Liebe/r Leser/in, Fitness beginnt im Kopf! Das klingt nach einer Binse aus der Coaching-Fibel? Mag sein. Richtig ist der Satz dennoch: Soll sich etwas bewegen, muss sich etwas an der Einstellung ändern, das gilt für den Einzelnen wie für das Land.
Der traurige Zustand der Republik ist genug besungen. Die Mängel in der Infrastruktur, angefangen mit der Bahn bis zu vernachlässigten Innenstädten, führen uns die gut gelaunten EM-Gäste gerade vor Augen, und wer noch nie unter der Bürokratie zu leiden hatte, werfe den ersten Aktenordner.
Es ist offenkundig: Deutschland schlägt sich unter Wert, im Wettbewerb mit anderen Nationen rutschen wir nach hinten,die Angst um den Wohlstand wiederum nährt die Extremisten. Höchste Zeit also für ein Fitnessprogramm für unser Land! Das ist der Gedanke unserer Titelgeschichte, die gleichzeitig den Auftakt einer großen FOCUS-Serie bildet: Was müssen wir anpacken, damit Deutschland wieder auf die Beine kommt?
Der Zeitpunkt für die Aktion erscheint günstig, da sich selbst im Regierungslager, sofern nicht ideologisch verblendet, die Erkenntnis einschleicht, dass es so nicht weitergeht. Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, Leistung und unternehmerische Leidenschaft sind plötzlich Werte, die auch Ampelpolitiker in den Mund nehmen. „Scholz, Habeck und ich sind sich in einem einig: Es muss etwas geschehen“, sagte FDP-Chef Christian Lindner diese Woche auf dem „Tag der Industrie“ des BDI und fügte hinzu: „Das ist ein Fortschritt.“
Es war schließlich der Bundeskanzler höchstselbst, der bislang in bekannter Scholz-Bockigkeit alle Probleme leugnete, die Sorge um den industriellen Abstieg als interessengeleitetes Geheule abgekanzelt hat, Unternehmer deswegen gar als unpatriotisch gerüffelt hat. Nun ändert er zumindest den Ton, verspricht mehr Tempo, mehr Sportsgeist. „Wir müssen dafür sorgen, dass Zuversicht entsteht“, spricht der Kanzler. Ohne Anstrengung geht das nicht, bisweilen auch nicht ohne Schmerzen, wie Scholz feststellte: „Ich habe erst spät mit dem Joggen angefangen und gemerkt: Der erste Muskelkater ist der schlimmste.“
Wozu also noch warten mit dem Training? Wir nehmen die Politik nun beim Wort. Für unsere Fitnessagenda haben wir ein halbes Dutzend Experten aus Wirtschaft wie Wissenschaft als eine Art Coaches gewonnen, allesamt Könner in ihrem Fach, von BMW-Chef Oliver Zipse bis zur Wirtschaftsweisen Veronika Grimm, der sportbegeisterten Ökonomieprofessorin, die früher selbst Fußball gespielt hat und später jahrelang die Jugendmannschaft ihrer kickenden Tochter trainiert hat.
Wie gesagt: Fitness beginnt im Kopf. Das ist eine der Lektionen von Wolfgang Jenewein, einem in St. Gallen lehrenden Professor, der als Coach Spitzenkräfte aus Sport und Wirtschaft zu Höchstleistungen treibt. „Ob tiefgreifende Veränderung gelingt, hängt entscheidend von der Einstellung der Menschen ab“, sagt Jenewein. „Vor allem auf Zuversicht kommt es an. Wer zuversichtlich ist, lässt sich auch von Rückschlägen und Phasen hoher Unsicherheit nicht beirren.“
Also: Packen wir es an! Schreiben Sie uns: Was ist Ihr Fitnesstipp, damit es vorangeht im Land?
Ich freue mich auf Ihre Ideen. |