Die Vier-Tage-Woche ist letztlich nicht mehr als die Forderung einer 20-prozentigen Lohnerhöhung durch die Hintertür. Eine falsche Antwort auf die falsche Frage. Irgendwas zwischen Lüge und Selbstbetrug. Im internationalen Vergleich gelten wir eh längst als Faulenzer, was die durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten angeht, die seit 1991 kontinuierlich zurückgehen. Auf aktuell nur noch 34,3 Stunden. Das wiederum hat nicht nur, aber auch mit unserer hohen Teilzeitquote zu tun. „Dabei bräuchten wir viel mehr Vollzeitkräfte“, warnt Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. „Wir sitzen in einer Teilzeitfalle – vor allem die Frauen.“ Und nicht nur das. In den nächsten Jahren wird mit den Boomern fast ein Drittel der heute Beschäftigten in die Rente verschwinden. Die nachwachsenden Jahrgänge der Gen Z sind nur noch halb so groß. Mit den bisherigen Einwanderern wird sich das nie ausgleichen lassen. Die Pro-Kopf-Produktivität sinkt generell schon seit Jahren. Dabei benötigen wir ganz dringend Pflegekräfte, Busfahrer, Ärzte, Mechatroniker, IT-Kräfte etc. Begriffe wie Fleiß, Ausdauer, Ehrgeiz bräuchten einen dringenden Neustart. Wer da aber wie SPD-Chefin Saskia Esken immer noch eine Vier-Tage-Woche zum Preis von fünfen propagiert, hat schon bisher ein eher schwieriges Verhältnis zum Thema Arbeit, fürchte ich. Apropos: Am Samstag findet der Bundesparteitag der Linken statt. Es gibt wohl keine Partei, die so gekonnt zeigt, wie man sich selbst marginalisiert mit Themen, die an der Kernklientel glatt vorbeigehen. Die Vier-Tage-Woche war nur eines davon. Was meinen Sie: Arbeiten wir zu hart – oder längst viel zu wenig? Schreiben Sie mir: feedback@focus-magazin.de |