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| | | Guten Tag, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mein Gefühl für dieses Jahr ist dank Corona gänzlich durcheinandergeraten. Ich verhalte mich jetzt Anfang Juli jedenfalls immer noch so, als stünde der Sommer 2020 erst irgendwo am Horizont. Weil ich bisher ja weder im Biergarten saß noch an irgendeinem Meer, weil im Augwinkel kein Wimbledon stattfand und keine Tour de France und noch zehn andere zuverlässige Sommersignale einfach fehlen. Mein Biorhythmus ist also irgendwo im März stehen geblieben und in Erwartung großer Dinge. Dabei ist in ein paar Sonntagen schon wieder September, wie kann das sein? Aber nicht nur zeitlich auch örtlich ist alles verschoben – die vertrauten Straßen meines Viertels hier im Münchner Westen sehen verändert aus. Manche Restaurants und Geschäfte haben immer noch nicht aufgemacht, andere, die man vorher kaum wahrnahm, sind dafür bis über die Straße gewachsen oder platzieren ihre Tische jetzt einen halben Kilometer lang den Gehweg entlang. Die maskierte Menschenschlange beim Biobäcker, die an drei Hauseingängen vorbeiläuft, gehört ebenso zum neuen Standard wie das Heer von Radfahrern an allen Ampeln. Und weil ich, wie viele, immer noch überwiegend im Home-Office arbeite und nicht jeden Tag zweimal die Stadt zur und von der SZ-Redaktion durcheile, habe ich eigentlich keine Ahnung, wie es in anderen Vierteln und in der Innenstadt aussieht. Ein Stück weit hat uns diese Pandemie also zu urbanen Insulanern gemacht, nicht wahr? Aber vielleicht ist das und die veränderte Kulisse hier ja schon ein kleiner Ersatz für die entgangenen Reisen und Urlaube. Neulich fragte ein Bekannter auf Durchreise aus Zürich, was in München los sei, ob es was Neues gäbe, das man sehen müsse? Ganz so, als wäre alte Welt. Ich sah ihn längere Zeit ratlos an. Die Frage tönte zwar vertraut, aber ich hatte beim besten Willen keine Idee für eine Antwort, ich wusste überhaupt nichts mehr von meiner Stadt und ihren inneren Vorgängen, weil man während des Shutlockdowns doch stets darauf bedacht war, nur auf Zehenspitzen durch die Öffentlichkeit zu wandeln und eben möglichst wenig Kontakt mit der Stadt zu haben. Ausstellungen, Theater, neue Orte? Keine Ahnung, alles vergessen! Der Schreck hat mich ein bisschen aus der Corona-Trance geweckt. Eine der Aufgaben für heute und die nächsten Tage ist es jetzt jedenfalls, sich wieder reinzuarbeiten, in die City, und mal zu hören, ob da noch ein Puls ist. Das SZ Extra, der unerschütterliche Stadtratgeber unserer Zeitung leistet auch bei so einem Wiederaufbau des eigenen Kulturlebens gute Hilfe. Und wer weiß, vielleicht ist die Zäsur ja auch ein ganz guter Grund, um mal dorthin zu gehen, wo man noch nie war? Die seltsame Zeitordnung seit Corona macht übrigens auch eine Geschichte zum Thema, die ich am Mittwoche gerne gelesen habe – ein Ortstermin bei Webasto nämlich, dem deutschen Patienten null, bei dem Ende Januar die ersten Fälle auftraten. Wie die Lawine ins Rollen geriet und wie man dort beobachtet, was sich im Land daraus entwickelte, das ist eine spannende Einordnung. Ein halbes Jahr begleiten uns dieses Wort und diese Nachrichten jetzt also, aber das Gefühl der Umstellung, siehe oben, wurzelt irgendwie schon viel tiefer. Vielleicht geht es Ihnen auch so, dass einem das Seriengucken langsam zum Hals raushängt? Das liegt gar nicht an bestimmten Serien, vieles ist wirklich toll. Aber es war einfach zu viel Zeit dafür in den vergangenen Monaten, zu ausufernd konnten sich diese epischen Spannungsbögen in Kopf und Wohnzimmer breitmachen. Da finde ich es sehr gut, dass mein liebster deutscher Filmemacher Christian Petzold jetzt wieder die normale Kinolänge bedient hat; und alles zu seinem neuen Film Undine liest sich schon mal wirklich gut. Beim Interview mit Petzold geht es viel um Wasser und Welse, aber auch um Eric Rohmer und Sommer auf der Leinwand, es ist klug und körperlich erfrischend. Und die Botschaft ist klar: Der restliche Sommer ist kurz, wir haben höchstens noch Zeit für Geschichten, die uns auf normaler Kinolänge verzaubern können! Irgendwie auch filmreif, wenn auch nicht gerade romantisch, ist ein Meer von toten Heringen, das in diesen Tagen an einigen Nordseestränden die ohnehin verzagten Urlauber verschreckt hat. Ja, ist denn die ganze Welt aus den Fugen? Meeres-Kriminalisten sind dem rätselhaften Massensterben der kleinen Fische auf der Spur, wie der Kollege Wiegand hier aufschreibt. Als chronisch erfolglosen Angler machen mich Welse in Interviews froh, Fischsterben aber betroffen und der Hering ist ja sozusagen der VW Golf unter den Fischen – wenn der jetzt auch Virus hat, wird es übel. Sehr schön fand ich diese Woche noch die kleine Notiz des Kollegen Klaus Ott, der nicht nur einen bemerkenswerten Vorgang im Bereich der SZ-Leserbriefkultur vermeldete, sondern auch auf eine Serie anlässlich des 75. Geburtstag der SZ verwies, die sehr unterhaltsam zu werden verspricht: Leser fragen, Redakteure antworten. Wenn das kein guter Plan für diesen Sonntag ist – eine Frage an die SZ formulieren!
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| Einen schönen Sonntag wünscht Max Scharnigg Redakteur Gesellschaft & Stil |
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| | PS: Um noch mal auf mein verspätetes Sommergefühl von Beginn dieses Newsletters zurückzukommen. Dieses Video von Lola Marsh ist sozusagen hochkonzentriertes Sommergefühl. Nicht nur, weil der Song der israelischen Band so großartig und mittlerweile ein echter Hit ist, sondern auch, weil dieser kleine Mitschnitt an Bord einfach alles bietet, was man gerade noch ein bisschen vermisst – schöne Menschen auf Booten, glitzerndes Wasser, Sonnenbrillen und Ringelkleider! |
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| | | | | "Wer nur für die Flasche lebt, verliert alles" | | Mit 16 Jahren fing Elisabeth Schwachulla an zu trinken, nicht nur auf Partys, auch zu Hause. Jeden Tag, bis sie merkte: Das ist ein Problem. Ein Gespräch über Sucht und die Erkenntnis, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, Hilfe anzunehmen. Interview von Max Fluder | | |
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| | | | | Masken? Was für Schwächlinge | | Das Virus wütet vor allem in Bundesstaaten wie Texas, Florida, Arizona und Kalifornien, denen es mit Lockerungen nach der ersten Welle gar nicht schnell genug gehen konnte. Über die fatalen Folgen der Leichtfertigkeit. Von Christian Zaschke, New York | | |
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| | | | | | | SZ-Podcast "Auf den Punkt" | | KSK: Die Mauer des Schweigens bricht | | Das Kommando Spezialkräfte ist rechtslastig und jetzt sind auch noch große Mengen Kriegsmaterial verschwunden. Die Soldaten müssen auspacken. Denn jede Loyalität hat Grenzen. | | |
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| | | | | | | | | "Vielen Deutschen ist ihr Auto wichtiger als ihr Kind" | | Wie verkauft man ein Auto? Die Händlerin Panagiota Petridou erzählt, warum der Preis nicht entscheidend ist und der Kauf eher stattfindet, wenn ein Mann mit seiner Frau auftaucht. Interview von Jan Schmidbauer und Vivien Timmler | | |
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