Außerdem: Wie man einen guten Therapeuten oder eine gute Therapeutin findet
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Illustration: iStock / by Malte Mueller
Guten Tag,

wenn Sie den melodischen Namen »Ever Given« lesen – fällt Ihnen dann ein, warum Sie ihn wochenlang immer wieder gehört haben? Es ist der Name des Schiffes, das im Jahr 2021 den Suezkanal blockierte. Das war – gelinde gesagt – schwierig für den globalen Handel. Schnell geisterte aber auch ein rührendes Bild um die Welt: von einem kleinen Baustellenbagger, der versuchte, das riesige Schiff freizubaggern. Natürlich wurde es sofort zu einem Meme. »Meine Depression«, stand zum Beispiel auf dem Schiff, und auf dem kleinen Bagger die Frage: »Hast du es schon mit Joggen probiert?«

Es ist ein Spruch, den viele Menschen mit Depressionen nicht mehr hören können. Dabei geht es nicht darum, dass Sport der psychischen Gesundheit nicht guttäte. Sondern dass man bei einer ernstzunehmenden Krankheit wie einer Depression ganz sicher nicht einfach nur ein bisschen frische Luft braucht, ein anderes Umfeld, ein paar kluge Tipps von Bekannten, ein bisschen mehr Motivation, eine neue Routine – sondern vor allem professionelle Hilfe.

Am morgigen Sonntag ist der Europäische Tag der Depression, der auf die Krankheit aufmerksam machen möchte. Ich möchte das auch gerne – indem ich Ihnen eines der besten Interviews empfehle, das ich zu dem Thema jemals gelesen habe. Meine Kolleginnen Lara Fritzsche und Kathrin Hollmer haben mit der Schauspielerin Nora Tschirner über die Krankheit gesprochen. Tschirner erzählt in dem Interview so offen, wie ich es selten gelesen habe, davon, wie sich die Depression bei ihr anbahnte. Von den Tiefpunkten. Von einem Klinikaufenthalt und Psychopharmaka. Und davon, welchen riesigen Unterschied die Therapie in ihrem Leben gemacht hat.

»Meine Depression war eine gesunde Reaktion auf ein krankes System«
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Sie beschreibt ihre Erfahrung mit diesen Worten: »Es fühlte sich zu Anfang immer noch an wie ein Wald im Dunkeln. Aber in diesem Wald wartete ein Tiny House auf mich und jemand hat mir schon mal einen Kakao hingestellt. Meine erste Therapie habe ich mit 25 gemacht. Da gab es plötzlich einen geschützten Raum für mich, da saß jemand, der sagte: Hab ich alles schon mal gesehen. Ich war also nicht mehr allein. Und dann wusste ich: in diesen Raum kann ich jetzt einmal die Woche gehen und zur Not auch eine Stunde lang heulen. Dadurch verschwindet der Nebel um mich herum nicht direkt. Aber ich habe eine Anlaufstelle.«

Ich verlinke Ihnen im unteren Teil des Newsletters weitere Texte zu psychischer Gesundheit. Wünsche Ihnen ein gutes Wochenende. Und bitte Sie darum, niemals jemanden mit einer Depression zu fragen, ob er es schon mit Joggen probiert hat.

Ihre Dorothea Wagner
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