Gartenbrief vom 21.04.2017 - Lustvoll gärtnern mit Markus Kobelt.
Die wichtigsten Tipps beim Wintereinbruch im Frühling Sehr geehrter Herr Do, es kam wie befürchtet: Frost in die offene Blüte, schlimm, aber Kopf hoch, der beste Tipp beim plötzlichen Kälteeinbruch bleibt trotzdem - "COOL bleiben!", die 8 weiteren Tipps - hoffentlich braucht Ihr sie nicht mehr! - finden sich in diesem Newsletter. Sonst verrate ich Ihnen, wie Sie auch den faulsten Obstbaum zum Ertrag zwingen können, was Eisen, Katzen und Kiwi miteinander zu tun haben und wie man mit Tells-Äpfeln günstiger bei Lubera einkauft. Und ja, ich habe versprochen, über die bienenfreundlichen Pflanzen zu schreiben, und heute fange ich damit an: Im Beitrag "Der Duft von Apfelblüten und Birnenblüten" erfahren Sie nicht nur über die bienenfreundlichen, sondern auch über die fliegen- und käferfreundlichen Blüten. Ausserdem möchte ich Ihnen eine besonders bienenfreundliche und vor allem hummelfreundliche Pflanze ans Herz legen - die Zwergpomeranze Chinotto! Herzliche Grüsse Markus Kobelt Themenübersicht: Deal | Die fast vergessenen Vitaminfässchen Neu | Alte Tells gutschreiben lassen. Jetzt! Event | Lubera Liveshows mit Markus Kobelt - Eintritt frei! Event | Ippenburger Frühlingsfestival: 28. April - 1. Mai 2017 9 Tipps zum Schutz vor dem Wintereinbruch im April oder Mai Rezept | Pesto für den Frühlingsbrunch Pflanze | Bitterorange Chinotto - die myrtenblättrige Zwergpomeranze Gartenwissen | Der Duft von Apfelblüten und Birnenblüten Gartengeschichte | Die Drohung mit der Axt Züchtung | Das Innovationsdilemma in der Züchtung Gartentipp | Die zwei grössten Probleme bei der Kiwikultur |
Deal | Die fast vergessenen Vitaminfässchen | Möchten Sie auch, wie Markus, Ihren eigenen Sanddornsaft, dieses feine und sämige, smoothieähnliche Getränk geniessen? Die neuen Sanddornsorten Botanica und Garden's Gift sind bestens dafür geeignet, denn die beiden russischen Sorten schmecken im Gegensatz zu den deutschen Sorten nicht so sauer und sind auch ohne Zuckerzusatz ein Genuss. Sanddorn ist reich an Vitaminen, gesunden Pflanzenmetaboliten und ätherischen Ölen. Die Ernte der in diesem Deal angebotenen Sorten ist viel schmerzfreier, denn sie sind viel weniger bestachelt als der hier wild wachsende Sanddorn. Die Sorte 'Botanica' wird im August reif, 'Garden's Gift' folgt im September. Nicht zu vergessen ist, dass Sanddorn immer einen Bestäuber benötigt. Ein Männchen kann ganz leicht gleich mehrere Weibchen bedienen - das ist doch mal was, oder? Wir liefern Ihnen daher das passende Männlein gleich mit. Dieser Deal beinhaltet 3 Pflanzen, jeweils im 5L-Topf: Sanddorn Botanica (weiblich) Sanddorn Garden's Gift (weiblich) Sanddorn Pollmix 2 (männlich) |
|
|
Alte Tells gutschreiben lassen. Jetzt! | Ja, ich rege mich ja auch auf, wenn ich an der Supermarktkasse nach der Kundenkarte gefragt werde und wenn ich keine habe. Und vielleicht auch keine will. Aber hier geht es um mehr! Ich habe eine Wette laufen mit einigen meiner Mitarbeiter: Die meinten nämlich, dass wir unseren Kunden rückwirkend, für die Umsätze 2015 und 2016, gar keine Tells offerieren sollten. Und trotzdem haben wir es gemacht! Um meine Wetter zu gewinnen, müssen sich aber 3500 Bestandeskunden (Sie, die Sie schon früher bei uns gekauft haben) einloggen und ihr Tells-Bonusprogramm freischalten. Von dieser Zahl sind wir noch weit entfernt, aktuell sind es erst ca. 1000! Wollen Sie wirklich, dass ich meine Wetter verliere? Nein? Dann bitte … Und natürlich lohnt es sich nicht nur für mich (den Wetteinsatz verrate ich nicht), sondern auch für Sie: Wenn Sie das nächste Mal bei uns einkaufen, können Sie Tells gegen Prozente einlösen. 1 Tells Apfel bringt 1 % Preisreduktion. Wenn Sie also beispielsweise 2015 oder 2016 für 150 CHF oder 150 € bei uns eingekauft haben, erhalten sie 6 Tells - und damit 6 % Preisreduktion. Und ich gewinne meine Wette;-) Markus Kobelt
