Ausgabe vom 27.10.2023
Börse Intern - Unabhängig, strategisch, treffsicher

Die Berichtssaison läuft bislang durchschnittlich

Die Berichtssaison läuft bislang durchschnittlich
von Sven Weisenhaus

Während gestern viele Augen auf die Europäische Zentralbank (EZB) gerichtet waren, wurden zwischen dem Zinsentscheid und der Pressekonferenz die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA veröffentlicht. Und diese fielen überraschend positiv aus. Mit einem Anstieg um 4,3 % hatten Experten im Durchschnitt bereits gerechnet, nach +2,1 % im 2. Quartal 2023. Tatsächlich wuchs die größte Volkswirtschaft der Welt aber von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet (annualisiert) sogar um 4,9 %, wie das US-Handelsministerium nach einer ersten Schätzung mitteilte.

Von einer bremsenden Wirkung der historisch schnell gestiegenen Zinsen, die sich in den Vorquartalen durchaus beobachten ließ, ist also nun nichts mehr zu sehen. Wie kann das sein? Eine Antwort auf diese Frage könnte der robuste bzw. angespannte Arbeitsmarkt sein. Denn eine Vielzahl an offenen Stellen steht einem Mangel an Arbeitskräften gegenüber. Arbeitgeber müssen Mitarbeiter daher mit steigenden Löhnen locken bzw. halten. Dadurch haben die Verbraucher mehr Geld für den Konsum übrig. Und dieser legte im abgelaufenen Quartal um 4,0 % zu, wobei die privaten Konsumausgaben mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen.

Eigentlich ist das sehr positiv zu werten, im Hinblick auf die Geldpolitik und aus Sicht der Aktienmärkte aber negativ. Denn womöglich muss die US-Notenbank (Fed) daher noch einmal nachlegen, um die Nachfrage zu dämpfen. Es droht also eine weitere Leitzinsanhebung.

FactSet: Berichtssaison läuft bislang höchstens durchschnittlich

Ein Leser schrieb mir allerdings heute: „In der aktuellen Berichtssaison haben 66 % der im S&P 500 gelisteten Unternehmen einen Umsatz über den Erwartungen gemeldet, während laut FactSet sogar 73 % beim Gewinn die Erwartungen übertroffen haben. Dies lässt Raum für die Vermutung, dass der Pessimismus möglicherweise übertrieben ist.

Dazu sollte man allerdings wissen, dass die Berichtssaison damit einen nur durchschnittlichen Start hingelegt hat. Denn aus vorangegangenen Ausgaben wissen Börse-Intern-Leser bereits, dass die Analystenerwartungen vor Beginn einer Berichtssaison häufig heruntergeschraubt werden, so dass diese anschließend von den Unternehmen meistens geschlagen werden.

Und so schreibt FactSet zu den oben genannten Daten auch, dass im 5-Jahres-Durchschnitt die Schätzungen beim Gewinn sogar in 77 % der Fälle übertroffen wurden. Demnach ist der aktuelle Wert von 73 % also unterdurchschnittlich – selbst gegenüber dem 10-Jahres-Durchschnitt, der bei 74 % liegt.
Zudem melden die Unternehmen Gewinne, die zwar 6,6 % über den Schätzungen liegen, was aber ebenfalls unter dem 5-Jahres-Durchschnitt liegt (+8,5 %) und lediglich genau dem 10-Jahres-Durchschnitt entspricht.

Auch beim Umsatz kann man bislang höchstens von einer durchschnittlichen Berichtssaison sprechen, denn im 5-Jahres-Durchschnitt übertreffen die Unternehmen die Schätzungen in 68 % der Fälle, beim 10-Jahres-Durchschnitt sind es 64 %.
Insgesamt melden die Unternehmen bisher Umsätze, die 0,7 % über den Schätzungen liegen, was weniger als der 5-Jahres-Durchschnitt von 2,0 % und auch weniger als der 10-Jahres-Durchschnitt von 1,3 % ist.

Nachdem 17 % der Unternehmen aus dem S&P 500 ihre Zahlen vorgelegt hatten, lag der durchschnittliche Gewinnrückgang laut FactSet bei -0,4 %. Beim Umsatz verzeichnen die Unternehmen immerhin ein Plus von durchschnittlich 1,8 %.

LSEG: Berichtssaison verläuft besser als erwartet

LSEG (ehemals Refinitiv) kommt bei der Analyse der Bilanzen aus der laufenden Berichtssaison übrigens zu etwas anderen Ergebnissen, wie heute veröffentlichte Daten zeigen. Nachdem inzwischen fast die Hälfte der Unternehmen des S&P 500 ihre Büchergeöffnet haben, sind die Gewinne um 4,3 % gestiegen, die Umsätze um 1,4 %.


(Quelle: LSEG)

Vergleicht man dies nun nicht mit langjährigen Durchschnittswerten, sondern mit den Analystenschätzungen, über die ich in der Börse-Intern vom 24. August berichtet hatte (siehe folgende Tabelle – Achtung, die Spalten sind verschoben!), dann verläuft die Berichtssaison immerhin besser als erwartet. Dann vor etwas mehr als zwei Monaten hatten die von Refinitiv bzw. LSEG beobachteten Analysten lediglich mit einem Gewinnanstieg von 1,3 % und einem Umsatzanstieg von 0,5 % gerechnet.


(Quelle: LSEG, ehemals Refinitiv)

Was die Prognosen für die anstehenden Quartale angeht, so fallen die Revisionen gemischt aus. Insgesamt ist das weder ein Grund zum Jubeln, noch ein Anlass, den Kopf in den Sand zu stecken.

S&P 500: Abwärtsimpuls 5-gliedrig, Abwärtsbewegung beschleunigt

Vielmehr sollte man nun geduldig auf Signale für das Ende der saisonalen Schwächephase warten. Beim S&P 500 ist der aktuelle Abwärtsimpuls übrigens aktuell schon 5-gliedrig.

Und dabei blieb der Index bislang noch oberhalb des 61,80%-Fibonacci-Retracements der Aufwärtsbewegung von März bis Juli.

Allerdings wurde der Abwärtstrendkanal nach unten verlassen, womit sich die Abwärtsbewegung deutlich beschleunigt hat. Die bisherige Konsolidierung hat dadurch ihren trendbestätigenden Charakter verloren. Stattdessen ist aus einer Konsolidierung eine Korrektur geworden, die einem zumindest vorläufigem Trendwechsel gleichkommt. Die charttechnische Situation hat sich also deutlich eingetrübt.

Und wie am Dienstag für diesen Fall bereits geschrieben (siehe „Die neuen Korrekturtiefs sind da! Und jetzt?“), muss man nun verstärkt damit rechnen, dass die untere Linie des breiten Aufwärtstrendkanals angesteuert wird, die derzeit zwischen 3.900 und 4.000 Punkten verläuft. Allerdings kann man zuvor immer noch auf das 61,80er Retracement bei 4.116,02 Punkten als möglichen Halt hoffen.

Jedenfalls muss man nun beim Umstellen „von saisonaler Schwäche auf Jahresendrally“ weiterhin langsam vorgehen.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de




Target-Trend-Spezial

Ihr Upgrade zum Newsletter     
Börse - Intern


Tägliche Chartanalysen nach der einzigartigen Target-Trend-Methode. Jeden Morgen zum Börsenstart.


Mehr Erfolg an der Börse mit dem Target-Trend-Spezial


Mehr Infos und kostenlose Leseproben finden Sie hier...

Kennen Sie schon unsere kostenlosen Börsen-Tools, wie zum Beispiel den Live-Wirtschaftskalender?

Stets informiert und keinen Termin verpassen     

Der Live-Wirtschaftskalender listet alle wichtigen Ereignisse und wirtschaftlichen Indikatoren, die den Markt antreiben. Er enthält Beschreibungen der Veranstaltungen und zeigt deren Bedeutung für den Markt.

Jetzt ausprobieren...

 

Anzeige:     
Werbung: Morgan Stanley 

Charts: Wenn nicht anders gekennzeichnet
Quelle: Guidants
Guidants® ist eine eingetragene Marke der Guidants Trading GmbH.
Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Impressum:  
Herausgeber: Stockstreet GmbH
Geschäftsführer: Detlef Ditschkowski
Handelsregister: HRB 62835
Amtsgericht Köln
Postanschrift: Breite Straße 48 - 50
50667 Köln
Telefon: 0221 / 6602458
Internet: www.stockstreet.de
V.i.s.d.P.: Sven Weisenhaus
E-Mail: info@stockstreet.de

Copyright:

2002-2023 Stockstreet GmbH
 
Haftungsausschluss:

Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der Nachdruck, die Verwendung der Texte, die Veröffentlichung / Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Stockstreet GmbH gestattet. Wenn Sie den Newsletter hin und wieder oder regelmäßig auf Ihrer Internetpräsenz veröffentlichen wollen, schreiben Sie an info@stockstreet.de.

Des Weiteren gelten die AGB und die Datenschutzrechtlichen Hinweise auf unserer Webseite.

Newsletterbezug:
Wenn Sie den Börse Intern Newsletter noch nicht regelmäßig beziehen sollten, können Sie sich kostenlos hier anmelden:
Kündigung des Newsletterbezugs:
Um den Bezug des Newsletter zu kündigen, klicken Sie bitte auf folgenden Link:
Anmeldung
Abmeldung