Die fragmentierte Welt braucht dringend Brückenbauer. Menschen wie Andrew Parker einer ist: beherzt und zupackend, leise und doch kraftvoll. Menschen, die guten Willens sind, Gräben und Löcher zuzuschütten und Zerklüftungen zu überwinden. Besagtem Andrew Parker jedenfalls, Lord Chamberlain und somit leitender Beamter im britischen Königshaus, wurde jetzt die Leitung der „Operation Forth Bridge“ angetragen. Benannt ist die nach einer alten Eisenbahnquerung über den so unaussprechlichen wie unpassierbaren schottischen Fluss Firth of Forth. Doch im Kern geht es natürlich nicht um Brücken am Fluss; vielmehr steht die Überquerung der letzten Passage der Menschheit zur Debatte, jene Trennlinie zwischen Sein und Nichtsein, die man im alten Griechenland mal Styx, mal Acheron nannte, und die man im Bergischen Land heute noch die Wupper nennt. Bis kommenden Samstag nämlich soll sich Andrew Parker, einstiger Leiter des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Gedanken über eine angemessene Zeremonie für die Grablegung des verstorbenen Königinnengemahls Prinz Philip ausdenken. Zur Debatte stehen die üblichen Fragen: Kapelle oder Kathedrale? Staatsakt oder kleiner Kreis? Mit Maske oder ohne? Für sämtliche Probleme, die bei einer solchen Zeremonie auftreten können, muss Parker bei seiner Brückenquerung im letzten Dienste seiner Royal Highness The Prince Philip, Duke of Edinburgh, Earl of Merioneth, Baron Greenwich, Lord High Admiral of the United Kingdom eine Lösung bieten können. Denn gelingt das ausgeklügelte Zeremoniell, so wartet insgeheim schon die nächste Brücke auf Andrew Parker: die „Operation London Bridge“, eine Querung, die man dereinst unternehmen wird, wenn die Queen einmal selbst an der großen Passage des Lebens wartet. Ein bisschen neidisch wird man da im Land des ewig angekündigten Brückenlockdowns ja schon. Wo andere in Windeseile Überführungen und Passarellen aus dem Boden stampfen, tritt man in Deutschland Tag um Tag nur auf der Stelle. Der große Brückenlockdown jedenfalls, das seit Tagen im Raum stehende Kanzlerkandidatenmeisterstück des Armin Laschet, lässt weiterhin auf sich warten. Cicero-Gastautor Gerhard Strate hat die erweiterten Ruhetage bis zur nächsten Entscheidungsfindung daher genutzt, um sich dezidiert Gedanken darüber zu machen, welchen Sinn solche Brücken eigentlich haben und ob es angemessen ist, weiterhin Grundrechte für sie außer Kraft zu setzen. Für Armin Laschet selbst indes könnte der Lockdown-Vorschlag noch immer die Brücke ins Kanzleramt sein: Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier jedenfalls glaubt, dass die K-Frage mittlerweile geklärt ist und dass Laschet in wenigen Tagen als Sieger ausgerufen werden wird. Eine gute Wochenquerung von Montag über Mittwoch zu Freitag wünscht Ihnen Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |