Liebe Frau Do, bei Hegel heißt es: „Die Wahrheit ist konkret.“ Das stimmt immer und taugt auch als journalistischer Grundsatz. Nur: Die Wahrheit ist zwar konkret, aber manchmal auch sehr komplex, wie sich bei der sogenannten MPK diesmal ganz besonders gezeigt hat. Was Bund und Länder bei ihren Beratungen bis tief in die Nacht beschlossen haben, bringen Ihnen Jan Drebes, Birgit Marschall und Kerstin Münstermann näher. Der Lockdown wird grundsätzlich bis zum 28. März verlängert, allerdings mit vielen Öffnungsmöglichkeiten je nach Infektionslage. Wie die Diskussionen abliefen, hat ebenfalls Kerstin Münstermann recherchiert. Die Debatte war hart, zeitweise laut, die Nervenkostüme einiger Beteiligter schienen angegriffen zu sein. Die Reaktionen des Morgens finden Sie in unserem Newsblog. Was von den Beschlüssen zu halten ist, schreibt Gregor Mayntz in seinem Leitartikel. Das Thema beschäftigt uns heute natürlich auch in unserem „Aufwacher“-Podcast. Eines ist klar: Das Bestreben der Bundeskanzlerin, die stets versucht hat, das Regierungshandeln in der Pandemie wissenschaftlich herzuleiten, ist verpufft. Nachdem der angestrebte Grenzwert nicht erreicht wurde, wird er nun, jedenfalls für viele Bereiche, angehoben, damit Öffnungsschritte eingeleitet werden können. Das lässt sich politisch oder auch menschlich erklären, aber nicht wissenschaftlich. Und dass die Lockerungen kommen, während es mit dem Impfen noch nicht so vorangeht wie zum Beispiel in den USA, macht die Beschlüsse nicht plausibler. Das Leben kehrt schrittweise zurück, darauf freue ich mich. Aber in den nächsten Wochen und Monaten ist verantwortungsvolles Handeln besonders gefragt, also Hygiene und Abstand zu wahren und Vor- und Rücksicht zu üben: aus eigenem Antrieb. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch klug. Wie Sie mit dieser Wahrheit konkret umgehen, müssen Sie allerdings selber entscheiden. Eine Wahrheit ist auch, dass weite Teile der AfD rechtsextreme Vorstellungen vertreten und pflegen. Nein, ich meine ausdrücklich nicht alle Wähler der AfD und nicht mal alle Mitglieder, obwohl auch sie sich fragen könnten, in wessen Gesellschaft sie sich da eigentlich befinden. Nur: Wie sieht diese rechtsextreme – also verfassungsfeindliche – Ausprägung von Teilen der AfD konkret aus? Das will der Verfassungsschutz nun klären und stuft die Partei bundesweit als „Verdachtsfall“ ein. Auf den ersten Blick erstaunlich, ist die AfD doch in allen Landesparlamenten und als stärkste Oppositionsfraktion im Bundestag vertreten. Was dahinter steckt und warum dieser Schritt trotzdem folgerichtig ist, argumentieren Julia Rathcke und Gregor Mayntz in ihrer Analyse. Nicht so eindeutig ist die Beurteilung des Wetters in NRW in diesen Tagen. Der letzte Schnee ist nicht lange her, dann war plötzlich Frühling, jetzt wird es wieder kälter. Was dieses JoJo-Wetter mit dem Körper macht, hat Danina Esau recherchiert. Und falls Ihnen Lesen nach diesem Auf und Ab zu anstrengend ist: Im „Aufwacher“-Podcast können Sie ihr auch zuhören. Falls Sie aber noch etwas Zeit und Muße übrig haben, lege ich Ihnen das Interview mit der Bundesjustizministerin Christine Lambrecht ans Herz, das Jan Drebes und Jana Wolf geführt haben. Das mag Sie überraschen. Wer sich ein Bild machen will, wo die SPD gerade steht, liest hier Klartext: „Ich sehe in vielen Bereichen gewisse Schnittmengen mit den Linken.“ Ich hoffe, dass Sie heute ganz viele Schnittmengen zwischen Anspruch und Wirklichkeit finden – am besten sind sie, wenn sie wahr und konkret sind. Das gilt auch fürs Frühstück. Bis morgen! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |