Liebe Leserinnen und Leser,
 

das war doch mal pfiffig. Irgendwie mal was anderes. Da saß Angela Merkel gestern bei Anne Will und bescherte uns auf champagnerfarbenem Sessel eine Sonntagabendunterhaltung, wie sie Roy Black ganz sicher gefallen hätte. Ganz oder zumindest fast ganz in Weiß saß da die Corona-Kanzlerin quer zur Mattscheibe und zeigte sich zumindest formal tatkräftig und zu wahrlich Großem entschlossen. „Es wird dazu kommen, dass wir das richtige tun“, so Merkel. Wirklich lässig und originell. Und dann setzte sie noch eine verbale Unterschrift drunter: „Dafür stehe ich ein.“


TV-Deutschland staunte. Was für eine Ansage! Bestimmt, hemdsärmelig und doch nonchalant! Große Worte, für die Armin Laschet sicherlich lange hätte üben müssen, sprach da die weiße Frau einfach so und gelassen aus, und das vor einem Millionenpublikum. Aber vielleicht sollte man auch nicht zu harsch sein gegenüber dem noch immer neuen und etwas zaghaft agierenden CDU-Vorsitzenden. Immerhin hatte Merkel für das stilistische „white washing“ einer ansonsten doch eher verkorksten Corona-Politik ein großes Vorbild bei der Hand.

Ein weißer Blazer macht noch keine Visionen

Es war Anfang November 2020, als Kamala Harris, damals frisch gekürte US-Vizepräsidenten, der Weltöffentlichkeit in einem strahlend weißen Komplett-Outfit erschienen war. Ein Hosenanzug von Carolina Herrera, dazu eine farblich passende Schluppenbluse. Doch das war nicht irgendeine Klamotte. Was Harris trug, war eine Botschaft. Im Stil der historischen Suffragetten bewies Amerikas Second Lady, wer in der Politik zukünftig die sprichwörtlichen Hosen anhaben sollte.


Doch während bei Harris Form und Inhalt glamourös zusammengingen, brachen bei Merkel Stil und Story schon nach wenigen Worten auseinander. „Jedes kleine Mädchen, das heute Abend zuschaut, sieht, dass wir in einem Land voller Möglichkeiten leben.“ Das hat gestern eben leider nicht die Kanzlerin gesagt, es war die Botschaft von Kamala Harris. Die wesentlichen Merkel-Worte indes können Sie in einer TV-Kritik von Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier nachlesen – Worte, die, das sei schon jetzt verraten, wesentlich nüchterner waren als die ihrer großen amerikanischen Schwester. Worte, die beweisen, dass ein weißer Blazer längst noch keine Visionen macht.


Ähnlich visionslos wie Merkels Corona-Politik scheint nach Meinung von Rafael Seligmann nur noch jene Deklaration zu sein, die jüngst 200 renommierte Holocaustforscher in Jerusalem vorgelegt haben. Das Papier, das den Begriff „Antisemitismus“ neu definieren will, ist nach Meinung unseres Gastautors kaum mehr als eine Mogelpackung.


Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur

 
 
 
 
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