| Lubera Liveshows mit Markus Kobelt - Eintritt frei! | Ich will ins Fernsehen! Auf YouTube habe ich bereits in 2-Tausend-und-5-Hundert Videos gespielt, wurde aber von HOLLYWOOD noch nicht entdeckt. Ich gebe nicht auf, ich übe fleissig weiter, und seit zwei Wochen habe ich eine neue Herausforderung, ich spiele LIVE. Im Ernst, Live Videos sind die beste Möglichkeit herauszufinden, was Sie, unsere Kunden, Freunde, Fans, modern gesagt unsere Follower, über LUBERA, über unsere Pflanzen wissen möchten, was Sie auch sonst interessiert und wie Sie finden, was wir tun. Klar, es ist neu, und nicht alles läuft glatt, aber das Wichtigste ist, ich spreche zu Menschen, die sich für das interessieren, was ich mache und ich hoffe, ich kann Ihnen hilfreich sein, in dem ich - bereits während des Videos - Ihre Fragen beantworte oder, wie in dieser Woche, schnell die wichtigsten Tipps zum Schutz vor dem Wintereinbruch mitten im Frühling gebe. Wie funktioniert es genau? Vor kurzem führte Facebook die eigene Live-Streaming-Option ein und bietet seitdem den Fans die Möglichkeit, in Echtzeit Videos zu sehen und direkt in der Kommentarspalte, in unserem Fall mit mir und mit anderen Lubera-Fans zu kommunizieren. Wann bin ich zu sehen? Ja, wir sind noch in der Testphase, bei den ersten zwei Videos - jeweils am Dienstag - wurden die Livesendungen um 17 Uhr gestartet. Die nächste Liveshow aus Buchs in der Schweiz findet voraussichtlich am 25. April statt. Nächste Woche möchte ich es um 18 Uhr versuchen, was meint Ihr? Wann ist die beste Zeit für Sie? Auf jeden Fall wird die Sendung rechtzeitig auf unserer Facebook-Seite angekündigt. Herzliche Grüsse, wir sehen uns, Live (!), Ihr Markus Kobelt
|
Ippenburger Frühlingsfestival: 28. April - 1. Mai 2017 | Noch genau 6 Tage bis zum Ippenburger Frühlingsfestival! Der grösste und vielfältigste Küchengarten Deutschlands sowie der Lubera-Mundraubgarten laden Sie erneut ein und versprechen: "Das Frühlingsfest wird grösser und bunter denn je!" Die Besucher können sich auf einen neuen Gartenmarkt freuen! "Absolut spektakulär ist die diesjährige Vielfalt an Ausstellern", berichtet Viktoria von dem Bussche. Es gibt nicht nur Blumen, Kräuter und Gehölze, sondern auch exklusive Gartenmöbel und schicke Outdoor-Mode, allerlei nützliche Utensilien und ansprechende Accessoires aus Künstlerhand, Wellness-Produkte und naturgesunde Delikatessen ... Ein weiteres Highlight ist "ALICE WUNDERT SICH!" Der Schlosspark wird zum Ippenburger Wunderland: Riesige Fliegenpilze, seltsame Tiere, weisse Kaninchen, viele verrückte Inszenierungen zum Träumen und Lachen! Wie an jedem Festival steht auch nächstes Wochenende in Ippenburg ein ausgewähltes aktuelles Lubera-Sortiment bereit für den Direktverkauf. Sie können aber auch alle anderen Lubera-Pflanzen während der Festivaltage auf Schloss Ippenburg bestellen. Ihr Eintrittsticket ist im Jahr 2017 bares Geld wert! Denn die Eintrittskarte gilt als Gutschein beim Einkauf im Lubera-Pflanzenshop oder direkt an unserem Stand vor Ort. (Mindestkaufwert 20 €). Wenn Sie nach dem Besuch in Ippenburg mit der Ticketnummer des Eintrittstickets bei www.lubera.com die Pflanzen bestellen, erhalten Sie 10 Euro Rabatt. Die Faszination Zitrus besteht nicht erst seit hunderten Jahren sondern geht in Jahrtausende. Was ist das Besondere an den Zitruspflanzen? Sicher ist es die Kombination aus Schönheit, Duft und Aroma sowie gesunden, saftigen Früchten. Kein Wunder, dass bereits die Barockfürsten diese Pflanze in ihren herrschaftlichen Parkanlagen einführten. Sie bauten ihnen in Europa mit den Orangerien kleine Pflanzenschlösser, die den hohen Wert ihres "Zitrusschatzes" unterstrichen. In diesem Jahr wird auch das Ippenburger Schloss mit einer Orangerie geschmückt! Nicht nur Lubera Obst und Beeren wachsen und gedeihen im Ippenburger Mundraubgarten und Küchengarten, dieses Jahr präsentiert Lubera das breiteste Zitrussortiment Deutschlands! Über 60 Sorten, die Sie dort nicht nur bestaunen, sondern auch kaufen können, warten auf Sie im Zitrusgarten beim Glashaus. Der Zitrus-Experte Professor Dr. Dominik Große Holtforth, den Sie bereits aus unseren Gartenbriefen kennen, wird den ganzen Sonntag, den 30. April auf Schloss Ippenburg die Schönheiten, aber auch die praktischen Probleme des mediterranen Gartens und der Zitruskultur beleuchten. Und Markus wird Ihnen mehrere spannende und lehrreiche Rundgänge durch den Mundraubgarten und Ippenburger Küchengarten anbieten. HIER ein paar Videos aus dem Jahr 2016, um auf den Geschmack zu kommen … Und HIER finden Sie das komplette Vortragsprogramm sowie Rahmensprogramm: Der grossartige Küchengarten und das Restaurant im Pferdestall, das grandiose Rosarium 2000+ sind ausserdem an allen Sonntagen im Mai, Juni und Juli für Besucher geöffnet. Auch einige Aussteller werden präsent sein. Schauen Sie z.B. am besonderen Lubera-Beerentag am Sonntag, den 18. Juni vorbei. Sie erwartet eine schmackhafte Fruchtdegustation, eine Tipps&Tricks-Führung mit Markus, Spezialangebote und und und... Und auch hier gilt Ihre Eintrittskarte als Gutschein von 5 €.
| 9 Tipps zum Schutz vor dem Wintereinbruch im April oder Mai | Vor ziemlich langer Zeit beantwortete ich die Frage eines Meteorologie-Dozenten, warum ich denn seine Vorlesung nie besucht hätte, mit der lapidaren Antwort, dass es noch immer - mit oder ohne Vorlesung - Wetter geworden sei. Natürlich wollte ich damit in jugendlicher Arroganz sagen, dass ich Besseres und Gescheiteres zu tun hätte. Und das habe ich nun wirklich, ich muss nämlich, wie Sie alle auch, in dieser von einem extrem starken Wintereinbruch geprägten Wetterlage Massnahmen ergreifen, damit wir und unsere Pflanzen die Unbilden unbeschadet überstehen können. Dieser Gartenbrief erscheint am Wochenende, das schlimmste dieser Woche werden wir dann hinter uns haben, aber gänzlich Entwarnung kann man für die nachfolgende Woche wohl noch nicht geben. Der Winter möchte sich noch ein Weilchen halten. Also habe ich für Sie (und für mich) die wichtigsten Tipps zusammengestellt: 1. Es geht nicht anders: Geschützt überwinterte und schon rausgestellte Pflanzen müssen wieder reingestellt werden. Im Gegensatz zu den Outdoorpflanzen sind diese Gewächse nicht nur weniger winterhart, sie werden auch schon weiter angetrieben sein - und deshalb noch anfälliger bei einem Temperatursturz unter 5°C oder sogar unter die 0 Grad-Grenze. 2. Ja, Schnee isoliert und schützt mit seiner Decke die darunterliegenden Pflanzen. Aber er kann frisch ausgetriebenen Äste und Bäume auch so stark belasten, dass sie brechen können. Also rausgehen und den Schnee abschütteln, mindestens dort, wo sich die Äste schon gefährlich beugen. 3. Zwischendrin ein Psycho-Tipp, auch an mich selber: Man soll sich grundsätzlich nicht über Dinge aufregen, die man nicht ändern kann. 4. Sind wir einmal in unserer Region oder in Ihrer Region bei Abendtemperaturen im Bereich von 0 bis 5°C angelangt, braucht es nur noch eine helle Nacht mit offenem, unbedecktem Himmel, und wir müssen mit deutlichen Nachtfrösten rechnen. Ob 0, -1 oder -5°C ist schwer vorauszusagen (schauen Sie sich nur die Differenzen der verschiedenen Wetterdienste an), aber die einzig richtige Annahme ist hier die Schlimmste. Rechnen Sie mit Frost und ergreifen Sie die notwendigen Massnahmen. Fehlalarme verursachen (fast) keinen Schaden. 5. Notwendige Massnahmen? Ja früher, da hatte ich noch eine ganze Wagenladung von wunderbar rauchenden Paraffinkerzen zur Verfügung, die ich in Frostnächten in der Obstanlage anzünden konnte. Das ist aber heute wohl ohne Feuerwehreinsatz und Umweltschutzbehördenbusse nicht mehr machbar. Also eher lassen! Aber ein kleines Feuerchen unter dem einzigen blühenden Kirsch- oder Apfelbaum wäre bei der entsprechenden Pfadfindermentalität und dem passenden Durchhaltevermögen durchaus noch möglich und effektiv - für einen oder zwei Bäume. 6. Natürlich gibt es das bekannte Arsenal an weiteren Schutzmassnahmen: Outdoorkübelpflanzen in eine geschützte Ecke nahe der Hausmauer rücken, blühende Bäume mit Vliesen oder Leintüchern abdecken, das alles bringt locker 1-3 Grad. 7. Viele kennen aus dem professionellen Obstbau den Frostschutz über Frostberegnung. Das funktioniert, aber nur wenn man die Beregnung, den Rasensprinkler, der den blühenden Baum über die Baumkrone bewässert, die ganze Nacht bis zu dem Moment durchlaufen lässt, wenn das Eis wieder vollständig abgetaut ist. Der Schutzmechanismus beruht nämlich nicht etwa auf dem Eis selber, sondern einzig und allein auf der Wärmeenergie, die frei wird, wenn Wasser zu Eis gefriert. Und jetzt überlegen Sie sich den umgekehrten Prozess: Wenn das Eis auf- und abtaut, wird natürlich wiederum Energie benötigt, und wird diese Energie, z.B. über das weiter regnende Wasser, nicht nachgeliefert, wird diese Wärme der Pflanze entzogen und kann sie so noch in den späten Morgenstunden schädigen, wenn man doch eigentlich meint, man hätte alles überstanden ... 8. Sie haben ein mobiles Windrad oder einen Luftventilator für Zugluft während der Sommerhitze? Wenn Sie dieses Windrad jetzt noch in der Höhe installieren könnten, z.B. ausserhalb eines Fensters über einem Spalierbaum, würde es die warme Luft in der Höhe nach unten drücken und mit der Frostluft durchmischen. Weinberge in Deutschland und auch fast alle Apfelkulturen in Washington State werden von solchen Windrädern geschützt. 9. Sie haben alles Mögliche gemacht, und können nicht mehr machen … Akzeptieren Sie es, denken Sie nicht an die möglichen Verluste, vertrauen Sie auf ihr Glück und auf die Robustheit Ihrer Pflanzen. Und ja: Meist kommt es weniger schlimm, als man denkt. 10. Freuen Sie sich auf den zweiten Frühling, der nach einem solchen Wintereinbruch ganz sicher kommen wird. Oder ist es schon Ihr dritter? Markus Kobelt
| Pesto für den Frühlingsbrunch | Aus meinen Kräutertöpfen spriesst bereits wieder das Grün. Darauf haben wir so lange gewartet. Diese frischen Kräuter sind voller Vitamine und Sonnenenergie. Auch draussen auf der Wiese wird es langsam wieder saftig grün. Vor allem der gesetzte Bärlauch hat sich sehr gut entwickelt! Ich freue mich so, dass der Frühling nun da ist. Diese Zeit ist einfach eine Pracht! Leider gab es auch Verluste. Der Rosmarin hat im Topf nicht überwintern können und ist erfroren, so schade, denn seine blauen Blütenwolken haben mir im letzten Jahr wirklich grosse Freude bereitet. Sehr zu meinem Erstaunen hat sich dagegen die Zitronenverbene draussen halten können. Ich dachte wirklich nicht, dass diese Südländerin den hiesigen Winter übersteht und hatte mir darum Stecklinge ins Haus geholt. Aber siehe da, sie treibt gerade frisches Grün aus. Ich freue mich so, dass der Frühling nun da ist. Diese Zeit nach Ostern herum ist einfach eine Pracht! Aber ab jetzt geht es Schlag auf Schlag, oft komme ich mit dem Geniessen gar nicht richtig mit und schon gar nicht mit dem regelmässigen Fotografieren ... Heute ernte ich das erste frische Grün, um einen Pesto für den kommenden Sonntag herzustellen, denn endlich sind mal wieder ALLE daheim. Dies ist die ideale Gelegenheit um ausgiebig zu brunchen. Pesto stammt vom Wort pestare (schlagen, stampfen). Dies ist genau das, was ich mit den Kräutern gerade vorhabe zu machen. Als Kind dachte ich immer, das Wort stammt von "pestialisch" stinken, denn ich meinte, bestialischer Gestank schreibe sich "pestialischer …" Ich schneide mir heute alles Grün, das schon ausgetrieben ist: Schnittlauch, Petersilie, Ruccola, Kerbel und eben auch den Bärlauch, den ich am Rande des Gartens unter dem Rot-Ahorn wachsen lasse. Man kann einen Pesto eigentlich auch ohne Bärlauch oder Knoblauch zubereiten, wenn einem diese Düfte nicht passen. Die Kräuter schneide ich zuerst klein und gebe sie dann in einen grossen Mörser. Dazu giesse ich Olivenöl. Immer wieder ein bisschen und stampfe und schlage und mörsere auf den unschuldigen Pflänzchen herum bis sie eine sämige Paste werden. Nun würze ich mit Salz und mörsere weiter. Je nach gewünschter Schärfe kann der Pesto mit Pfeffer oder Chili gewürzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist Ingwer zu verwenden, was ich hier mal ausprobiert habe. Die knallgrüne Masse sieht toll aus. Sie ist mir aber fürs Frühstück zu intensiv, darum mische ich sie mit Creme Fraîche oder mit neutralem Frischkäse. Dann kann man sie zum Ei oder auf frischem Brot geniessen. Wenn Sie sie als Dip verwenden möchten, einfach bis zur gewünschten Konsistenz mit Rahm oder Creme Fraiche verdünnen. So ein Pesto kann übrigens auch portionenweise eingefroren werden. Einmal Aufwand, immer wieder geniessen! Pascale Treichler
| Bitterorange Chinotto - die myrtenblättrige Zwergpomeranze | Auch wenn man bei den Zitrusfrüchten zugegebenermassen schnell ins Schwärmen gerät, sei hier ein weiterer Superlativ erlaubt: Die Zwergpomeranze Chinotto, eine zwergwüchsige Mutation aus der Bitterorange, ist vielleicht die attraktivste Zierform aller Zitrussorten: Der kurze Internodienabstand führt zu einem extrem kompakten Wuchs, der die Sorte auch für die Anzucht von Bonsai interessant macht. Die immergrünen, spitz zulaufenden, myrtenähnlichen Blätter stehen fast buchsartig eng und verleihen dem Bitterorangenbäumchen ein irgendwie andersartiges attraktives Aussehen. Vor allem im Frühling entstehen aus fast jeder Blattachsel ganze Blütenbüschel von weissen Blüten, deren Duft noch intensiver scheint als bei den meisten anderen Zitrussorten. Jedenfalls ist der Duft der kleinen Bitterorangenblüten süss und spitz, dazu elegant parfumiert. Ich selber frage mich jedes Mal, wenn ich Chinotto rieche, was um Gottes willen ein Parfumeur da noch ergänzen könnte, um den Duft noch perfekter zu machen? Schliesslich und endlich entsteht aus den Duftblüten eine reiche Ernte an kirsch- bis mandarinengrossen orangen Früchtchen (bis ca. 60 Gramm schwer), die auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen in der Küche verwendet werden können, und die nochmals mehr Vitamin C enthalten als die meisten anderen Citrus. Und das alles in einer kleinen kompakten Pflanze vereint, die im Topf selten grösser wird als 1 Meter. Die kleinen herzigen chinesischen Zitruszwerge sind dank ihrem superkompakten Wuchs und der ganzjährigen Attraktivität wie nur wenige andere Zitruspflanzen für die Terrassenkultur geeignet. Sie bieten sich auch für Balkone und Terrassen an, in denen der Platz beschränkt ist. Ihre Verbreitung im nördlichen Italien zeigt auch, dass sie eher zu den widerstandfähigen Zitruspflanzen gehören… Jedenfalls halten sie auch mal einen kurzfristigen Frost von bis zu -5°C aus und können gut und einfach kühl und hell bei 5 bis 15°C überwintert werden. Wie bei den meisten Zitrussorten ist die Überwinterung in warmen Räumen und Zimmern nicht anzuraten, vor allem fehlt den kleinen Chinesen hier in unseren Breiten dann das passende Licht, die Pflanze wird desorientiert, weiss nicht wohin mit ihren Kräften und verliert dann schlimmstenfalls die Blätter. Aber auch bei einem solchen Horrorszenario heisst es für den Zitrusgärtner "ruhig bleiben": Einfach die Pflanzen weiter kühl, hell und relativ trocken bis zum Frühlingsbeginn und bis zum Rausräumen weiter "lagern" - dann im Frühling gut düngen, allenfalls bei Blattverlust um ca. 20% zurückschneiden, und schnell entsteht wieder die ganze grosse Zitruspracht, die man schon verloren glaubte. Markus Kobelt
| | Der Duft von Apfelblüten und Birnenblüten | Man soll Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, heisst es. Und natürlich tun wir es trotzdem. Aber beginnen wir von vorne. In der Blütezeit und Züchtungszeit laufe ich durch unsere Obstanlage, und plötzlich nehme ich einen intensiven Duft war. Und Sie können es mir glauben, ich bin in diesem Moment wirklich nicht auf Duft eingestellt und ziemlich gestresst. Aber was ist das? Zwei Meter zurück. Ja, hier wieder, ein rufender, doch leichter Duft. Das musste der Duft der Apfelblüte sein. Nun muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich den Duft der Apfelblüte in 30 Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Apfel nie wirklich wahrgenommen habe. Der Apfelblütenduft war für mich vielleicht zu normal. Und hätte man mich vorher - vor dieser Duftoffenbarung vor ein paar Tagen - nach dem Apfelblütenduft gefragt, wäre ich ziemlich unsicher geworden: Duften Apfelblüten überhaupt? Ja sie duften eindeutig. Aber sie duften auch so, dass man sich gut vorstellen kann, dass es ein "normaler" unauffälliger Duft ist, einer, der in verschiedenen Intensitätsgraden immer leicht wirkt, nicht schwer. Er legt sich nicht über Nase, Körper und Geist wie eine Decke, sondern er spielt leicht um uns herum, so als wäre er fast nicht da. Dass er mich da, kürzlich in der Apfelanlage, geradezu überfallen hat, war vielleicht überfällig. Warum ignoriert er mich die ganze Zeit, muss sich der Duft gesagt haben. Und das Nachschnuppern an der Duftstelle ergibt, dass der Apfelduft bei unterschiedlichen Genotypen und Sorten durchaus auch sehr verschiedene Intensitätsgrade haben kann. Da stehen nämlich pink, rot und rosa blühende Redlove-Selektionen, die speziell für ihre Blüten ausgelesen worden sind. Und einige von ihnen, jetzt nehme ich es zum ersten Mal war, haben einen noch viel intensiveren Duft, der Apfelduft bekommt da sozusagen eine Spitze (oder eine Kopfnote, wie das die Parfumeure ausdrücken würden) und wird so zu einem richtigen und nachhaltigen Parfum … Wieder zu Hause blättere ich in den Notizen zu diesen Zuchtnummern und muss - zum Glück - feststellen, dass meine Frau im Unterschied zur mir den Duft schon längst entdeckt, notiert und bonitiert hat! Da bleibt nur die Frage, ob Apfelblüte nun ein Männerduft oder ein Frauenduft sei … Natürlich habe ich dann bei Google weitergesucht: Wie bitte duften Apfelblüten? Auffällig ist, dass die ersten 15 Einträge zum Duft der Apfelblüte einem gleichnamigen Comic aus Japan gelten. Typisch, denke ich. Ich bin wohl nicht der einzige, der den Apfelblütenduft übersehen hat. Dann aber, auf Platz 15 oder 16 ein Eintrag von Unique, einer Firma, die individuell gemischte Parfums anbietet und die wichtigsten Basisdüfte beschreibt: "Die Apfelblüte verströmt einen frischen und sehr blumigen Duft. Er erinnert ein wenig an Veilchen und Maiglöckchen, allerdings keinesfalls an den typischen Apfelgeruch.“ Das mit den Maiglöckchen kann ich unterschreiben und wichtig ist der Hinweis auf den Apfelfruchtgeruch, der natürlich als "grüner" Apfel in der Parfumindustrie wieder fast überall zu finden ist. Auch wenn es unser Schubladenhirn gerne möchte, beide Düfte haben rein gar nichts miteinander zu tun. Vielleicht müsste man zum Abschluss die Duftbeschreibung der Apfelblüte noch mit einem zusätzlichen Wort annähern: süsslich, für mich ist der Duft süsslich, aber eben leicht schwebend süsslich und nicht schwerfällig-süss. Aber hören wir auf mit der Wortakrobatik und wenden wir uns der Birnenblüte zu. Natürlich will ich nun das Verbotene tun und den Apfelduft mit dem Birnenduft vergleichen. Hier beginne ich mit der Theorie, finde aber keine Parfumbeschreibung des Birnenblütendufts, obwohl doch die einschlägigen Parfumseiten von vielen Parfums behaupten, sie würden nach Birnenblüten duften … Dann der Realitätstest draussen in der Obstanlage. Aua! Das tut ziemlich weh. Zunächst bin ich, die Nase in der Birnenblüte, irritiert. Was ist das? Ist das ein Duft, ein Geruch oder schon ein Gestank? Das Gehirn rattert die Dufterinnerungen durch: Verd … was ist das? Pfeffrig, würzig, holzig und dann - endlich und eindeutig - stinkig. Google belehrt mich später, dass die Birnenblüte einen Stoff namens Trimethylamin ausbilde, der auch bei verdorbenem Fisch vorkomme … Ja, genau so! Und dann beginnt natürlich mein Obstbauhirn zu spielen: Ja vielleicht deshalb sind die Birnen in der Befruchtung nicht ganz so einfach. Natürlich brauchen die Blüten wärmere Temperaturen für die erfolgreiche Befruchtung (sonst kann der männliche fremde Pollen nicht in die Blüten hineinwachsen), aber vielleicht liegt das eben auch daran, dass die Blüten nicht nur für uns Menschen nicht so attraktiv sind … Umgekehrt könnte aber auch der Fischgestank selber eine Strategie sein, Bestäuberinsekten, nämlich Fliegen und Käfer anzuziehen, die man auf Birnenblüten in der Tat häufiger sieht. Passen würde dazu auch die purpur-braune, an Fleisch erinnernde Farbe der Staubgefässe, die sich so überdeutlich von den gelben Staubbeuteln des Apfels abhebt. Es könnten also Duft und Farbe sein, die gezielt Fliegen und Käfer zur Befruchtung, zum Her- und Weitertransport des männlichen Pollens anlocken sollen. Menschen aber auf keinen Fall. Vielleicht sollte man Äpfel und Birnen wirklich nicht miteinander vergleichen!
| | Die Drohung mit der Axt | Die universale und ultimative Medizin gegen nicht tragende Obstbäume hat der arabisch-maurische Agronom Ibn al Awam schon vor 900 Jahren in seinem Buch der Landwirtschaft beschrieben. Ich erlaube mir, die Geschichte frei nachzuerzählen, denn eine korrekte Übersetzung ist kaum möglich, wenn ich auf ein englisches Zitat zurückgehe, das eine französische Übersetzung (aus dem 19. Jahrhundert) des arabischen Originals aus dem 12. Jahrhundert wiedergibt … Der grosse arabische Landwirt und Gelehrte wird mir die Ungenauigkeit nach 900 Jahren sicher verzeihen. Aber so wenig ich den genauen Wortlaut der Geschichte kenne, so bekannt kommt mir der Inhalt vor, den ich selber schon dutzende Male erlebt habe. Hier die Geschichte: Ein Zitrusbaum, der längst schon hätte fruchten sollen, trägt immer noch keine Früchte. Alles agronomische Wissen, alle bekannten Kunstgriffe waren ohne Erfolg. Was ist jetzt zu tun? Ibn al Awam schlägt folgende Vorgehensweise vor: Zwei Männer tragen eine Axt zum fruchtlosen Baum hin. Dort, in Hörweite des unbotmässigen Baums, soll der eine zum anderen sagen: "So, jetzt schlage ich diesen Baum um!" Der andere Mann ergreift die Partei des armen Baums und mimt den Unwissenden: "Das kannst du doch nicht machen, was hat der Baum verbrochen?" Darauf der erste wieder: "Aber er trägt doch gar keine Früchte, hat nie Früchte getragen, ich habe die Geduld verloren." Der Anwalt des Baums macht noch einen - den letzten - Versuch zur Baumrettung: "Ok, aber im nächsten Jahr wird er ganz sicher Früchte tragen, und wenn er's dann noch immer nicht tut, dann bist du frei, ihn zu fällen." Und so geschieht es, im folgenden Jahr wird der Baum aufs Schönste blühen und fruchten. Nach Ibn al Awam nützt diese Droh-Kur in den allermeisten Fällen. Und der gelehrte maurische Landwirt hat Recht: Die Drohung und das Einräumen einer Gnadenfrist bringen fast immer den gewünschten Effekt, auch nach meiner Erfahrung. Es gibt - mindestens - 4 Gründe, warum das so ist: 1. Der Verdrängungseffekt: Das ist natürlich die modernste Erklärung. Sie erklärt das alte und ewige Wunder mit Psychologie. Natürlich - so wird da argumentiert - gibt es auch viele Fälle, in denen die Lösung mit der Axt nicht funktioniert. Eigentlich könnte es gut sein, das sie fast nie funktioniert. Aber wir sind darauf konditioniert, negative Erlebnisse zu verdrängen, und positive zu erinnern und weiterzuerzählen. So wird der Zufall zum Wunder, und schliesslich zur fast naturwissenschaftlichen Wahrheit. Und wenn ich Ibn al Awam so klar und deutlich zustimme, bedeutet das nur, dass bei mir die gleichen Verdrängungsmechanismen greifen wie beim alten arabischen Autor … 2. Die metaphorische Lesart: Wenn eine Geschichte nicht stimmen kann, oder wenn sie zumindest uns kleinen Menschengeistern nicht erklärbar scheint, dann greifen wir zur metaphorischen, übertragenen Bedeutung. Das ist wie in der Theologie: Damit wird dann vernünftig, was, im eigentlichen Wortlaut und in der ursprünglichen Bedeutung, eigentlich nicht sein kann. Natürlich versteht der Baum uns Menschen nicht und er kann auch die Drohung der Axt nicht sehen, aber im übertragenen Sinne ist es halt bei allen Pflanzen so, dass die Todesdrohung zur Fruchtbarkeit führt. Der Baum, der Strauch, der vor sich hinkümmert und bald das Zeitliche segnen wird, versucht nochmals Früchte zu tragen, sich fortzupflanzen. 3. Die naturwissenschaftlich-historische Erklärung: Al Awam hat - für einen so alten Autor entschuldbar - nicht die ganze Geschichte aufgeschrieben. Da war ja eine Axt. Und natürlich wurde sie, zumindest mit einem ersten Hieb, auch eingesetzt, der Baum wurde geritzt. Und diese Wunde schwächte das Triebwachstum und zwang den Baum dazu, so schnell wie möglich Blütenknospen auszubilden und zu fruchten. Denn diese Drohung war wirklich, der nächste Axthieb, im nächsten Jahr, könnte dann auch der letzte gewesen sein. 4. Die Wahrheit der menschlichen Erwartungshaltung: Wann werden wir dem unbotmässigen Fruchtbaum mit dem Tod drohen? Vernünftigerweise erst dann, wenn nach menschlichem Ermessen, die Zeit, in der er zum Fruchten kommen sollte, abgelaufen ist. Eigentlich: Mehr als abgelaufen ist. Unsere Geduld und unsere Ungeduld sind beide erfahrungsgesichert. Und wenn wir dann - aus Mitleid mit dem Baum oder erweicht vom Bitten des Gärtnerkollegen - dem Baum in so einer Situation noch ein Jahr mehr einräumen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dann wirklich zu fruchten beginnt, schon sehr gross. Ich bleibe dabei. So oder so, die Axt wirkt. Markus Kobelt
| Das Innovationsdilemma in der Züchtung | Es ist in der industriellen Forschung und Entwicklung wie auch in der Pflanzenzüchtung einfach, in die Zukunft zu schauen, wenn man weiss, wohin der Weg geht: noch ein bisschen schneller, noch ein bisschen grösser, noch ein bisschen besser schmeckend, besser funktionierend, resistenter, einfacher zu kultivieren. Und dieses "Bisschen" ist ein ziemlich grosses Projekt: Fast alles in unseren Züchtungsprogrammen und fast die gesamte Pflanzenzüchtung überhaupt sind auf dieses "Bisschen" ausgelegt. Aber was ist und wie geht das, wenn man nicht weiss, wohin es geht? Wie lässt sich eine revolutionäre oder disruptive Entwicklung voraussehen? Wie kommt das, wovon man eben nicht weiss, dass und wie es kommt? Diese Grundfrage beschäftigt letztlich alle Erfinder, und muss deshalb auch die Züchter beschäftigen. Schon von der speziellen Situation her, dass sie nicht aus nichts etwas schaffen, dass sie nicht mit einem leeren Blatt Papier beginnen, sondern mit Elternpflanzen, sind sie besonders gefährdet, immer nur evolutionär zu denken, also züchterisch etwas zu beschleunigen, was die Evolution seit Jahrmillionen schon macht: Pflanzen (und Menschen und Tiere) für alle Spielteilnehmer (auch für die Pflanzen selber) etwas produktiver und effizienter zu machen. Das ist extrem wichtig und auch schwierig genug - aber ist das alles, was Züchtung erreichen kann? Schauen wir uns den Fall der disruptiven Entwicklung noch etwas genauer an. Es ist ein typisches Kennzeichen einer solchen Disruption, dass alle anderen Wege als eben die revolutionäre Entwicklung im Nachhinein fast schon lächerlich erscheinen. Genau diese Lächerlichkeit der alten Postkutschen hört man auch aus dem berühmten Zitat Henry Fords heraus: "Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt, schnellere Pferde." Aber wie konnte er wissen, dass es nicht die schnelleren Pferde sein würden, sondern die Autos? Typisch für die Disruption ist auch, dass wir uns eine Situation ohne die Disruption im Nachhinein fast nicht vorstellen können, aber vor der Disruption ist es genau umgekehrt: Die grosse Mehrheit verbleibt bei den eingefahrenen Denkmustern und kann sich die lärmenden und stinkenden, dafür aber auch nicht mehr scheissenden Autos sogar dann noch nicht vorstellen, wenn sie ihren Siegeszug bereits angetreten haben. Oder denken Sie an Ihre eigenen Lebenserfahrungen zurück: Ein Leben ohne Handy, ohne Internet? Unvorstellbar! Unmöglich! Ein solcher Revolutionär, der heute viel von sich reden macht, ist Elon Musk, einer der Gründer von Paypal, CEO und Gründer von Tesla, SpaceX, Hyperloop und Initiator von vielen anderen ziemlich verrückten Ideen. Natürlich kann man im Nachhinein vielleicht manchmal sagen, dass auch er nur die normale Entwicklung etwas beschleunigt, sein Tesla ist immer noch ein Auto, wenn auch (irgendwann) selbstfahrend und mit Elektro-Antrieb. Aber mir scheint seine Hyperaktivität ziemlich typisch: Der revolutionäre Innovator, der versucht, die Disruption systematisch anzunähern und anzugehen, weiss, dass er viele Versuche braucht, um das Richtige zu treffen, das man eben im Voraus nicht kennt. Das meiste wird schief gehen oder in der Versenkung verschwinden. So, und jetzt habe ich ein Problem: Ich muss das jetzt in der Züchtung anwenden, ohne gleich als verrückt angesehen zu werden, oder als übermütig … Henry Ford, Elon Musk - was haben diese alten und jungen Heeren bitte mit Pflanzenzüchtung zu tun? Uns Pflanzenmenschen fehlt es ganz offensichtlich an (un-) gesundem Selbstvertrauen, und wir haben längst schon vergessen, dass es nur gut 100 Jahre her ist, dass Namen wie Henry Ford in einem Atemzug mit Luther Burbank genannt wurden. Der Pflanzenzüchter Burbank war eine ziemlich auffällige Figur (ich habe ja auch schon über ihn geschrieben): Meist war er mit der evolutionären Züchtung beschäftigt (die er aber gekonnt als Revolutionen verkaufte – auch das muss man können!), aber wie Elon Musk unternahm er gleichzeitig so viele naheliegende und auch abseitige Züchtungs - und Innovationsversuche, dass zwischendurch auch Revolutionen gelangen: Die Japanischen Salicina Pflaumen und ihre Hybriden, die er nach Kalifornien brachte und züchterisch adaptierte, beherrschen heute den Weltmarkt; seine weisse Brombeere dagegen verschwand wieder in der Versenkung; und am dornenlosen Fruchtkaktus wäre er fast Pleite gegangen. Tönt nicht wirklich erfolgsversprechend, oder? Aber ich glaube schon, dass es einige Verhaltensweisen gibt, einige Tipps und Tricks, die eventuell helfen können, dass mehr Pflanzenrevolutionen möglich werden: 1. Viele Dinge tun, und nicht wenige. Viele Arten bearbeiten, viele Kreuzungen machen. Wer sein Leben lang beispielsweise nur Apfelzüchtung macht, hat eher weniger Chancen, etwas ganz Ungewohntes zu schaffen. Er kennt den Apfel und die Apfelindustrie einfach viel zu gut, um Ungewohntes zu denken und zu probieren. 2. Zu viel Wissen und Wissenschaftlichkeit ist eher ein Problem. Warum das denn? Weil es dazu führt, Wissen als Voraussetzung zu nehmen, und nicht als Instrument zu benutzen, um Neues zu schaffen. Eine gehörige Portion Naivität gehört zur Innovation, gerade auch bei Pflanzen. Und wenn Naivität nicht reicht, darf es gerne auch Unwissen sein. 3. Gentechnische Züchtungsmethoden verhindern eher grundlegende Revolutionen als dass sie sie ermöglichen. In der Regel produzieren sie nur Varianten des Gleichen (Sorte X mit der zusätzlichen Eigenschaft Y). Und noch eine Gefahr, die man bei jedem derartigen Projekt beobachten kann: Die Methode ersetzt zunehmend das Züchtungsresultat. Die Methodenforschung ist beliebter als die Züchtung selbst … 4. Moonshots, also Versuche, aufs Geratewohl Grosses zu erreichen, gibt’s in der Züchtung definitionsgemäss beliebig viele. Letztlich ist jede Kreuzung, jeder Samen so ein Moonshot. Der entscheidende Moment ist dann der Blick, der selektioniert, und der eben nicht vom bisherigen eingeengt und korrumpiert sein soll. 5. Der Blick auf die Züchtung und auf die Pflanzen muss auf Andersartigkeit ausgerichtet sein, und nicht auf Gleichheit und Ähnlichkeit. 