Die 17 Experten | Corona-Leichtsinn | Bald wieder Sport
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

21. April 2020

Liebe Frau Do,

von den Deutschen wird behauptet, dass sie ein Volk von 80 Millionen Fußballtrainern seien. Vielleicht hört man von denen auch wieder mehr, wenn die Bundesliga im Mai wieder Geisterspiele aufnehmen sollte. Aktuell sind es ungefähr genauso viele Virologen. Und es ist nicht ganz leicht, den Überblick zu behalten, zumal sich selbst die wirklichen Fachleute gelegentlich miteinander anlegen, wie jüngst Christian Drosten und Hendrik Streeck. Deswegen hat unser Medizin-Experte Wolfram Goertz die 17 wichtigsten Experten porträtiert. Warum es 17 sind und nicht 15 oder 20? Schwer zu sagen. Es handelt sich um eine in Teilen subjektive, aber hoffentlich hilfreiche Auswahl eines Mediziners und Journalisten, der sich seit Wochen intensiv mit der Pandemie beschäftigt.

Bei dem Dissens von Drosten und Streeck ging es letztlich um die Exit-Strategie, also um die Frage, welche Daten als Grundlage für politische Entscheidungen dienen sollen. Die SPD-Opposition im Landtag hinterfragt Streecks Untersuchung des Landkreises Heinsberg, auf die sich Ministerpräsident Armin Laschet bezogen hatte. Zwar brachte er den Bund und die anderen Bundesländer damit nicht hinter sich, aber Lockerungen gibt es seit gestern trotzdem: Viele Geschäfte sind wieder geöffnet, auch wenn der ganz große Kundenansturm vorerst ausblieb. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt trotzdem vor Leichtsinn. Und innerhalb der Groko scheint der Zusammenhalt zu bröckeln, wie Eva Quadbeck, Kristina Dunz und Jan Drebes recherchiert haben.

Der Zusammenhalt in Corona-Zeiten wäre kaum denkbar ohne die Leistungen der häufig unterbezahlten Pflegekräfte. So berechtigt der abendliche Applaus ist, so wohlfeil wirkt er auch. Die NRW-Landesregierung setzt jetzt die Arbeitgeber unter Druck, höhere Gehälter zu zahlen, wie Maximilian Plück herausgefunden hat. In Bayern sollen Einmal-Prämien gewährt werden, aber in der Tat zeigt die Krise noch deutlicher als bisher, dass Pflegekräfte einfach zu wenig verdienen. Das ganze Drama dieses Sektors schildert Jörg Isringhaus in seiner Analyse „Altenpflege – eine Schicksalsfrage“.

Derweil hat die Krise an den Finanzmärkten ganz neue Auswirkungen: Der Preis für US-Rohöl rutschte am Abend erstmals ins Minus – weil die Nachfrage weltweit so niedrig ist.

Golf und Tennis sind ganz sicher keine Schicksalsfragen. Wer diese Sportarten betreibt, wunderte sich aber, warum das im Moment nicht erlaubt ist. Denn Abstand hält man ja automatisch. Deswegen steuert auch der Breitensport auf Lockerungen zu, wie unsere beiden Sportchefs Gianni Costa und Stefan Klüttermann berichten. Mehr als 18.000 Sportvereine warten allein in NRW auf den Startschuss. Falls Sie in der Zwischenzeit etwas für sich tun wollen, empfehle ich Ihnen das aktuelle Video aus unsere Reihe „Fit zu Hause“, in dem Ihnen Roman Frieling den Wiener Walzer näherbringt.

Falls Sie aber – wie ich – als Tänzer nicht so begabt sind, können Sie es auch mit Kunst probieren. Der Düsseldorfer Joseph Beuys sagte einst, jeder Mensch sei ein Künstler. Aber vielleicht ist noch viel zutreffender, dass jeder Mensch ein Kunstwerk ist: Weil die Museen geschlossen sind, stellen manche Fans berühmte Gemälde zu Hause nach und halten das in Selfies fest. Lesen Sie, was Dorothee Krings über den Trend herausgefunden hat. Schauen Sie die Bilder an, und lassen Sie sich inspirieren. Und wenn Ihnen ein Kunstwerk gelungen ist, schicken Sie es gerne per Mail an kultur@rheinische-post.de.

Egal, ob Sie Künstler oder Kunstwerk (oder im Zweifel beides) sind, wünsche ich Ihnen einen kreativen, fröhlichen Tag.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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