Sehr geehrter Herr Do,
kann man etwas gegen eine Bewegung haben, die Gleichberechtigung fordert, sich gegen Diskriminierung stark macht und Rassismus anprangert? Eine Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, (strukturellen) Sexismus zu benennen und aufzudecken? Die Rede ist von der sogenannten Woke-Bewegung. Wokeness, dem englischen Wort „woke“ („aufgewacht“) entlehnt, kann man am besten wohl mit „Wachsamkeit“ übersetzen. In seinem Ursprung wollte der „Wokeismus“ andere Menschen also für gesellschaftliche Missstände sensibilisieren und dazu aufrufen, mehr Feinfühligkeit gegenüber Minderheiten zu entwickeln. 

Tolle Sache also. 

Der Begriff „Woke“ ist im übrigen keine Erfindung der sogenannten Generation Z, sondern wurde bereits Mitte des 20. Jahrhunderts von der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung als Ausdruck des Bewusstseins für soziale und rassistische Unterdrückung genutzt. Aufgegriffen wurde der Begriff wieder mit Beginn der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2013.
Begleiteten auch nach dem Mord an George Floyd 2020 Demonstrationen weltweit: Plakate und Banner mit der Aufschrift „Black Lives Matter“
Credit: Imago
Inzwischen gibt es aber Kritik von allen Seiten an der neuen „Wachsamkeit“. Längst ist aus dem Aufmerksammachen auf strukturelle Missstände eine umfassende Verbotskultur geworden. Wokeismus steht dabei aus Sicht vieler für eine Ideologie, die inzwischen das Gegenteil dessen bewirkt, für das sie ursprünglich angetreten war. Eine Bewegung also, die spaltet, statt zu vereinen. Nach dem Motto: Wer nicht den Idealen der Woke-Bewegung (etwa bei der Sprache) folgt, wird als Rassist, Sexist oder ganz einfach als Steinzeitmensch gebrandmarkt. So kritisierte der erste schwarze Präsident der USA, Barack Obama, bereits im Jahr 2019 im Interview mit der „New York Times“, dass der Aktivismus junger Menschen heutzutage darauf beruhe, andere Menschen an den Pranger zu stellen. So entstehe eine Schwarz-Weiß-Sicht, bei der Raum für Dialog und Aufklärung fehle. Diese Form des Polarisierens ist ein Muster, das seit vielen Jahren besonders ausgeprägt in den sozialen Medien zu erkennen ist.

Die sogenannte Cancel Culture hat sich längst zu einem gesellschaftlichen Sprengsatz entwickelt. Politiker wie etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sehen sich inzwischen dazu veranlasst, per Dekret das „Gendern“ zu verbieten. Und dürfen sich dabei einer breiten Zustimmung sicher sein. Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2023 sind drei Viertel der Bundesbürger inzwischen schwer genervt von Gendersternchen, -pünktchen und anderen sprachlichen geschlechtsneutralen Kunstformen. 

Zu welch abenteuerlichen Verdrehungen der Wirklichkeit die Woke-Ideologie führt, die es sich zum Ziel gemacht hat, eine Gesellschaft zu erschaffen, in der sich niemand mehr ausgegrenzt, benachteiligt oder verletzt fühlen muss, konnte man einem Podcast entnehmen, der unter dem Titel „Gemischtes Hack“ inzwischen ein Millionenpublikum erreicht. In einer bemerkenswerten Folge erzählte der deutsche Comedian Felix Lobrecht, wie der US-amerikanische Streaming-Dienst Netflix ihm bei der geplanten Verfilmung seines Bestsellers „Sonne und Beton“ nicht ganz unbedeutende inhaltliche Vorgaben machen wollte: „Die Fiction-Abteilung bei Netflix ist völlig irre. Die sind wirklich deep down in diesem Woke-Gaga“, empörte sich der 34-jährige Autor in der Podcast-Folge darüber, wie die Macher des Streaming-Portals inhaltlich Einfluss nehmen wollten auf das Drehbuch. So sollten manche kriminellen Figuren mit Migrationshintergrund in Deutsche umgeschrieben werden. „Die wollten Neukölln politisch korrekt machen, meine Jugend so machen, dass sie in ihren politischen Film reinpasst“, so Lobrecht. Eine Gang aus arabischen Drogendealern sollte demnach durch eine Gang aus deutschen, lesbischen Mädchen ersetzt werden. „Ich dachte erst, das wäre ein Scherz. Das Gespräch war sofort beendet“, sagte Lobrecht im Talk mit seinem Podcast-Partner Tommi Schmidt. „Was denn für ne Mädchengang? Was denn für deutsche Gangster? Stell dir vor, Hakan und Hamudi stehen an der Sonnenallee an der Ecke, und plötzlich kommen da jetzt Holger und Jens. Seid ihr wahnsinnig? Es ist nur noch Gaga.“
„Sonne und Beton“ (2023) gibt einen Einblick in Felix Lobrechts Jugend, die er im Berliner Viertel Neukölln verbracht hat – Stress zwischen Cliquen und Geldprobleme inklusive 
Credit: Constantin Film
Die Woke-Bewegung hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, sogenannte „toxische Männlichkeit“ anzuprangern. So entstand das Bild des „alten weißen Mannes“, der als Genre-Begriff inzwischen stellvertretend dafür steht, was man heute unter „Maskulinität“ verstehen soll. Nichts Gutes nämlich. Testosteron ist für die überzeugten Wokeisten demnach kein Sexualhormon, das für die männliche Entwicklung und einen gesunden Organismus unerlässlich ist, sondern: ein Giftstoff. Viele gehen heute so weit, dass sie die biologische Unterscheidung der Geschlechter ohnehin nur noch für eine überholte Ideologie halten und nicht für einen wissenschaftlichen Fakt.

Der Film „Barbie“ feierte im letzten Jahr große Erfolge und spielte an den Kinokassen mehr als eine Milliarde US-Dollar ein. Der quietschbunte Streifen war aber nicht nur der meistgesehene Hollywood-Film weltweit, sondern wurde von vielen als feministisches Manifest gefeiert. Die Regisseurin Greta Gerwig konstruiert darin eine pinke Plastikwelt, in der das Matriarchat herrscht: Das „Barbieland“ wird von den Barbies regiert. Sie sind Präsidentinnen, Ärztinnen und Journalistinnen. Und die Kens? Fungieren vor allem als Beiwerk, oder wie es im Film ausgedrückt wird: „Barbie has a great day every day, but Ken only has a great day if Barbie looks at him.“ 
Die kolumbianische Popkünstlerin Shakira kann allerdings wenig mit dem Männerbild in „Barbie“ anfangen, wie sie kürzlich in einem Interview verriet. „Meine Söhne haben den Film gehasst. Sie meinten, er sei entmannend. Und ich stimme ihnen zu einem gewissen Grad zu“, sagte die weltbekannte Sängerin, die mit dem elf Jahre alten Milan und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Sasha in Florida lebt, der Zeitschrift „Allure“. Shakira sieht die Ermächtigung von Frauen in der Popkultur als wichtige Aufgabe. „Dabei sollten Männer aber Männer bleiben, die schützen und versorgen“, so die 47-Jährige. 

Auch die Unternehmerin Anna Ensthaler ist eine kluge, erfolgreiche und meinungsstarke Frau. Die Tochter des einstigen „Stern“-Chefredakteurs und Sony-Music-Bosses Rolf Schmidt-Holtz gründete bereits mehrere Unternehmen – so etwa die Restaurantkette Kaiserwetter oder die Kosmetikfirma Glossyboss. 2021 stellte sie den Green Generation Fund auf die Beine, der Geld in Klimatechnologie und vegane Ernährung investiert. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist die Oxford-Absolventin aber durch das TV-Format „Die Höhle der Löwen“, in dem Menschen mit außergewöhnlichen Start-up-Ideen nach prominenten Geldgebern suchen. 

Ich hatte auf die Star-Investorin bereits in einem meiner letzten Newsletter Bezug genommen und darin aus einem Beitrag zitiert, den die 40-Jährige für das junge Wirtschaftsmagazin „Business Punk“ verfasst hatte. Darin hatte Ensthaler das Ende des „woken Irrwegs“ beschrieben und sich eine Zeitenwende erhofft, „in der Männer wieder Männer sein dürfen: kraftvoll, beschützend, durchsetzungsstark, kämpferisch – und gleichzeitig respektvoll und gleichberechtigt gegenüber Frauen. Das sind unsere Traummänner. Nicht diese Lauch-Jungs, die  schon nervös werden, wenn man sie nach dem Weg fragt.“

Diese Frau wollten wir natürlich kennenlernen. Et voilà: In der aktuellen PLAYBOY-Ausgabe lesen Sie jetzt ein Interview mit der meinungsstarken Entrepreneurin. Und Janna Ensthaler nimmt auch im PLAYBOY kein Blatt vor den Mund. So kritisiert sie, dass die Woke-Bewegung die Gesellschaft spalte und „Menschen vernichtet“, die einen anderen Blick auf die Dinge haben. Wir erfahren aber auch, warum sie Männer für ihre Streitkultur bewundert und dass sie im Leben auch schon mal „ungerecht besser behandelt“ wurde – gerade weil sie eine Frau ist. Das ganze Gespräch mit der Top-Unternehmerin, die das „Manager Magazin“ zu den 100 einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft zählt, lesen Sie jetzt im PLAYBOY (ab morgen im Handel).
Freuen Sie sich auf eine Ausgabe mit spannenden Themen und starken Persönlichkeiten.
 
Viel Vergnügen!
 
Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 

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…ist auch im neuen Heft: die Witzeseite, logisch. Und das hier ist mein Lieblings-Witz der Mai-Ausgabe: Der Arzt im Operationssaal: „So, Robert, hab keine Angst. Auch wenn du gestern Abend zu viel getrunken hast und alle erdenklichen Drogen konsumiert hast, alles wird gut gehen. Mach dir keine Sorgen.“ – Patient: „Ich heiße nicht Robert.“ – Arzt: „Nee, ich aber.“ – Weitere Playboy-Witze finden Sie hier ...
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