Die Heimat der Ministerin
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Tägliche Post vom Chefredakteur

Stimme
des Westens

Stefan Weigel

21. Juli 2018

Liebe Frau Do,

am letzten Arbeitstag vor ihrem Urlaub hat die Frau, von der viele Menschen in Deutschland mittlerweile glauben, dass sie mit Nachnamen Merkelmussweg heißt, noch einmal eine Pressekonferenz gegeben. Wie ich vermutet hatte, ist aus Sicht der Kanzlerin alles nicht halb so schlimm, wie viele Menschen in Deutschland denken. Und wie ich weiterhin vermute, werden das viele Menschen doppelt so schlimm finden. Kristina Dunz, Holger Möhle und Gregor Mayntz aus unserem Berliner Büro analysieren, warum die Bundeskanzlerin trotz aller Anfeindungen, Krisen und Putschversuche immer noch steht, mit Nachnamen Merkel heißt und von Rücktrittsgedanken nichts wissen will.

Heimat ist ein wichtiger Begriff für viele Menschen. Dabei ist die Antwort auf die Frage nach der eigenen Heimat gar nicht mal so einfach. Manchmal hängt sie sogar davon ab, wo die Frage gestellt wird und von wem. Ein Düsseldorfer im Australien-Urlaub wird wahrscheinlich antworten: „Deutschland“; wenn er an der Ostsee im Strandkorb sitzt, sagt er auf dieselbe Frage „Rheinland“, wenn ihn ein Kölner fragt, wird er ein Alt aus der Kühlbox frickeln und entgegnen: „Düsseldorf“, wenn ihn ein Düsseldorfer fragt, dann heißt es vielleicht: „Ich komme aus Bilk!“ Meine Kollegin Julia Rathcke hat die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach auf der zweiten Etappe ihrer „Heimat-Tour“ begleitet, einer Wanderung durchs Ruhrgebiet, und sich dabei auch dem ministeriellen Heimatbegriff genähert.

Wenn andere ins Bett gehen, geht Heidi Schäffer zur Arbeit. Seit 22 Jahren macht die 47-Jährige die Nachtschicht an einer Tankstelle in Mülheim an der Ruhr, von 11 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Meine Kollegin Elena Erbrich hat Heidi Schäffer bei der Arbeit begleitet und versucht herauszufinden, warum ihr niemals der Gedanke gekommen ist, sich nach einem anderen Job umzusehen – nicht einmal nach dem dritten Raubüberfall.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Ihr

Stefan Weigel

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