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| 20. Juni 2025 | | SZ Ãsterreich |
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| Valentina Reese | | | Chefin vom Dienst im Ressort Wissen | |
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Liebe Leserin, lieber Leser, | |
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wenn ich eine Dose auf dem Gehsteig liegen sehe, dann hebe ich sie nicht auf, ich kicke sie nicht mit dem Fuà weg. Ich gehe einen kleinen Bogen darum. Das hat mir mein Vater vor mehr als 30 Jahren geraten, das mache ich bis heute so. Das ist die eine kleine Angewohnheit, die mir von der Brief- und Rohrbombenserie des Attentäters Franz Fuchs geblieben ist, die Mitte der 90er-Jahre Ãsterreich und Deutschland erschütterte. Ein Dutzend Menschen wurden damals verletzt, vier junge Männer starben im Februar 1995 nahe der Roma-Siedlung im burgenländischen Oberwart. Sie hatten eine Tafel mit der Aufschrift âRoma zurück nach Indienâ entfernen wollen, dabei explodierte eine Rohrbombe. Der Nachname meiner Familie, Resetarits, tauchte damals in einem Bekennerschreiben der âBajuwarischen Befreiungsarmeeâ auf, das wenige Tage nach dem Attentat von Oberwart an einer Bushaltestelle im burgenländischen Ollersdorf gefunden wurde: âClans der Schifkowits, Grandits, Stoisits, Resetarits und Janisch zurück nach Dalmatien â¦â, stand da. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, was meine Eltern ohnehin vermutet hatten: dass die Drohung an die bekannte Stinatzer Familie mit dem gleichen Nachnamen gerichtet war, zu der auch der âKottan ermitteltâ-Darsteller Lukas, der bereits verstorbene Sänger Willi und der Moderator Peter Resetarits gehören. Ein an ihre Mutter adressierter Brief mit Sprengfalle ging 1995 frühzeitig in einem Postkasten in Graz hoch. Doch bis dahin, oder eigentlich bis zur Verhaftung des Täters Franz Fuchs im Oktober 1997, inspizierten meine Eltern jedes Paket sehr genau, überprüften den Unterboden des Autos nach Sprengfallen, bevor sie einstiegen, und rieten uns Kindern, bei Dosen auf dem Spielplatz vorsichtig zu sein. 30 Jahre später habe ich mich mit den Geschehnissen von damals auseinandergesetzt. Ich wollte wissen, was diese Bombenserie, die bei mir und meiner Familie einen Schrecken hinterlassen hat, bei der Roma-Gemeinschaft in Oberwart angerichtet hat, die den einzigen tödlichen dieser Angriffe vor ihrer Haustüre erleben musste. Im Februar dieses Jahres habe ich Stefan Horvath bei einer Gedenkveranstaltung in Oberwart kennengelernt. Horvath lebt in der Roma-Siedlung und hat seinen Stiefsohn Peter Sarközi bei dem Attentat in der Nacht von 4. auf 5. Februar 1995 verloren. Er verarbeitet das Leid von damals und die Geschichte der Roma in Romanen und Texten, er besucht als Zeitzeuge Schulen. Wir trafen uns in einem Café am Oberwarter Hauptplatz zum Interview, dabei sagte er: Das politische Klima heute erinnere ihn an jenes, das 1995 in Ãsterreich herrschte, als die Bombe hochging. Durch den Jugoslawienkrieg kamen damals rund 90 000 Flüchtlinge nach Ãsterreich, die zunächst viel Hilfsbereitschaft, später aber auch viel Ablehnung erfuhren. Das von der FPà initiierte Anti-Ausländer-Volksbegehren âÃsterreich zuerstâ unterschrieben 1993 mehr als 400 000 Menschen. Und auch wenn Franz Fuchs höchstwahrscheinlich ein Einzeltäter war, ein hochintelligenter, sozial isolierter Mann mit Persönlichkeitsstörung, so spiegelten seine Gedanken und Taten die damalige Stimmung in Ãsterreich wider. So manche aktuellen Kommentare von Politikerinnen und Politikern, am Stammtisch und im Internet über Flüchtlinge und Migration erinnern an den Ton von damals. Mit Vorurteilen, so Horvath, hat auch die Minderheit der Roma in Ãsterreich immer noch zu kämpfen. Aber was mir Horvath und auch andere Angehörige der Volksgruppe sagten: Das Attentat von Oberwart war auch ein âWeckrufâ für die Gesellschaft, die Situation der Roma in Oberwart habe sich seither gebessert, im Bildungssystem, am Arbeitsmarkt, im täglichen Umgang. Das ist gut zu hören, aber wirft zugleich die beunruhigende Frage auf: Muss Hetze erst zu Gewalt führen, damit die Gesellschaft aufgeweckt wird? Mehr von den Ereignissen 1995 und von meinem Treffen mit Stefan Horvath lesen Sie hier: | |
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| | Die Bombe, die uns zusammenbrachte | | |
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| | | | âWir sehen Russland als Aggressorâ | | Bundeskanzler Christian Stocker über die Kontrollen an der Grenze zu Deutschland, die Rolle seines Landes in der turbulenten Weltlage â und darüber, was er von der Brandmauer gegen rechts hält | | | | |
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| | Wo auf 100 Einwohner geschätzt 30 Schusswaffen kommen | | Nach dem Amoklauf von Graz rückte der einfache Zugang zu Waffen in den Fokus. Die Bundesregierung will diesen nun verschärfen. | | | |
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| | | | Seltsam gut | | Der niederösterreichische Regisseur David Schalko erzählt in âWarum ich?â schwarzhumorig und anspruchsvoll von gebeutelten Menschen, die ihrem Schicksal gern entkommen würden. | | | | |
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| | Elfriede Jelinek lebt | | Ein angeblicher X-Account des Rowohlt-Verlags und ein italienischer Hoaxer: Wie Medien fälschlicherweise den Tod der steirischen Literaturnobelpreisträgerin verkündet haben. | | | | |
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| | | | Ausverkauf bei René Benko | | Silberbesteck, Bademäntel und ein Ball vom FC Bayern: Aus der U-Haft heraus muss der Innsbrucker zusehen, wie die Einrichtung seiner Villa am Gardasee unter den Hammer kommt. Und wie sich der deutsche Mode-Unternehmer Cloppenburg das legendäre âKaufhaus Tyrolâ schnappt. | | | | |
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Weitere Neuigkeiten aus und zu Ãsterreich: | |
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Ãsterreich in der Kulturwelt | | | |
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| | | | Grauen im Kirchenschiff | | Regisseur Milo Rau verarbeitet den Prozess gegen den Sexualstraftäter Dominique Pelicot als Marathonlesung in einer Wiener Kirche. | | | | |
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| | | | Ein Mann von Charakter | | Er brachte Schuberts Klaviermusik ins Bewusstsein der Ãffentlichkeit, schrieb dadaistische Alltagslyrik und wollte stets den Kern einer Komposition herausarbeiten. Jetzt ist der groÃe Pianist Alfred Brendel, der unter anderem in Wien und Graz lebte, gestorben. | | | | |
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Pappnschlosser Zahnarzt Sabine Wieninger, Moosburg an der Isar (Bayern)
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Es gibt vieles, was Ãsterreich einzigartig macht, zum Beispiel die Sprache. An dieser Stelle veröffentlichen wir Lieblingsbegriffe von Leserinnen und Lesern. Welches österreichische Wort mögen Sie besonders gerne? Verraten Sie es uns bitte per E-Mail an oesterreich@sz.de | |
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| | Eines wissen fast alle: In Deutschland leben etwa zehnmal so viele Menschen wie in Ãsterreich. Wie sieht es bei anderen Vergleichen aus? Folge 63: Iran-Einwanderer
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Im Jänner 1979 stürzten die Mullahs den Schah von Persien und unterdrücken seither Oppositionelle. Von 1980 bis 1988 tobte der Krieg zwischen Iran und Irak. Und aktuell fallen israelische Bomben auf Teheran. Immer wieder müssen daher Iranerinnen und Iraner das Land verlassen, sie fliehen auch nach Europa. In Ãsterreich leben Schätzungen zufolge 17 000 bis 20 000 Menschen mit iranischen Wurzeln; diese Zahlen stammen von Organisationen und Plattformen wie Statista. In Deutschland haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 319 000 Menschen einen iranischen Migrationshintergrund. | |
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Ãsterreich vs. Deutschland: Wo steht welches Land besser da? Testen Sie jetzt Ihr Wissen im interaktiven Quiz. |
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| | | | âIn der Türkei habe ich auf einer Kommode übernachtetâ | | 2400 Kilometer zu Fuà über den Balkan: Der Wiener Martin Zinggl ist von seiner Heimatstadt nach Istanbul gegangen. Unterwegs begegnete er neugierigen Kindern, bissigen Hunden und sich selbst. | | | |
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