Aktuelle Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.:

 

21.04.2017

Cartoon der Woche: Pragmatismus

Karikatur: Richard Mährlein


 
21.04.2017

Mission 2020

In London wurde eine Initiative der Klimadiplomatin Christiana Figueres vorgestellt. Sie setzt auf 6 Meilensteine: Energie, Verkehr, Industrie, Infrastruktur, Landnutzung und Finanzen.

Links
Humoristischer Videotrailer auf YouTube

Link zur Mission 2020

2020: The Climate Turning Point (Vorwort von Anders Levermann und Stefan Rahmstorf)

 

E-Mobilität und globale Abkühlung

In den letzten Tagen gab es einige interessante Veröffentlichungen zum Stand der E-Mobilität in Deutschland und anderswo. Wir stellen ausgewählte Passagen vor.

Hans-Josef Fell veröffentlichte einen Beitrag anlässlich seines Besuchs beim chinesischen Batterie-, Bus- und Autohersteller BYD in Shanghai. In Shanghai findet gerade die „Auto Shanghai 2017“ statt. Dort wurde das offiziell weltweit erste familientaugliche reine Elektroauto vorgestellt. Die 5-sitzige Limousine soll eine Reichweite von 400 km haben und schnellladefähig sein. Fell schreibt, dass BYD weltweit führend in der Nullemissionsmobilität sei und in diesem Jahr chinesische Städte mit über 100.000 Elektrobussen ausstattet. Zudem habe man gerade einen Nahverkehrszug für große Metropolen entwickelt, die nur ein Fünftel der Kosten einer U-Bahn beanspruchen. Bemerkenswertes am „Rande“: Leonardo di Caprio hielt eine Rede und unterstich dabei die Notwendigkeit einer Nullemissionswelt und forderte eine globale Abkühlung von 1° C.  Das steht durchaus im deutlichen Gegensatz zu den Zielen der Klimakonferenz von Paris, die eine weitere Aufheizung um 2° C akzeptieren. Ein durchaus beherztes Statement. Leider hat sich die Bundesregierung mittlerweile von ihren eigenen Klimaschutzzielen verabschiedet, ihr Klimaschutzengagement ist deutlich weniger couragiert.

Seinen persönlichen Leidensweg bei der Suche nach einem Elektromobil gab die Tage auch der Blogger Karl-Heinz Remmers zum Besten. Mittlerweile sei man jedoch fündig geworden und mit dem fast geräuschlosen Fahren und einem geringen Verbrauch von umgerechnet 0,8 Liter/ 100 km glücklich. Allerdings ist Remmers mit der Umsetzung von Visionen eines Straßenverkehrs der Zukunft weniger zufrieden. Auch er nennt China als Vergleich. Der politische Wille sei dort ein anderer, der Markt in Sachen E-Mobilität wesentlich größer und vielfältiger. In seinem Blog zieht er eine Parallele zur Solarenergie und wünscht sich eine Regierung die neuen Techniken positiv gegenübersteht. Seine Befürchtung: Nachdem in Deutschland beinahe alles getan wurde, um die deutschen Solarunternehmen kaputt zu kriegen, könnte auch der traditionellen Autoindustrie Ungemach drohen. Denn im Gegensatz zur deutschen Regierung meine es China ernst.

Jedes Mobilitätsbedürfnis ist anders. Das hat man auch bei Deutschlands E-Mobilitäts-Vorreiter Twike festgestellt. Bereits seit 2002 produziert man das schnittige E-Dreirad mit Pedalunterstützung - ursprünglich wurde das Twike allerdings in der Schweiz entwickelt. Das spannende an dem neuen „Twike 5-Konzept“ sind, neben vielen Innovationen und Verbesserungen, die drei unterschiedlichen Motorisierungen. Auch wenn der Motor in allen Modellen genau genommen der gleiche ist, differiert die Energie, die der Akku zur Verfügung stellt deutlich, was sich vor allem in den unterschiedlichen Fahrleistungen niederschlägt. Der Akku stellt bei den drei Varianten grob 10, 20 und 30 kWh zur Verfügung. Daraus resultieren Reichweiten von 75 bis 550 km und Höchstgeschwindigkeiten von 120 bis 190 km/h. Speziell die Reichweite hängt von den Faktoren Geschwindigkeit, Beschleunigung, Zuladung, Topographie und den Wetterverhältnissen ab. Noch gibt es das Twike 5 nicht zu kaufen, ähnlich wie bei Teslas Model 3 kann man sich aber bereits ein Modell reservieren und somit die Produktion ermöglichen. Twike nennt das „Community­Funding“.

Aber auch aus dem Hause Tesla gibt es wieder etwas Neues zu vermelden. Via Twitter teilte Elon Musk mit, bereits im September einen Elektro-Lastwagen vorstellen zu wollen. Weil das offensichtlich noch nicht genug ist, möchte man in 18 bis 24 Monaten neben dem elektrischen Lastwagen außerdem den ersten elektrischen Pick-Up-Truck präsentieren. Das ist nicht ganz verwunderlich, schließlich wurde bereits im vergangenen Jahr verkündet, nicht nur PKWs, sondern auch Elektro-Busse und LKWs bauen zu wollen.

Etwas Öl ins Feuer goss Dieter Seifried in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau. Die ökologischen Folgen der Elektromobilität sollten seiner Ansicht nach nicht unterschätzt werden. Zur Verdeutlichung zitiert er die Messergebnisse eines ADAC-Eco-Tests von Ende 2016. Das Ergebnis: Die bestplatzierten drei Elektrofahrzeuge verbrauchen im Durchschnitt 20,5 kWh/100 km, der beste Benziner 5,1 und die effizientesten Diesel 4,2 l/ 100 km. Umgerechnet in CO2-Emissionen kommen die Stromer auf 18,5 kg CO2 /100 km, der Benziner auf 12,1 und der Diesel auf 11,1 kg CO2 /100 km. Diese Werte beruhen auf Emissionen des bundesdeutschen Strom-Mixes. Dass sich dieser mittelfristig deutlich ändern muss, ist zumindest bei den Befürwortern einer ehrbaren Energiewende Konsens. Es stellt sich nur die Frage, ob es allgemeiner Konsens ist, dafür einiges mehr zu tun als heute angestrengt wird. Denn Kohlemoratorium und E-Mobilität: Das passt einfach nicht zusammen.

Matthias Hüttmann

Links
Fell: BYD fordert globale Abkühlung um 1°C
Remmers: Elektromobilität- ein Erfahrungsbericht und aktuelle Einschätzung wo wir stehen
TWIKE 5 – Das Konzept
Ökonews: Tesla: Elektro-Lkw soll im September vorgestellt werden
Trend der Zukunft: Tesla will im September einen ersten Elektrolastwagen präsentieren/
Frankfurter Rundschau: Klimakiller Elektroauto
tz: Auto Shanghai 2017: China wirft den E-Motor an
t3n: Streetscooter: Deutsche Post verkauft ihr Elektroauto jetzt an alle

 
21.04.2017

Rückkehr der Solarziegel?

Der Elektroautopionier Tesla bewirbt seine Solardachsteine mit dem Slogan: "The solar cells on our roof tiles are invisible to the naked eye, yet incredibly efficient.", Bild: Tesla

Elon Musk hat sich mal wieder etwas ausgedacht: diesen Sommer will der Tesla-Chef in den USA Dachpfannen auf den Markt bringen, die aus Sonnenlicht Strom produzieren. Ende Oktober präsentierte er die Ziegel, die wahlweise im Schieferplatten-Look, im Stil roter Ziegel aus der Toskana oder wie glatte dunkle Ziegel aussehen sollen. So richtig neu ist das nicht. An Solardachpfannen haben sich über die Jahre schon viele Unternehmen versucht. Bisher ließen sie die Idee früher oder später wieder fallen, denn die Kunden ließen sich nicht so recht für diese Form der Solaranlagen begeistern.

Doch ähnlich wie schon bei der weder preislich noch technisch besonders revolutionären Heimbatterie "Powerwall" hat Musk auch hier wieder in seiner Königsdisziplin gepunktet: Er hat Aufmerksamkeit generiert. Auch in Europa sind nämlich gerade wieder einige neue Anbieter von Solarziegeln - oder korrekter ausgedrückt: Solardachpfannen" auf dem Markt. Und diese freuen sich und berichten von bis zu 20 mal mehr Anfragen und Webseitenaufrufen nach Musks Ankündigung. Die Solardachpfannen (Überbegriff für Ziegel aus Ton und Dachsteine aus Beton) von Autarq oder ZEP sehen kaum anders aus als gewöhnliche Dachpfannen. Das ist gegenüber manchen Produkten aus den Anfangsjahren schon mal ein Vorteil. Wenn man zudem flache Dachpfannen-Formen wählt, fällt auch die gegenseitige Verschattung minimal aus.

Ein altes Handicap bleibt aber bestehen: Dachpfanne für Dachpfanne muss mit einer eigenen Steckverbindung angeschlossen werden. Das ist etwas mühsam und schafft in gewissem Maße Schwachstellen. Doch etwas ist nun anders: die neuen Anbieter offerieren nämlich keine einzelnen Dachpfannen, sondern komplette PV-Anlagen, inklusive der gesamten Elektronik und vor allem: mit Installation und Garantie. Damit sind die vielen Stecker und die Verlege-Arbeit auf dem Dach nicht mehr das Problem des Installateurs oder des Endkunden, sondern fallen in die Zuständigkeit des Anbieters.

Das All-Inclusive-Paket ist ein geschickter Schachzug. Es nimmt das Risiko und die Arbeit von den Kunden weg und verlagert sie zum Hersteller. Zugleich liegen solche Pakete voll im Trend - und zwar über die Solaranlage hinaus. Auch Tesla-Chef Musk will schließlich keine Solarziegel verkaufen, sondern am liebsten komplette Häuser solarisieren - vom Dach über die Batterie bis zum Elektro-Sportwagen. Wer ein solches Lifestyle-Solarhaus kauft, wird bei einem schicken Design auch nicht mehr auf den letzten Cent schauen. Das richtige Marketing, das Wohngefühl, das High-Tech und Nachhaltigkeit verbindet, und vor allem das Prinzip "alles aus einer Hand" könnte den Unterschied machen  und vielleicht doch noch den Solarziegeln zum Durchbruch verhelfe. Vielleicht findet sich noch eine ganz andere Art der Solar-Gebäude-Integration.

Gewinnen wird das Rennen sehr wahrscheinlich nicht, wer die perfekte Technologie hat, sondern wer die Zielgruppe erreicht. Da macht Tesla vor, wie es gehen könnte - und andere ziehen mit.

Eva Augsten

Links
Erneuerbare im Verbund auf kalifornisch: Tesla und Solarcity, DGS-News vom 29.07.16
Tesla Motors
Solarcity

 
21.04.2017

Ungleichbehandlung von Strom und Wärme ist nicht das Problem

„Meine Energie mache ich selbst, war vor mehr als drei Jahrzehnten das Motto der Solar- und Windpioniere“. So beginnt das Vorwort in der Broschüre „Bürgerenergie heute und morgen“, in der das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) seine Vision über „Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaften“ vorstellt. Als eines der großen Hindernisse auf dem Weg dahin müssten allerdings die regulatorischen Hindernisse abgebaut werden, die einem dezentralen und in Bürgerhand befindlichen „Prosuming“ entgegen stünden. Die Regulierung auf dem Energiemarkt sei derzeit noch klar zum Nachteil dezentraler Versorgung ausgelegt. „Wer bereits heute Energie-Prosumer ist und seinen Bedarf etwa mit einer genossenschaftlich betriebenen PV-Anlage selbst deckt, ist hoffnungslos gegenüber den Stromkonzernen und Netzbetreibern benachteiligt“, so René Mono, Vorstand beim Bündnis Bürgerenergie. Scheinbar passend dazu legte Anfang April Agora Energiewende eine Studie mit dem Titel „Neue Preismodelle für Energie“ vor. Darin befasst sich die Berliner Denkfabrik u.a. mit dem monetären Teil dieser Hürden. „In der Realität besteht der Strompreis für die meisten Verbraucher zu 75 bis 80 Prozent aus staatlich veranlassten, regulierten Preisbestandteilen. Energiesteuern, Netzentgelte, Abgaben und Umlagen summieren sich auf etwa 55 Mrd. € pro Jahr…“ so Agora. Aber nicht nur das. Es existiere ein eklatanter Unterschied bei den staatlich induzierten Aufschlägen zwischen Strom und allen anderen Energieformen.

So belaufen sich die Aufschläge beim Strom gegenwärtig auf 18,7 ct/kWh und liegen deutlich über jenen die für Heizöl (0,6 ct), bei Erdgas (2,2 ct), Diesel (4,7 ct) oder Benzin (7,3 ct) erhoben werden. Die fossilen Energieträger Benzin, Diesel oder Heizöl sowie Erdgas und Kohle blieben von staatlichen Zugriffen recht unbeschadet. Vergleiche man den heutigen Stand dieser Klimaschädlinge mit dem des Jahres 2005, so habe sich praktisch nicht viel verändert. Ganz im Gegensatz zum Strom. Zwar sei „der Strom durch den Anteil Erneuerbarer Energien immer sauberer“, so Agora Direktor Patrick Graichen, „jedoch auch immer teurer geworden“.

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21.04.2017

Spendenaufruf! Sonnen-Tram: Jedem Märchen seine Sonne

Bundesfinanzminister a.D. Hans Eichel unterstützt den Spendenaufruf der DGS:

"Die Sonnen-Tram macht Lust auf Energiewende und Klimaschutz. Und das ist gut so. Denn unsere Zukunft wird sonnig sein oder sie wird nicht sein“.

Damit unterstreicht Herr Eichel die Notwendigkeit der Energiewende und ist auch konform mit den Zielen der DGS. Die DGS unterstützt das Projekt "Sonnen-Tram: Jedem Märchen seine Sonne" während der documenta 14 in Kassel. Wir berichteten in unseren Newsletter bereits mehrfach von dem Projekt, das mittlerweile durchaus hoffnungsvoll gestartet ist. Viele kleine Beträge kommen auf dem DGS-Konto an. Gestern wurden 300,- Euro gezählt. Weitere zugesagte Spenden ermutigen.
 
Das von der Kasseler Künstlerin Doris Gutermuth entwickelte Konzept um die Sonnen-Tram soll während der international beachteten Kunstausstellung 100 Tage lang von DGS-Mitgliedern kreativ begleitet werden.
 
Werden Sie zu Teilhabern der Sonnen-Tram!
Nutzen Sie die einmalige Chance, auch als Fahrgast für die Sonnenenergie zu werben. Unterstützen Sie das Projekt mit Ihrer Spende und mit Ihrer ganz persönlichen Sonnenenergie-Aktion! Die Sonnen-Tram wird mit Ihrer Hilfe zum bewegten Ort der Kunst- und Wissensvermittlung. Jeder documenta-Tag soll mittels dieses Hinguckers ein besonderer Tag für die Sonnenenergie werden. Besucher und Einheimische können buchstäblich darauf einsteigen. Wir wollen Menschen jeden Alters und jeder Herkunft mit unseren Themen berühren und bleibende Momente der Erinnerung schaffen.
 
Wir hoffen auf viele engagierte Mitglieder, die diesem einmaligen Projekt zum Erfolg verhelfen. Besuchen Sie Kassel in diesem Sommer, fahren Sie mit "Ihrer" Sonnen-Tram und genießen Sie das besondere Flair der documenta 14. Das Projekt kostet 25.000 Euro und soll über Spenden finanziert werden. Spenden können ab sofort bis Ende April 2017 auf ein DGS-Spenden-Konto eingezahlt werden. Jeder kleine Betrag ist herzlich willkommen. Wir werden Sie regelmäßig über den Spenden-Stand und aktuelle Projektentwicklungen informieren, bleiben Sie neugierig!

 

DGS-Spendenkonto
IBAN: DE88700205000008807400, BIC: BFSWDE33MUE
Betreff: Sonnen-Tram


Links

HNA: Grellgelbe Sonnen-Tram rollt während der documenta durch Kassel
Informationen zu Sonnenenergie und Märchensonnen
Sonnen-Tram: Jedem Märchen seine Sonne (Präsentation)
Märchenillustratorin Doris Gutermuth (Website in Entwicklung)

 
21.04.2017

SONNENENERGIE 1|17: Bürgerfreiheit und Netzverantwortung

Struktur des deutschen Stromnetzes mit vier Ebenen. Um Atom- und Kohlestrom aus der 380 kV-Ebene los zu werden, wird immer häufiger in den Verteilnetzen abgeregelt, Grafik: Oberzig

Dezentralisierung des Energiesystems als technische und politische Herausforderung, Teil 1: Die Energiewende ist das wichtigste Gemeinschaftswerk der deutschen Nachkriegsgeschichte“, so lautet die zentrale Aussage eines gleichnamigen Buches aus dem Jahr 2014. Im Eifer des Gefechtes um Gesetzesänderungen, Lernkurven, Förderprogramme, Ausschreibung und Zubauraten mag dies manchmal in Vergessenheit geraten. Die Energiewende hat nicht nur technische und ökonomische Seiten, sie ist auch eine Frage der Demokratie. Und genauso war dieser Buchtitel auch gemeint. Selbstbestimmte Energieerzeugung und -verbrauch sind Bürgerrechte im Sinne von Bürgerfreiheiten, die auch heute, gefangen im Dickicht überbordender Regelungsmonster, nicht selbstverständlich sind. Bürgerenergie, gewissermaßen personalisiert im Bild des Prosumers, hat in der deutschen Geschichte unterschiedliche Anerkennung erfahren und ist bis heute umkämpft.

Der Begriff der Energiewende wird gerne undifferenziert, quasi als Zuckerguss gebraucht, ja missbraucht, um ein gemeinsames „Wir“ vorzugaukeln, das gar nicht existiert. Waren in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg vor allem an der Nordseeküste Windräder in bäuerlicher Hand neben der Wasserkraft im Landesinneren die ersten Auftritte freier Prosumer, so änderte sich dies radikal im Jahr 1935 mit dem Energiewirtschaftsgesetz. Es liquidierte die Freiheit der eigenen Energieerzeugung und „übertrug den Energieversorgungsunternehmen (EVU) in sogenannten Demarkationsgebieten das Versorgungsmonopol und legte dabei die Anschlusspflicht unter allgemeinen Bedingungen und Tarifen für alle Anschlussnehmer fest“. Dieser Anschlusszwang überlebte das tausendjährige Reich ebenso wie die westdeutsche Bundesrepublik und fiel erst im Jahr 1998. Was blieb waren die Energie- und Strommonopole, die auch nach dem sogenannten Unbundling, manche nennen es Liberalisierung, ihre starke Stellung nicht wirklich verloren haben. Sie sind mit der Verstromung von Atom, Kohle und Erdgas im Bereich der Erzeugung und des europaweiten Stromhandels nach wie vor Big Players, die ihre Positionen nicht freiwillig räumen wollen und alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, die Ausbreitung der Prosumer in Grenzen zu halten.

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21.04.2017

Erste Zwischenergebnisse der Kurzumfrage: Benötigen wir das EEG noch?

In unserer Umfrage zum EEG, die im Übrigen noch läuft, stellen wir fünf Thesen zur Diskussion. Basierend auf einen Diskurs in der aktuellen Ausgabe der SONNENENERGIE zum Thema "Benötigen wir das EEG noch" (hier können Sie den Text nachlesen) fragen wie Sie nach Ihrer Meinung. Die Beteiligung an der Umfrage ist sehr gut, als kleines Zwischenfazit möchten wir Ihnen erste Trends und Kommentare dazu zeigen. In der nächsten Ausgabe der SONNENENERGIE werden wir ausführlich auf den Diskurs unserer Leser eingehen. Wir haben uns exemplarisch zwei Thesen herausgegriffen.

Was halten Sie von der These: Das EEG ist reformierbar
Das momentane Ergebnis zeigt deutlich, dass man sich hier sehr unsicher ist:

  • 36,8 % aller Teilnehmer stimmen der These zu
  • 27,0 % aller Teilnehmer stimmen damit teilweise überein
  • 36,8 % teilen diese Ansicht nicht.


