Die Kleinen im Clinch
Liebe Frau Do, blutleer ist der Wahlkampf im Duell um das Kanzleramt, das längst schon keines mehr ist. Richtig zur Sache geht es dagegen im Wettbewerb um Platz drei. FDP, Grüne, Linke und AfD haben Umfragen zufolge noch alle Chancen, hinter Union und SPD zu landen. Auf den Parteitagen von Liberalen und Grünen wurde gestern die Feindschaft zwischen den beiden
szmtag

18. September 2017

Liebe Frau Do,

blutleer ist der Wahlkampf im Duell um das Kanzleramt, das längst schon keines mehr ist. Richtig zur Sache geht es dagegen im Wettbewerb um Platz drei. FDP, Grüne, Linke und AfD haben Umfragen zufolge noch alle Chancen, hinter Union und SPD zu landen. Auf den Parteitagen von Liberalen und Grünen wurde gestern die Feindschaft zwischen den beiden gepflegt. Die Grünen werfen der FDP Lobbyismus und neoliberale Klientelpolitik vor, die FDP wirft Grünen (und Linken) Bevormundung und Staatsgläubigkeit vor. Also alles wie immer. Alle sind sich dagegen einig, wenn es gegen die AfD geht.

Gestatten Sie mir diese persönliche Anmerkung: Man kann über die Flüchtlingspolitik sicher diskutieren und auch über den Euro. Die etablierten Parteien sind auch keine Gottheiten, deren Politik und Positionen man nicht scharf kritisieren darf und sollte. Aber wenn künftig Abgeordnete im Deutschen Bundestag auf Kanzler oder Kanzlerin antworten dürfen, die bei der Zuwanderung von der "Selbstzerstörung der eigenen Kultur" sprechen und im Umgang mit dem Nationalsozialismus vor einem "Schuld-Kult" warnen, wäre das schwer erträglich. Die Sehnsucht nach einer völkisch-autoritären Politik, das Spielen mit fremdenfeindlichen Ressentiments und das offene Werben für einen gefährlichen Nationalismus muss auf breiten Widerstand treffen. Dieser Mainstream ist notwendig. Der mögliche künftige AfD-Fraktionschef Alexander Gauland meinte noch vor wenigen Tagen, die zwölf Nazi-Jahre beträfen die Identität dieses Landes nicht mehr. Was für ein gefährlicher Unsinn!

Alles über den Kampf um den dritten Platz, der inzwischen auch juristisch geführt wird, lesen Sie hier. Mein Kollege Holger Möhle berichtet vom Wahlparteitag der Grünen.

Als One-Man-Show werden die Liberalen kritisiert, weil ihr Vorsitzender Christian Lindner als Tausendsassa und Posterboy omnipräsent ist. Doch es gibt hinter dem 38-jährigen Wermelskirchener tatsächlich noch eine kleine Mannschaft, die schon in wenigen Wochen in Ministerämter gelangen könnte. Wer sind diese Menschen? Gregor Mayntz hat sich die Kandidaten für einen Ministerposten angeschaut.

Bei Air Berlin geht das Chaos weiter. Interne Chatprotokolle haben uns erreicht, in denen Crew-Mitarbeiter ihrer Unternehmensleitung  Sabotage vorwerfen, weil angeblich Teams von den Flugzeugen ferngehalten würden, obwohl diese einspringen und ausfallende Flüge besetzen wollten. Es gebe einen Kampf hinter den Kulissen nicht nur um neue Eigentümer, sondern vor allem um den Tarifvertrag, sagte mir eine Flugbegleiterin. "Es ist ein echter Wirtschaftskrimi." Max Plück versucht, die Vorgänge zu ordnen.

Herzlichst

Ihr

Michael Bröcker

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