Sehr geehrte Damen und Herren, | während im Kanzleramt die Große Koalition über Eckpunkte für ein milliardenschweres Konjunkturprogramm berät, haben die Finanzmärkte bereits entschieden. Geht es nach ihren Akteuren, wird Deutschland die Corona-Krise in der zweiten Jahreshälfte 2020 oder spätestens in der ersten Hälfte 2021 hinter sich lassen. Darauf deutet zumindest der jüngste kräftige Kursaufschwung des Deutschen Aktienindex hin. Mit seinen 30 zum Teil höchst konjunkturabhängigen Mitgliedsfirmen gilt der Dax als besonders empfindliches Barometer der globalen Konjunkturentwicklung. Am Dienstag hat der Leitindex zum ersten Mal seit dem 4. März wieder über der Marke von 12.000 Punkten geschlossen. Damit steht er zwar immer noch mehr als 1000 Punkte niedriger als Anfang des Jahres, hat sich von seinem Pandemie-Tief vor zweieinhalb Monaten aber bereits mehr als 40 Prozent erholt. „Von Sorglosigkeit im Januar zu Panik im März und Optimismus heute“, umschreibt der Chefanlagestratege der Commerzbank, Andreas Hürkamp, den Stimmungswechsel an den Märkten. „Die fallende Zahl neuer Corona-Infektionen in Europa und den USA wie auch die weltweit unerwartet schnelle Lockerung der Lockdowns treiben die Aktienmärkte nach oben“, so Hürkamp. |
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Im Laufe des heutigen Tages soll das Konjunkturpaket der Großen Koalition stehen. Die erste Runde hatte bereits am Dienstag stattgefunden (siehe Foto). Schon vor dem Treffen hatten die Parteien angekündigt, um 23 Uhr sei Schluss und es werde am Folgetag weiter verhandelt. „Das hätte es früher bei Angela Merkel nicht gegeben. Jahrelang inszenierte sich die Kanzlerin als Königin der Nachtsitzungen, die nie müde wurde: Ob die Euro-Rettung in Brüsseler Nächten oder Koalitionsverträge im Willy-Brandt-Haus – die wichtigen Deals machte Merkel in den frühen Morgenstunden“, schreibt mein Kollege Robin Alexander. Und jetzt das: Die Kanzlerin hat keine Lust auf eine Nachtschicht. Offenbar verlor man sich dann am Dienstag in vielen Details, einer der Teilnehmer kommentierte die Gespräche mit „viel Gequatsche“. Eine wichtige Festlegung traf man dem Vernehmen nach aber schon am Nachmittag: Im Herbst soll es einen Nachtragshaushalt geben, um die vielen Ausgaben tätigen zu können. Über den Verlauf des Koalitionsgipfels und seine Ergebnisse informieren wir Sie auf welt.de. Die Corona-Krise bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. So ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai im Vergleich zum April noch einmal um 169.000 auf 2,813 Millionen Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Mai 2019 ging die Arbeitslosigkeit sogar um 577.000 Personen nach oben. „Der Arbeitsmarkt ist wegen der Corona-Pandemie weiterhin stark unter Druck“, sagte BA-Chef Detlef Scheele. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung seien auch im Mai gestiegen, allerdings nicht mehr so stark wie im April. In dem Monat war die Zahl der Arbeitslosen um über 300.000 angewachsen. In den USA ebben die Proteste in Folge der Tötung von George Floyd nicht ab. Nun hat das US-Militär nach eigenen Angaben rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt, um die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt bei Bedarf unterstützen zu können. Die Verlegung sei von Minister Mark Esper angeordnet worden, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. Donald Trump hatte zuvor angekündigt „Abertausende“ Soldaten des US-Militärs einsetzen zu wollen, um Ausschreitungen am Rande der friedlichen Proteste einen Riegel vorzuschieben. Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hat scharfe Kritik an Trump geübt. „Das Land schreit nach Führung, einer Führung, die uns vereinen kann“, sagte er bei einem Auftritt in Philadelphia. Floyds Tötung durch Polizisten in Minneapolis vor einer Woche sei ein Weckruf für die Nation gewesen. „Wir können diesen Moment nicht verlassen und denken, wir könnten uns erneut abwenden und nichts tun.“
Bleiben Sie gesund, |
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Ihr  Ulf Poschardt |
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