Was halten Sie von der These: Das EEG muss vereinfacht werden
Das momentane Ergebnis zeigt ein eindeutiges Ergebnis:

  • 86,5 % aller Teilnehmer stimmen der These zu
  • 6,7 % aller Teilnehmer stimmen damit teilweise überein
  • 7,6 % teilen diese Ansicht nicht.


Einige beispielhafte Kommentare

  • EEG ist theoretisch reformierbar, in der Praxis aber in der notwendigen Tiefe unrealistisch
  • Das EEG ist nur noch eines: Ein Bürgerenergie Verhinderungsgesetz und das wird mit jeder Reform umso stärker
  • Es muss grundlegend vereinfacht werden und innovative Bürgerprojekte müssen wieder möglich sein. Das EEG 2000 ist als ein Gesetz geschaffen worden, das sich im Laufe seiner konsequenten Verwirklichung selbst abschaffen wird.
  • Die Reform von 2009, welche die EEG-Umlage änderte war der Anfang vom Ende
  • Das EEG sollte eine Option bleiben, wenn ein Klimaschutzgesetz nicht durchsetzbar ist oder eine Verschlechterung gegenüber dem EEG wäre
  • Das EEG ist nicht reformierbar, solange es der Integration in das EnWG dient, dessen Kern der EE-Diskriminierung seit 1935 fortbesteht
  • Dieses wenn, dann, vielleicht, aber, und auch nicht verzwickte Gesetzesmonster sollte auf "0" gesetzt werden und NEU und EINFACH aufgesetzt werden. 1. Grünstromprivileg, 2. Jeder darf EE-Strom erzeugen und nutzen, 3. Je nach Netzverfügbarkeit darf er den Strom zu festgesetzten Tarifen einspeisen
  • Es müssen nur die letzten Änderungen rückgängig gemacht werden, die die kleinen, privaten Anlagenbetreiber und Bürger-e.G. benachteiligen
  • Das EEG ist reformierbar. Die Frage ist nur, wer darf daran "mitschreiben" - dieses Problem stellt sich aber auch bei einem Klimaschutzgesetz... Beim ursprünglichen EEG hat die Stromwirtschaft ganz einfach "geschlafen" - das wird ihr sicherlich nicht noch ein zweites 'mal passieren
  • In den letzten Jahren war jede Reform eine Verschlechterung, das traumatisiert
  • Das EEG ist kaputtreformiert
  • Reformierbar aus meiner Sicht zwar grundsätzlich möglich, nur haben die letzten Reformen gezeigt, dass es in die falsche Richtung geht
  • Wenn man bei der konsequenten Weiterentwicklung des EEG 2000 geblieben wäre, würde sich diese Frage nicht stellen
  • Das EEG hat sein Ziel erfüllt. Inzwischen sind die Erneuerbaren Energien marktfähig und ohne Eingriff seitens eines Staates wirtschaftlich tragbar
  • EEG abschaffen, dafür CO2-Steuer
  • Solange unsere Elektrizitäts-Glaubensgemeinschaft fortbesteht, ähnelt die EEG-Flickschusterei einem Columbus, der in seiner "Erdscheiben-Glaubensgemeinschaft" den Atlantik mit Stelzen überqueren soll!
  • Wichtig bleiben Einspeisevorrang, Vergütung, keine Eigenverbrauchsumlagen, Umlage der EEG Kosten nach der ursprünglichen Variante aus dem ersten EEG; keine Industrieprivilegien
  • Es ist ein Trugschluss zu glauben, jetzt solle man doch bitteschön das EEG wieder vereinfachen. Die Lobbyisten der etablierten Energiewirtschaft werden dieses Vorhaben zu verhindern wissen. DGS, der SFV-Aachen und Co. hatten sich in der Vergangenheit leider nicht genügend für die Einfachheit des EEG gemeinsam stark gemacht. Nun ist es zu spät!
  • Die Zeit des EEG ist vorbei, ein sinnvoller Ersatz, der für alle Erneuerbaren Vorteile bringt und sie auch sinnvoll in Relation zueinander bringt, ist angesagt. Sonst leidet z.B. die Solarthermie weiter unter der Bevorzugung der PV
  • Es wäre besser, wenn die Subvention im Gießkannenprinzip gestoppt wird und alles oder vieles in die Forschung gelenkt wird
 



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