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WirtschaftsWoche Agenda vom 04.11.2016
Liebe Leserinnen und Leser, 04.11.2016
Danke, Gott, für die Möglichkeit, die mir dieses Land geschenkt hat, denkt Mark Oley jeden Morgen, wenn er mit seinem weißen Cadillac auf den Hof seiner Betonmischfabrik in West Wyoming im US-Bundesstaat Pennsylvania rollt. „Unser Geschäft brummt“, sagt er, gönnt sich einen langen Zug von seiner dominikanischen Ashton-Zigarre, und fügt hinzu: „Aber Amerika muss wieder zurück zur alten Ordnung.“ Neben Mark steht Ann und sagt: „Gott bedeutet mir nicht viel.“ Und auch mit Trumps Wahlkampfmantra „Make America great again“ kann sie nicht viel anfangen: „Die USA sind doch schon großartig.“ Klar, sagt Ann, sie sei Patriotin, aber „gerade deshalb werde ich Trump mit seinen dunklen Botschaften“, mit seiner Aggressivität gegen alles, was angeblich nicht amerikanisch sei, „meine Stimme nicht geben“. Ann und Mark sind glücklich verheiratet, aber der Wahlkampf zwischen den beiden unbeliebtesten Präsidentschaftskandidaten aller Zeiten hat die Ehe der Oleys herausgefordert. Er spaltet das Land. Er befördert die westliche Führungsmacht in eine Verfassung, in der sie weder die eigenen Probleme lösen, noch die der anderen auch nur beobachten kann. „Wer eint Amerika?“ heißt deswegen unser Titel, der sich ausdrücklich nicht nur mit den Aussichten für die Ehe der Oleys beschäftigt. Titelgeschichte jetzt lesen.
Gespaltene Weltmacht: Amerika, du kannst es besser
Wir wissen, wen sie wählen werden
Vielmehr sind unsere Reporter und Redakteurinnen, unsere Branchenexperten und Politikprofis in der vergangenen Woche durch die USA gereist, viele von uns, die dort einmal gearbeitet haben, trafen ihre alten Kontakte wieder. Astrid Maier zum Beispiel, die unser Innovationsressort leitet und nun kurz an ihren alten Arbeitsplatz nach Palo Alto zurückkehrte, und Katharina Matheis, die in New York Quartier nahm. Sie trafen Alexander Nix. Dessen Bild der USA besteht aus roten und blauen Punkten. Die Roten wählen wahrscheinlich Republikaner, die Blauen die Demokraten. Der Datenstratege aus dem Wahlkampfteam von Trump klickt einzelne Punkte an, hinter denen sich Personenprofile verbergen. Zum Beispiel das einer Frau, Mitte 50. „Sie ist sehr neurotisch und gleichzeitig gewissenhaft. Solche Menschen reagieren stark auf emotionale Botschaften“, sagt Nix, dessen Software das Psychogramm errechnet hat. Nix, der Chef des Datendienstleisters Cambridge Analytica, hat diese Frau noch nie getroffen, doch er kennt ihren Lebenslauf, weiß, wo sie einkauft, wer ihr wichtig ist – und wie sie am ehesten zur Trump-Wählerin wird. Der Wahlkampf in den USA, es ist auch ein Kampf darum, wer am effektivsten mit Daten umgehen kann. jetzt lesen
Laptop und Rodeo
Lesenswert ist auch
Laptop und Rodeo
die Geschichte, die unser Reporter Tim Rahmann aus Texas mitgebracht hat, dem Bayern der USA sozusagen. „Laptop und Rodeo“ wie Rahmann schreibt. Er traf Robert Wise, den Gründer von Hydrogen-XT, einem Start-up, das die USA mit Wasserstofftankstellen ausstatten will. „Der Klimawandel ist real. Wir müssen uns vom Öl langfristig verabschieden“, lautet Wises Mantra. In Texas, dem Ölstaat schlechthin und dem Stammland der Rechten unter den Republikanern, sind solche Worte noch immer eine Provokation. „Klima-Spinner“ nennen ihn seine Landsleute. Doch Wise ist mit seiner 2010 gegründeten Firma wild entschlossen, eigene Zapfsäulen an Tankstellen zu betreiben und die Menschen per App dorthin zu lotsen. Texas bietet dafür bei allem politischen Konservatismus den idealen Hintergrund für eine wirkungsvolle Startup-Förderung. mehr lesen.
Investieren in den US-Mittelstand
Kennen Sie Simpson Manufacturing? Okay – ich auch nicht bis zu dieser Woche. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Pleasanton ist spezialisiert auf Winkelverbinder, Stützenfüße, Zuganker und Metalldübel. Es ist ein amerikanischer Mittelständler, wie wir ihn sonst immer auf der schwäbischen Alp vermuten. Das interessante: Er ist börsennotiert und zahlt seit Jahren eine stabile Dividende. Unser Anlageteam hat einige dieser Perlen gefunden und darüber Lesens- und Geldwertes zusammengetragen. jetzt lesen
Verzweifelte Eliten
Falls Sie weder vor Ort noch im Netz dabei waren: Chefredakteurin Miriam Meckel hat vergangene Woche eine Livesendung der WirtschaftsWoche moderiert, die diesseits und jenseits des Atlantiks gleichzeitig stattfand. Unter den Diskutanten, die natürlich über nichts als die Wahl sprachen, war auch Robert Zoellick, der ehemalige Chef der Weltbank. Sein Eingangssatz ist der Schlüssel dafür, wie sich Amerika fühlen mag: „Viele Amerikaner trauen den Eliten aus Politik und Wirtschaft nicht mehr zu, dass die sich um ihre Probleme kümmern oder sie gar lösen können. Von dieser Stimmung hat niemand so stark profitiert wie Donald Trump. Ich bin überzeugter Republikaner, aber ich hoffe inbrünstig, dass Trump verliert. Doch selbst mit seiner Niederlage dürften unsere Probleme nicht verschwinden. Millionen Amerikaner werden sich weiterhin zurückgelassen fühlen.“. jetzt lesen
Vorsicht Vorstadt-Hacker
Florian Willershausen ist unser Mann für den Osten. Für die USA-Ausgabe unseres Heftes reiste er – nach Moskau und damit wahrscheinlich an den Ort außerhalb der USA, wo die Wahl im Konkurrenzlager am intensivsten beobachtet wird. Willershausen traf sich mit Maxim, einem lichtscheuen PC-Nerd mit Wollpulli und Plastikschlappen in dessen „Laboratorium“ in einer Moskauer Vorstadt. Maxim brauchte wenige Stunden, bis er vor den Augen unseres Reporters das Passwort knackte und ins Intranet der Trump-Corporation eindrang. Wenn ein russischer Vorstadt-Hacker sich schon in Konten des Möchtegern-Präsidenten der USA schleichen kann, frage ich mich, wozu der Kreml oder andere, die sich interessieren, sonst noch imstande sind. jetzt lesen
Neugierig geworden? Falls Sie dieses Wochenende aus Versehen nicht nach Washington, Palo Alto oder Boston reisen können – wir haben alles dafür getan, damit Sie auch zu Hause ein Gefühl dafür bekommen, was da nächste Woche auf uns zurollt. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.


Oliver Stock
Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

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