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Liebe/r Leser/in,

Himmel hilf, es gibt ein neues Reiz-Reflex-Thema in Social Media und Talkshows. Sicher, Ampel und Grüne bleiben weiter die Höllenhunde des Leibhaftigen. Aber wer nach den Ost-Wahlen Lust hat auf ein paar neue Gegen-den-Strich-Nebelkerzen, ventiliert nun die These: Brandmauer war gestern, lasst die AfD mitspielen, sind ja so viele, die sie wählen. 

Die Ritter dieser pseudosouveränen Idee geben dabei gern den Volksseelen-Vertreter. Sie legen nahe, der Flirt wäre ein Akt demokratischer Tugend. Bisschen sondieren. Den Frustrierten zeigen: Wir sehen euch. Aber sollte „Sehen“ zu „Ermächtigung“ führen?

Ich verstehe schon, dass die neue These verführerisch nach Tabubruch riecht. Nur – hach, wie schade! – da ist gar kein Tabu. Nichts Cancel- oder Diffamierungstaugliches. Das ist einfach nur: eitle Nihilisten-Pose, die Unsinn gebiert.

Warum Unsinn? Hier sind elf Gründe:

  1. Weil Populismus mit Untergang, Wir-gegen-die und Radikalität fasziniert. Koalitionen aber brauchen Kompromiss und Konsens. Politik braucht die Hoffnung auf ein besseres Morgen. Und somit das Gegenteil populistischer Maxime.

  2. Weil nicht einmal die Mehrheit der AfD-Wähler will, dass die Höckes und Urbans mitregieren. Sie möchten sich spüren. Ein bisschen schauriges Hui-buh genießen. Der Schauer hätte dann aber realpolitische Konsequenzen. Fürs ganze Land.

  3. Weil in Thüringen die CDU so tun müsste, als sei sie zumindest theoretisch bereit, Möchtegern-Heil-Höcke zum Ministerpräsidenten zu wählen. 

  4. Weil Millionen Menschen den Parteien der demokratischen Mitte im Vertrauen darauf ihre Stimme gegeben haben, dass sie eben NICHT mit der AfD paktieren. Sie hätten gelogen. Es wäre Verrat. 

  5. Weil die Dialektik „Die Brandmauer hat die AfD nur stärker gemacht“ einen Umkehrschluss nahelegt, der Unsinn ist: OHNE Brandmauer würde sie schwächer – warum sollte sie?! Im Gegenteil: Legitimierung macht sie mächtiger und attraktiver. 

  6. Weil die AfD die „Kartellparteien“ stets vorführen will. Gespräche aber, die nur auf „Nö“ und Demütigung hinauslaufen, verschwenden Zeit und Nerven.

  7. Weil jede Partei frei entscheidet, mit wem sie Verantwortung übernehmen will. Eine Koalition auszuschließen, gehört zum ganz normalen demokratischen Brauch.

  8. Weil Demokratie kein Spiel ist. „Sollen se doch mal zeigen, was se draufhaben“ klingt nach Ego-Shooter-Träumchen postpubertärer Halbstarker. Aber was passiert, wenn die AfD tatsächlich „was“ zeigt – und Remigration in Gesetze gießt? Putin hätschelt? Die EU zerstört? Macht entfaltet reale Wirkung, man denke an Brexit oder Flaschenpfand. Wer das negiert, verachtet Politik und ihre Wirkkraft.

  9. Weil Abgrenzung offenbart, wo man steht. Sie schafft Klarheit. Definiert Werte. 

  10. Weil auch Millionen Wählerinnen und Wähler aus falschen Motiven falsche Entscheidungen treffen können. Sie holt man nicht zurück, indem man das Falsche adelt.

  11. Weil die AfD den Systembruch will. Demokraten halten dabei niemals die Hand.

Dies sind also elf Gründe, ohne ein einziges Mal das Wort „rechtsextrem“ zu rufen. Es fallen uns sicher elf weitere ein. Manche Thesen sind eben weniger geistreich als schlicht: heiße Luft.

Herzlich Ihre

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Franziska Reich,
Chefredakteurin FOCUS-Magazin

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