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Liebe/r Leser/in,

unsere Sehnsucht nach Heiligen ist offenbar unstillbar. So kennt die Verehrung für Xabi Alonso, den Fußballer ohne Fehl und Tadel, keine Grenzen. Im beglückten Leverkusen fließen seit Tagen die Freudentränen über den Coach und seine Meistermannschaft. Der Bayer-Trainer steht kurz vor der Heiligsprechung. Das Plazet des Fußballgottes hat er (das der Fans sowieso). Die Ehrenbürgerschaft der Stadt ist beschlossene Sache, eine Straße oder einen Platz mit seinem Namen soll es auch geben. Dem Spanier werden übermenschliche Qualitäten zugeschrieben, so gewissenhaft-sympathisch, wie er auftritt, noch in der Stunde des Triumphs reflektiert und demütig.

Nun ist es – gerade für noch frische Weltstars – zweifellos klug, die Endlichkeit des Ruhmes zu bedenken: Helden wachsen langsam, nur der Absturz geht schnell – womit wir bei einem Idol wären, das gerade schwer zu kämpfen hat: Elon Musk, in der Gemeinde der E-Mobilität-Gläubigen lange so hymnisch besungen wie Xabi Alonso in der Fankurve, steckt in der Bredouille, da er angekündigt hat, Tausende Mitarbeiter aus seinen Fabriken nach Hause zu schicken. Mehr als zehn Prozent der Belegschaft sollen entlassen werden. Damit ist bewiesen: Auch der Tesla-Chef kann nicht über Wasser gehen. Die E-Revolution frisst ihre eigenen Kinder.

Die Autofahrer hängen stärker an ihrem Verbrenner, als Öko-Visionäre glauben machen. Der Umstieg aufs Elektroauto fällt erst dann leicht, wenn der Staat mit üppigen Zuschüssen dazu verführt. Stockt die Subvention, stoppt die Nachfrage, gut zu beobachten ist dies gerade in Deutschland, wo das Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2030 in unerreichbare Ferne gerückt ist. Wenn aber die Käufer streiken, spüren das über kurz oder lang die Unternehmen. Gerade ein Koloss wie VW, der forsch auf Batterieautos gesetzt hat, leidet massiv, kleinere E-Auto-Hersteller geraten gar in existenzbedrohende Turbulenzen.

Andere Regeln gelten nur in China, wo die Vorzeigebetriebe mit ihren globalen Ambitionen vom Staat mit Abermilliarden gepampert werden, Planwirtschaftler scheren sich nicht um ökonomische Knappheiten. Die Folgen dieses ungleichen Wettbewerbs treffen alle Konzerne aus dem Westen.

Die Heldensaga von Elon Musk, dem genialischen Pionier, der einzig mit der Kraft eigenen Talents die Welt aus den Angeln hebt, hat damit einen kritischen Punkt erreicht. Den Rang als reichster Mensch des Planeten hat er bereits verloren, da die Tesla-Aktie böse nach unten trudelt. Das Gift des Zweifels hat sich an der Börse festgesetzt, nachdem der Hype zeitweise irrationale Züge angenommen hatte. Schon blutjung und noch defizitär unterwegs hatte Tesla einen höheren Börsenwert auf die Waage gebracht als BMW, Mercedes und VW zusammen.

Nun ist die Nervosität groß. Aus Angst um das Tesla-Werk in Grünheide prescht die Linkspartei in Brandenburg bereits mit der irren Idee vor, den Konzern mit Hunderten Millionen Staatsgeld zu stützen. Mehr Demütigung geht kaum für einen Radikalliberalen wie Elon Musk. Das hat der Mann nicht verdient.

Herzlich Ihr

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Georg Meck,
Chefredakteur FOCUS-Magazin

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