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Liebe/r Leser/in,

es ist ein Spiel. Dem Schrecken und den Gefahren zum Trotz. Trotz (oder vielleicht gerade wegen) des entsetzlich hohen Einsatzes. Es ist ein Todesspiel. Aber eines mit Regeln und erwarteten Zügen. Der Iran wird damit gerechnet haben, dass Israel nach dem Massaker des 7. Oktober nicht nur die Hamas angreifen, sondern sich auch irgendwann zu direkten militärischen Schlägen gegen den Erzfeind, der den Massenmord erst möglich machte, entschließen würde.

Was auch geschah. Und nach dem Anschlag auf die iranische Botschaft in Damaskus wird Israel damit gerechnet haben, dass der Iran antworten würde. Was auch geschah. Der Raketenangriff des Iran auf Israel mag alles mögliche gewesen sein – ein Tabubruch, eine unverantwortliche Eskalation, ein Verbrechen. Unerwartet war er nicht. Und auch wenn Teheran nun verkündet, man werde auf weitere Schläge verzichten, wenn nur Israel von einer Vergeltung absieht – so ist doch allen klar, dass der nächste Zug eben nicht ausbleiben kann.

Israel wird reagieren. Nicht weil dies die militärische Logik erfordert. Die Logik des Spiels erzwingt eine Antwort. Das könnte beruhigen. Wenn wir uns einreden dürften, dass die Eskalation doch immer im Rahmen des Erwartbaren bleibt – und den jeweiligen Gegner nie wirklich überraschen wird. Aber wir dürfen uns das nicht einreden. Das Todesspiel, das im Nahen Osten seit Jahrzehnten abläuft, lässt – dies hat das Massaker des 7. Oktober deutlich gemacht – auf Dauer kein Maß und keine Grenze gelten. Die Ajatollahs und die von ihnen genährten und gelenkten Massenmörder der Hamas haben das Abschlachten kalkuliert eingesetzt, um Israel in einen kriegerischen Konflikt zu zwingen. Das Regime in Teheran hat erreicht, was es erreichen wollte – und ist dennoch außerstande, die Lage zu kontrollieren.

Niemand kontrolliert die Lage. Und alle am Todesspiel im Nahen Osten beteiligten Parteien reden sich ein, es stehe in ihrer Macht, den Konflikt gerade noch unter Kontrolle zu halten. Sie reden sich dies schon seit Jahrzehnten ein.

Die Welt redet sich dies schon seit Jahrzehnten ein.

Herzlich grüßt

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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