Liebe/r Leser/in, sechsundzwanzigtausend Tonnen Mais und die Hoffnungen der Welt hat der Frachter geladen, der heute früh den Hafen von Odessa verlassen hat. Geleitet von einem ukrainischen Lotsenboot, das ihn durch einen Minengürtel navigiert, bewegt sich die „Razoni“ über das Schwarze Meer in Richtung Bosporus. Auch wenn Russland damit erstmals die Seeblockade lockert – wer könnte vergessen, dass das Schiff ein Stein in einem Spiel ist?
In einem Spiel, dessen Regeln jener diktiert, der sich aber selbst an keine Regeln hält. Kaum war der Getreide-Deal geschlossen, ließ Putin den Hafen von Odessa bombardieren. Wenn es ihm passt, wird er die Ukraine und die Welt, die auf Getreide angewiesen ist, mit dem Abkommen erpressen. Und dennoch bedeutet die Fahrt der „Razoni“ etwas Gutes. Sie wurde möglich durch das erste schriftlich fixierte Abkommen zwischen der Ukraine und Russland seit Beginn des Krieges.
Ein Deal, wie zerbrechlich er auch sein mag, wurde geschlossen. Der Kriegstreiber, so laut er auch tönen und so dreist er auch lügen mag, ließ nach Monaten des Verhandelns diesen Deal zu. Er mag ihn wieder aufkündigen. Aber er kann ihn nicht ungeschehen machen. Die „Razoni“ hat Mais geladen. Und Hoffnungen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche! |