6. Sturheit tut not. Ein bisschen auch Unbelehrbarkeit. Siehe Luther Burbank. Man muss ja bei den Moonshots auch dran bleiben, man darf nicht die Meinung ändern beim ersten Lüftchen. So entwickeln wir bei Lubera unsere Redloves immer weiter, weil wir fest daran glauben, dass in 20 Jahren die andersartigen Redloves objektiv in vielerlei Hinsicht systematisch besser sein werden als die normalen Äpfel. Und seit über 10 Jahren arbeiten wir schon an samenlosen Äpfeln und hören eigentlich nur, dass niemand auf so etwas warte… Aber wir sind überzeugt, dass da etwas dran sein könnte, dass samenlose Äpfel den Genuss des Apfels grundlegend verändern könnten. Auch wenn es nochmal 15 Jahre gehen wird. Und was ist mit den Himbeeren, die nur 30cm hoch werden? Dranbleiben und weitermachen! 7. Und wenn die geplanten Revolutionen nicht klappen? – Ja, dann ist es auch egal. Dann werden vielleicht dort revolutionäre Pflanzen auftauchen, wo wir es nicht erwartet hätten. Vielleicht sollte man ja auch Revolutionen gar nicht planen? Denn so lautete doch die Eingangsfrage: Wie kommt das, wovon man eben nicht weiss, dass und wie es kommt? Es kommt, aber meist ganz anderes, als man denkt. Markus Kobelt
| Die zwei grössten Probleme bei der Kiwikultur | Eigentlich war der Gartenbrief schon fertig. Da kam live und gerade passend diese klassische Kiwifrage herein, die wir hier auch ein- für allemal beantworten können. Frage: Ich habe letztes Jahr bei Ihnen zwei Kiwis gekauft. Der Tomuri treibt dieses Jahr wuchsfreudig und schön grün aus. Der Hayward nur halb so fest und mit gelben Blättern. Betreut wurden beide Pflanzen gleich. Geht der Hayward ein oder was habe ich falsch gemacht? Antwort: Sie haben gar nichts falsch gemacht. Sie haben beide Pflanzen gleich betreut, aber es sind halt unterschiedliche Pflanzen - und auch die Bodenverhältnisse können der Grund sein, dass die eine grün austreibt, die andere eher gelblich. Dazu kommt die Reaktion auf das Wetter, das wirklich nicht gerade Kiwi-günstig ist … Der bei weitem häufigste Grund für gelbe Blätter bei Kiwipflanzen ist die sogenannte Eisenchlorose. Typischerweise sind dann vor allem die Blattspreiten, also die Blattflächen zwischen den Adern gelblich aufgehellt. Diese Eisenchlorose entsteht, wenn die Pflanze, z.B. in einem kalkhaltigen Boden, zu wenig Eisen aufnehmen kann. Gefühlt erkenne ich diese Eisenchlorose bei jeder zweiten Kiwipflanze, die ich in Gärten sehe. Und dagegen gibt es ein ganz einfaches Mittel, nämlich Eisenchelat auszubringen. Eisenchelat ist die einzige Form, in der Eisen von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden kann. Genau dafür haben wir in unserem Düngersortiment den Frutilizer Instant Solution Fe entwickelt: Das Nährsalz kann ganz einfach im Wasser aufgelöst werden: 5 Gramm pro 10 Liter Wasser reichen (abgemessen mit einem speziellen beigelegten Messlöffel). Gerade bei den im Freiland ausgepflanzten Kiwi kann man auch gut die 5 Gramm rund um den Stamm verteilen und leicht einhacken, bei Trockenheit allenfalls etwas nachgiessen. Wenn nach 10 Tagen vor allem bei den jungen, sich entwickelnden Blättern noch kein Effekt zu sehen ist, den Vorgang nochmals wiederholen. Natürlich verkaufen wir gerne unseren Eisendünger Instant Solution Fe, aber haben Sie zusätzlich auch ein offenes Auge auf ihre Kiwipflanze, ob da nicht etwa Katzen ihr Unwesen treiben. Kiwi (Früchte, Blätter, Triebe) haben einen speziellen Inhaltsstoff, das Actinidin, der Katzen fast magisch anzieht, der zum Beissen und Kratzen einlädt und auch dazu, genau hier, unter dem Kiwibäumchen, ihre Geschäfte zu verrichten. Actinidin findet man denn auch in der Katzenminze. Wenn Ihnen so etwas auffällt, könnte es zusätzlich zum Eiseneinsatz Sinn machen, den Kiwistamm rundherum mit einem Gitter gegen die euphorisierten Katzen zu schützen. Markus Kobelt
| Alle unsere Produkte und viele weitere Infos finden Sie in unserem Internet Shop www.lubera.com. Herzliche Grüsse Markus Kobelt
Impressum Redaktion Gartenbrief: Lesya Kochubey, lesya.kochubey@lubera.com, Telefon: +49 (0)4403 984 75 90 Herausgeber und verantwortlich für die Inhalte: Markus Kobelt, info@lubera.com, Geschäftsführer Lubera AG, Lagerstrasse, 9470 Buchs, Schweiz Unserer Standorte:
Lubera AG Lagerstrasse CH - 9470 Buchs Telefon: +41 (0)81 740 58 33 Fax: +41 (0)81 740 58 34 E-Mail: kundenservice@lubera.com | Lubera GmbH Im Vieh 8 26160 Bad Zwischenahn OT Ekern Telefon: +49 (0)4403-984 75 90 Fax: +49 (0)4403-984 75 91 E-Mail: kundendienst@lubera.com | | | | |
|
|