PayPal kann’s noch – und mehr... Auch PayPal hat kürzlich seine Quartalszahlen vorgelegt und die Aktie rauchte zweistellig ab. Dabei hat PayPal-CEO Alex Chriss genau das geliefert, was die Börse lange Zeit eingefordert hatte: Den Fokus statt auf Umsatz auf Profitabilität setzen. Aber irgendwie kann es PayPal niemandem Recht machen. Gut so! Denn man kann die Aktie ohne Euphoriezuschlag kaufen. Aber sollte man auch? PayPal hat 434 Mio. aktive Nutzerkonten. Der Großteil stammt aus den Boomjahren und vor allem aus der Corona-Phase, als Wachstum scheinbar keine Grenzen kannte. Dabei bleib allerdings die Profitabilität auf der Strecke und auch die (Weiter-) Entwicklung der technischen Lösungen. Mit der Folge, dass der Wettbewerb PayPal zunehmend unter Druck setzte. Am Aktienkurs kann man die Boom- und Bust-Phasen klar ablesen. CEO Dan Schulman musste gehen und wurde durch Alex Chriss ersetzt, der in den letzten 18 Monaten kaum einen Stein auf dem anderen gelassen hat. Neben Schulman wurde inzwischen auch der Rest der ehemaligen Führungs-Crew ausgetauscht und wieder zurück auf den früheren Erfolgskurs umgesteuert. Und das sieht man. Im 4. Quartal 2024 steigerte PayPal seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4% auf 8,37 Mrd. US-Dollar und das Gesamtzahlungsvolumen (TPV) stieg um 7% auf 437,8 Mrd. US-Dollar an. Die Zahlungsverkehrstransaktionen gingen allerdings um 3% auf 6,6 Mrd. US-Dollar zurück, während die Zahlungsverkehrstransaktionen je aktivem Konto im 12-Monatsvergleich um 3% auf 60,6 stiegen. Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg um 5% auf 1,19 US-Dollar und die Zahl der aktiven Kundenkonten um 2,1% von 422 auf 432 Mio. Das klingt nicht nach einem Wachstums-Unternehmen. Aber das ist – momentan – auch gar nicht PayPals Anspruch. Denn Jahrelang litt man unter niedrigerer Profitabilität und hier steuert man gezielt gegen. So trennt man sich von inaktiven Kunden und stößt Geschäftsbereiche ab, die keine oder zu wenig Marge einbringen. Das kostet Umsatz und Transaktionsvolumen, erhöht aber die Margen und Gewinne. Paradebeispiel hierfür ist Braintree, die Checkout-Whitelabellösung. Nach Jahren sehr starken Wachstums verbuchte man hier im 4. Quartal nur noch ein Umsatzplus von 4%. Nachvollziehbar, denn bisher wurde Braintree zu sehr niedrigen Preisen in den Markt gedrückt, um den Marktanteil schnell zu steigern. Inzwischen wurden die Preise deutlich angehoben und das bremst natürlich die Nachfrage. Und beim Ausblick auf 2025 machte der Finanz-Chef auch wenig Hoffnung auf Besserung, denn mit mehreren großen Kunden stehen Vertragsverhandlungen an und es ist nicht sicher, dass alle zu den neuen und höheren Konditionen an Bord bleiben. Wachstum um jeden Preis ist bei PayPal also Geschichte! Die operative Marge ging um 34 Basispunkte zurück und lag im 4. Quartal bei 18% und auf Sicht des Gesamtjahres bei 18,4%. Sie wurde auch durch erhöhte Ausgaben für Vertrieb und Marketing belastet, die im 4. Quartal um mehr als 34% angestiegen sind und für das gesamte Geschäftsjahr um 10,1%. Die Transaktionsmarge, mit der PayPal die Rentabilität seines Kerngeschäfts misst, ist hingegen um 7% auf 14,7 Mrd. US-Dollar gestiegen; lag damit allerdings unter den 8% aus dem Vorquartal. Für das Jahr 2025 rechnet PayPal mit einem Wachstum der Transaktionsmargen in US-Dollar von 4-5% auf 15,2 bis 15,4 Mrd. US-Dollar. Mehr Gewinn, mehr Free Cashflow und noch mehr Aktienrückkäufe Völlig untergegangen sind die positiven Entwicklungen. So hat PayPal seine Gewinnprognose für das Jahr 2025 angehoben von bisher 4,90 auf nun 4,95 bis 5,10 US-Dollar je Aktie. Besonders erfreulich entwickelt sich der Free Cashflow, der am Ende aller Aktivitäten übrig bleibt, und an die Aktionäre verteilt werden kann. Im 4. Quartal lag dieser bei 2,2 Mrd. US-Dollar und im Gesamtjahr 2024 bei 6,8 Mrd. US-Dollar. Damit wurden im 4. Quartal eigene Aktien im Wert von 1,2 Mrd. US-Dollar zurückgekauft und am Ende des Jahres verblieben Nettobarmittel in Höhe von 4,3 Mrd. US-Dollar in der Bilanz. Dementsprechend kündigte PayPal ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 15 Mrd. US-Dollar an, das zusätzlich zu den 4,86 Mrd. US-Dollar aufgelegt wird, die noch aus dem aktuellen Rückkaufprogramm zur Verfügung stehen. PayPal kann und will also für 20 Mrd. US-Dollar eigene Aktien zurückkaufen bei einer aktuellen Börsenkapitalisierung von 78 Mrd. US-Dollar. Richtig gelesen: PayPal wird beim aktuellen Aktienkurs rund ein Viertel aller ausstehenden Aktien zurückkaufen können. Und jeder kann sich Auswirkungen auf den Gewinn je Aktie aus dieser Maßnahme ausrechen. Und die Auswirkung auf den Aktienkurs... |