auf dem Spiel?

Warum haben die Menschen Harris, warum Trump gewählt? Unsere Mini-Videoporträts von zufällig ausgewählten Personen. → Zum Artikel

Wollen Sie uns hören? 

In dieser Folge von OK, America? diskutieren meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer über Trumps Fanboy-Kabinett. Und hier hören Sie unseren Rückblick Vier Jahre Trump in 48 Episoden.

Das Bild der Woche

Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat.

© AL DRAGO/NYT/Redux/laif

"Donald J. Trump kehrte am Samstag in den Madison Square Garden zurück, um sich dort einen Schwergewichtskampf anzusehen. In diesem Bild von Al Elon klatscht Elon Musk Beifall; Donald Trump begrüßt den Sieger Jon Jones. Außerdem im Bild: der Musiker Kid Rock, der Podcaster Joe Rogan und Vivek Ramaswamy, der zukünftig mit Musk die US-Staatsausgaben verringern soll. Kampfsport, Politik und Popkultur vermischen sich an diesem Ort, um eine bizarre Form der Männlichkeit zu feiern."

Und sonst so?

Was müssen Sie diese Woche sonst noch gesehen, gelesen, angeschaut haben?

  • Diese Geschichte über Indigene in den USA

  • Diese Recherche über einen Betrugsskandal an einer US-Business-School 

  • Diese viralen Videos über Donald Trumps Tanzbewegungen und ihre Nachahmer in der National Football League (NFL)

Das war die 19. Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur US-Wahl 2024. Sie erscheint jeden Freitag zusätzlich zum Morgenüberblick und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Katharina Meyer zu Eppendorf, Johanna Roth, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. 

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