Liebe Frau Do, es ist nicht einmal zwei Wochen her, dass die Bundeskanzlerin sich bei den Ministerpräsidenten nicht durchsetzen konnte. „Reicht das, was wir jetzt tun, oder reicht es nicht?“ hatte Angela Merkel gefragt und ihrer Skepsis Ausdruck verliehen. Wenn die Corona-Lage sich nicht bessere, werde man „nachsteuern“ müssen. Und genau das steht nun morgen an: Erneut tagen Kanzlerin und Länderchefs und ringen um die nächsten Schritte. Gregor Mayntz plädiert in seinem Kommentar für einen „smarten Lockdown“. Wie sich die Lage in NRW darstellt, haben Kirsten Bialdiga, Martin Kessler und Christian Schwerdtfeger recherchiert. Viele Behörden im bevölkerungsreichsten Bundesland geben sich geschlagen: Weder können sie die Infektionsketten zurückverfolgen, noch können sie Infizierte zügig informieren. Wir Journalisten bei der Rheinischen Post befinden uns hier in einem Zwiespalt. Panikmache liegt uns fern, aber natürlich lösen solche Lageberichte Besorgnis aus. Aus meiner Sicht sind zwei Dinge wichtig: Erstens sollten wir informiert sein. In unserem Liveblog finden Sie stets die neuesten Nachrichten rund um Corona, in unserem Datendossier alle aktuellen Daten. Zweitens aber müssen wir Debatten führen und mit Gelassenheit ertragen. Dass zum Beispiel Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt mit seinen Äußerungen zur Wirksamkeit der Masken eine derartige Empörung auslöste, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Denn richtig ist ja, dass der Schutz überhaupt nur wirken kann, wenn er ordentlich aufgesetzt wird und einwandfrei hygienisch ist. Wolfram Goertz fasst die Erkenntnisse zur Maskendebatte zusammen. Eine ausführliche Debatte gab es auch in den USA um eine Personalie: Amy Coney Barret. Die Juristin wurde von US-Präsident Donald Trump für einen Sitz am Obersten Gerichtshof vorgeschlagen. In der Nacht zu Dienstag bestätigte der US-Senat Coney Barrets Berufung als Richterin auf Lebenszeit. Mit ihr haben die Konservativen im Supreme Court nun eine dominierende Mehrheit. Das könnte die USA auf Jahrzehnte prägen. Corona spielt auch beim Düsseldorfer Mafia-Prozess eine prägende Rolle. Vor zwei Wochen erschien ein Angeklagter zum Verfahrensauftakt nicht, weil er sich möglicherweise infiziert hatte. Der erste Prozesstag endete, bevor es richtig losging, und das wäre jetzt bei der Fortsetzung beinahe wieder passiert. Es geht um einen Kokain-Ring in Duisburg und den größten Polizeieinsatz gegen die ’Ndrangheta, den es auf europäischem Boden jemals gegeben hat. Alexander Triesch schildert, wie der Prozess im sogenannten Terrorbunker nahe dem Medienhafen jetzt doch in Gang kommt. Die Suche nach einem neuen Bundesvorsitzenden der CDU kommt dagegen nicht in Gang. Der Parteitag wird von Anfang Dezember auf nächstes Jahr verschoben, ein Datum steht noch nicht fest. Friedrich Merz liegt bei der Basis klar vorne, bei den Delegierten ist das Stimmungsbild nicht so eindeutig. Er fühlt sich durch die Verschiebung benachteiligt und sieht ein Establishment am Werk, das ihn von der Parteispitze fernhalten will. Das, so lautet der unterschwellige Vorwurf, tendiere zu NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Gut tut das alles der CDU nicht, wie Kristina Dunz in ihrem Leitartikel feststellt. Zum Fußball-Establishment gehört Real Madrid, der größte Klub der Welt, ganz sicher. Heute sind die Stars bei Borussia Mönchengladbach ab 21 Uhr für ein Champions-League-Match zu Gast. Gespielt wird vor leeren Rängen. Das letzte Mal trafen die beiden Vereine vor mehr als drei Jahrzehnten zusammen. Karsten Kellermann und Jannik Sorgatz vergleichen, wie es um Finanzen, Erfolge und den Kader von Madrid und Mönchengladbach steht. Es dürfte ungemütlich im Stadion sein, während des Spiels werden Schauer und Böen erwartet. Ich kann nur hoffen, dass Sie trotz der Corona-Lage und des tristen Wetters viel Sonne im Herzen tragen. Starten Sie gut in den Tag! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |