Sehr geehrter Herr Do,
Jens Spahn erlangte als Gesundheitsminister der Großen Koalition große Popularität. Der CDU-Politiker wurde gerade zu Beginn der Corona-Pandemie von vielen Menschen für seinen klaren und souveränen Umgang mit der Krise geschätzt. Je länger aber die Maßnahmen der Regierung andauerten, je mehr Ausnahmezustände sich an die vorherigen anschlossen und je häufiger die Merkel-Administration Pannen bei der Bekämpfung der Pandemie einräumen musste, desto steiler rutschte auch der veranwortliche „Corona-Minister“ Spahn in der Beliebtheitsskala ab. 

Bereits im Frühsommer 2020, also in der Zeit des ersten Lockdowns, sprach der damalige Bundesminister jedoch einen bemerkenswerten Satz: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“
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Dieser fast prophetische Satz wurde später nicht nur Titel eines Buches (Heyne, 22 Euro), das Jens Spahn im Oktober 2022 und damit ein Jahr nach dem Ende seiner Amtszeit veröffentlichte. Diese Äußerung bekommt in diesen Tagen wieder besondere Aktualität. So musste das Robert Koch-Institut (RKI) nach einer erfolgreichen Klage des Online-Magazins „Multipolar“ seine Protokolle offenlegen, die während der Corona-Pandemie verfasst wurden, und die wissenschaftliche Bewertung der Krise sowie die daraus resultierenden Empfehlungen für etwaige politische Maßnahmen dokumentieren.

Wer und was steckt hinter dem Online-Portal? „Multipolar“ wird laut Impressum von dem Autor Paul Schreyer betrieben, der in der Vergangenheit vor allem mit verschwörungstheoretischen Erzählungen zum 11. September und einer äußerst russlandfreundlichen Haltung für Aufsehen sorgte. Wie der „Stern“ auf seiner Online-Seite schreibt, gründete Schreyer die Webseite mit dem freien Journalisten Stefan Korinth und dem Politikwissenschaftler Ulrich Teusch im Januar 2020. Ihr gemeinsames Ziel sei es, „fundierte Herrschaftskritik“ zu üben, die über die „offiziell erwünschte“ Kritik (an Putin, Trump, China etc.) hinausgehe. Und weiter: Beinahe seit Beginn der Corona-Pandemie setzt sich Paul Schreyer intensiv mit dem Thema auseinander, unter anderem in seinem Buch „Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte“. Der Münchner Politikwissenschaftler Werner Bührer hat das Werk untersucht und kommt zu dem Schluss, dass Schreyer darin vor allem dem World Economic Forum und der Gates-Stiftung bei einer Steuerung der öffentlichen Wahrnehmung der Pandemie eine zentrale Rolle zumesse. Die Medien hätten es laut Schreyer nicht geschafft, ruhig und reflektiert abzuwägen. Für die öffentliche Aufmerksamkeit seien die wirtschaftlichen Interessen der Pharma-Industrie ausschlaggebend gewesen. 
Playmate Stella Stegmann mit Corona-Maske im Playboy-Design
Ein kleines und etwas obskures Online-Magazin zwingt das große RKI juristisch in die Knie – und erstreitet damit erfolgreich die Herausgabe der Corona-Protokolle. Und man ist geneigt zu fragen, warum dies keinem der renommierten Medien gelungen ist. Schlimmer: es nicht mal versucht wurde. Warum haben sich offenbar weder „Der Spiegel“ noch der „Stern“ oder einer der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wirklich nachhaltig für eine nachträgliche Aufklärung der Corona-Maßnahmen interessiert?

Was die veröffentlichten RKI-Protokolle nun zutage gefördert haben? Bemerkenswert ist, dass manche Passagen geschwärzt wurden, was natürlich Stoff bietet für weitere Spekulationen. Was und wer soll hier unkenntlich gemacht oder sogar verschleiert werden? Aber auch die einsehbaren Passagen lassen den Schluss zu, dass die von der damaligen Regierung erlassenen Maßnahmen wie etwa eine allgemeine FFP-Maskenpflicht oder Lockdowns an Schulen und Kitas intern weit umstrittener waren, als es immer den Anschein machte. Ein weiterer Punkt, der maßgeblich zur Ausgrenzung vieler, wenn nicht sogar zur Spaltung unserer Gesellschaft beitrug, war das Narrativ der „Alternativlosigkeit“ zu einer durchgeimpften Gesamtbevölkerung. Die angebliche Notwendigkeit einer Mehrfachimpfung (von der übrigens auch der Autor dieser Zeilen lange überzeugt war), sollte nach dem Willen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sogar in einer bundesweiten Impfpflicht münden. Diese Initiative scheiterte aber 2022 im Bundestag (nachdem bereits fast 80 Prozent aller Bundesbürger geimpft waren) an der mehrheitlichen Ablehnung der Parlamentarier. Lange hieß es da, eine Impfung würde nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen schützen (was auch heute noch wissenschaftlich Bestand hat), sondern galt als oberste Bürgerpflicht. Verweigerungshaltung wurde mit Niederträchtigkeit gleichgesetzt. Als falsch hat sich aber inzwischen die Annahme herausgestellt, dass eine Impfung vor einer Ansteckung (und damit auch vor einer Weitergabe des Virus) schützen würde. Eine maßlose Überschätzung der Wirksamkeit der Impfstoffe, wie inzwischen auch ehemals für den Kurs verantwortliche Politiker eingestehen müssen. So sei die Schließung von Kitas und Schulen „ein Fehler“ gewesen, wie Lauterbach inzwischen eingesteht. Diese Maßnahmen seien aber „von Wissenschaftlern, die die Bundesregierung beraten haben, angeraten worden“. Und weiter: „Man habe es nicht besser gewusst“, so der SPD-Gesundheitsexperte. 
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Die veröffentlichten Corona-Protokolle des RKI dürften die Debatte um die politische Aufarbeitung der Pandemie weiter befeuern. So plädiert die FDP seit längerem schon für eine „Enquete-Kommission“, eine Art Untersuchungsausschuss, bestehend aus Bundestagsabgeordneten und Sachverständigen aus Wissenschaft und Praxis.

Fakt ist: Die Corona-Pandemie hat Deutschland und die Welt verändert. Und gerade der Umgang mit dieser Krise hat tiefe Wunden in der Gesellschaft hinterlassen. In diesen trüben Tagen gab es hierzulande wenig Grauschattierungen – es gab lange nur Schwarz und Weiß. Entweder war man „Schlafschaf“ oder „Querdenker“. Andersdenkende wurden also im besten Fall belächelt und verhöhnt, im schlimmsten Fall allerdings beschimpft und ausgegrenzt. Aber auch wir Medienschaffenden können uns dem Vorwurf nicht in aller Gänze entziehen, in den Corona-Jahren zu wenig ausgewogen berichtet und kommentiert zu haben. Auch ich selbst habe dabei mit zuweilen scharfer Rethorik Kritiker pauschal als „Corona-Leugner“ abgestempelt und damit an den Rand der Gesellschaft gerückt. Heute registrieren wir nun erschrocken, dass die damals Verdammten sich heute aggressiv gegen Parteien und Politiker stellen, welche sie vor kurzem nicht nur verbal, sondern auch durch restriktive Maßnahmen (wie etwa die sogenannte G3-Regel) ausgegrenzt hatten. 

Um hier nicht falsch verstanden zu werden: Nein, wir leben weder in einer Meinungsdiktatur noch in einer DDR 2.0. Und klar ist auch: Eine Partei wie die AfD, die offen gegen unsere demokratische Grundordnung und die Vielfalt in unserer Gesellschaft agitiert, ist keine Alternative für unser Land. Sondern ein Fall für den Verfassungsschutz. Das Phänomen, dass die von der Mehrheit der Gesellschaft Ausgegrenzten und Abgeurteilten nun mit ihrem Wahlverhalten den etablierten Parteien den sogenannten Stinkefinger zeigen, kommt aber eben auch nicht von ungefähr.

Der Corona-Komplex – ein Thema, das die Gemüter bis heute erhitzt. Und so muss man ohne Zweifel konstatieren: Spahn hatte Recht mit seinem Satz. Ja, wir haben einander viel zu verzeihen. 

Eine Frage zum Schluss: Wen müssen Sie um Verzeihung bitten – oder von wem erwarten Sie eine Entschuldigung? Schreiben Sie mir gerne unter boitin@playboy.de.

Herzlichst,
Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 

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