Heute vor einer Woche schlug der BVB in einem begeisternden Spiel den FC Bayern mit 3:2 und hat damit seinen Vorsprung in der Bundesliga auf sieben Punkte ausgebaut. Die Aktie eröffnete am darauf folgenden Montag prompt mit einem Freudensprung und erreichte bei einem Höchstkurs von 10,47 Euro (im vorbörslichen Handel über Tradegate) fast das Allzeit-Hoch von 10,80 Euro vom 31. Oktober 2000, dem ersten Handelstag der Aktie überhaupt. Doch dann drehte der Kurs wieder nach unten. Warum eigentlich? Klassisches "sell on good news" rufen die Charttechniker und Sentimentspezialisten. Die Aktie war im Vorfeld schon stark gestiegen, der Sieg gegen Bayern und das sehr wahrscheinliche Erreichen der K.O.-Runde in der Champions League sind eingepreist. Kann man natürlich so sehen, aber wie sieht es fundamental aus? Rein auf Basis der fundamentalen Kennzahlen ist dieser explosive Anstieg zuletzt nicht berechtigt. Noch hat der BVB sportlich nichts erreicht. Finanziell am wichtigsten ist mit Abstand die Champions League. Das gute Abschneiden bisher und das wahrscheinliche Erreichen der Endrunde rechtfertigt einen gewissen Kursaufschlag. Denn jeder Punkt bringt mehr Geld. Der fulminante Anstieg von unter 6 auf über 10 Euro scheint aber massiv übertrieben. Für das aktuelle Geschäftsjahr, das am 30.06.2019 zu Ende gehen wird (gleichzeitig mit der Saison), prognostizieren Analysten einen Umsatzrückgang von 536 auf 449 Millionen Euro und einen Rückgang beim operativen Gewinn von 36 Millionen Euro auf 20 Millionen Euro. Pro Aktie soll der Gewinn von 0,67 Euro auf 0,46 Euro zurückgehen. Das ist Fakt. Natürlich ist das alleine noch relativ wenig aussagekräftig, weil die Gewinne von Jahr zu Jahr schwanken. Also betrachten wir einen längeren Zeitraum. Das sind die Vorsteuerergebnisse der letzten sieben Jahre: 36 Mio. Euro (2012), 60 Mio. Euro (2013), 15 Mio. Euro (2014), 6 Mio. Euro (2015), 34 Mio. Euro (2016), 9 Mio. Euro (2017) und 32 Mio. Euro (2018). Aktie ist überbewertet Im Schnitt macht das 27 Mio. Euro operativer Gewinn - vor Steuern. Netto waren es im Schnitt knapp 23 Mio. Euro. Bei 10 Euro liegt die Marktkapitalisierung des BVB bei 920 Millionen Euro. Das entspricht exakt dem 40-fachen Nettogewinn. Mit anderen Worten: Das KGV auf Basis des Durchschnitts-Gewinns der letzten sieben Jahre liegt bei 40 - und das für eine Aktie bzw. ein Unternehmen, das extrem schwankende Gewinne vorweist. Nun muss man berücksichtigen, dass es beim Umsatz eine klare steigende Tendenz gibt. Dieser stieg ebenfalls unter starken Schwankungen von 215 Mio. Euro in 2012 auf 536 Millionen Euro in 2018. Das liegt u.a. an steigenden Fernseheinnahmen, aber auch steigenden Sponsorenverträgen, der weiter zunehmenden Bedeutung des Fußballs im Alltag und damit verbunden auch einer zunehmenden Internationalisierung mit in der Folge besseren Vermarktungsmöglichkeiten. Von der Umsatzseite her kann man den BVB also sehr wohl als Wachstumsunternehmen bezeichnen und schaut man etwas in die Zukunft dann muss hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Stichwort: Europa Super League, die ja ab 2021/22 kommen könnte und wo der BVB in einer 13er-Liga wohl anfangs zumindest als Gastteilnehmer vorgesehen ist. Andererseits: In diesen sieben letzten Jahren, die ich oben herangezogen habe, lief es für den BVB ja unter dem Strich extrem gut. Zwei Bundesliga-Meisterschaften 2011 und 2012 und die Champions League-Finalteilnahme 2013 waren gigantische Erfolge, die sich seither nicht wiederholen ließen. Während eine Meisterschaft nun zumindest wieder in Reichweite erscheint, ist eine Champions League-Finalteilnahme weitaus unwahrscheinlicher. Hier hat sich die Struktur in der europäischen Spitze stark verändert und mit Manchester City und Paris St. Germain sind hier zwei Clubs dazugekommen mit fast unbegrenzten finanziellen Ressourcen an die man sportlich auf Dauer kaum herankommen kann. Das heißt: Wenn der BVB in den kommenden sieben Jahren sportlich in etwa die Erfolge der letzten sieben Jahre wiederholen könnte, wäre das schon ein großer Erfolg. Selbst wenn man einkalkuliert, dass die Einnahmen unter dem Strich trotzdem weiter steigen werden, so ist doch fraglich, ob das der Gewinn letztlich auch tun wird. Berücksichtigen muss man hier nämlich auch den Faktor Transferüberschüsse: Es ist nicht realistisch anzunehmen, dass es dem BVB gelingt, die in der Vergangenheit erzielten spektakulären Deals á la Dembéle und Aubameyang und früher auch schon z.B. Kagawa zu wiederholen. Auch wenn das gerade jetzt vielleicht so aussehen mag, wo man mit Sancho, Hakimi und Co. wieder ein paar äußert vielversprechende Nachwuchstalente im Kader hat. Und die grundsätzliche Problematik bleibt obwohl der BVB solide wirtschaftet: Im Mittelpunkt steht der sportliche Erfolg. Werden finanzielle Reserven aufgebaut, werden diese wieder in die Mannschaft reinvestiert. Für die Aktionäre bleibt wenig. Die Dividende ist bescheiden. Die Dividenden-Rendite liegt gerade mal bei 0,6%. Ich denke, dass wir im Moment eine ungerechtfertigte Euphorie sehen. Es fällt mir schwer das als großer BVB-Fan seit rund 40 Jahren zu sagen, aber wenn man die Lage nüchtern betrachtet ist das was im Moment passiert einfach nicht rational. Im Herbst 2017 war die Aktie auf über 8 gestiegen, um dann bis Frühjahr 2018 wieder auf unter 5 zu fallen. Das war genauso wenig rational. Obwohl der BVB glänzend gemanagt wird und eine starke Marke geworden ist, ist das schlicht nicht gerechtfertigt. Warum? Fußball-Aktien sind keine guten Geldanlagen Wer mit dem Gedanken spielt, in Fußball-Aktien zu investieren, sollte unbedingt diesen Chart kennen: Quelle: www.stoxx.com Das ist der Stoxx Europe Football Index STXE und zwar der Preisindex, in den nur die Kursentwicklungen eingerechnet werden, nicht die Dividenden, seit seiner Einführung am 31.12.1991. Start war bei 100 Punkten, aktuell liegen wir bei 108 Punkten. Das müsst ihr euch auf der Zunge zergehen lassen: Wir reden hier über einen Zeitraum von fast 27 Jahren und die Performance aller Fußball-Aktien zusammen ist in diesem Zeitraum quasi 0. Zum Vergleich der Dow Jones, ebenfalls ein Preisindex, ist seit 1991 von rund 3.000 Punkten auf aktuell über 25.000 Punkten gestiegen, hat sich also mehr als ver-8-facht. Aus 10.000 $ wären mehr als 80.000 $ geworden. Beim Fußball-Index wären aus 10.000 Euro 10.800 Euro geworden. Übrigens: Der Peak im Chart war 1996, also quasi der Internet-Bubble-Moment für Fußball-Aktien. Er entstand im Zuge der Fußball-Euphorie anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 1996 in England. Damals gingen die meisten englischen Vereine an die Börse. Drastische Überbewertungen waren die Folge. Bis auf Manchester United und Tottenham Hotspurs fielen schnell alle Aktien unter ihren Emissionspreis. Die Antwort ist also klar: Fußball-Aktien sind keine guten Investments. Der Grund liegt auch auf der Hand: Hinter den Aktien stehen zwar Aktiengesellschaften, die Gewinne erzielen können und auch teilweise Dividenden ausschütten. Im Mittelpunkt steht aber der Verein mit dem Ziel der Maximierung des sportlichen Erfolgs, nicht des Unternehmensgewinns. Das führt häufig dazu, dass alle Überschüsse (und mehr) immer wieder in neue Spieler zur Verbesserung der Mannschaft investiert oder das Stadion ausgebaut und dabei häufig hohe Risiken eingegangen werden. Irgendwann geht das schief, das Geld geht aus und man braucht dringend eine Kapitalerhöhung, die wiederum die Anteile der Altaktionäre verwässert. Was heißt "verwässern"? Ganz einfach, die Zahl der Aktien steigt und euer Anteil am Unternehmen wird entsprechend geringer. Das gilt selbst für die Aktie von Manchester United, einem der erfolgreichsten Vereine der letzten Dekaden überhaupt, beheimatet im finanzstarken englischen Markt mit seinen hohen Fernseheinnahmen und lt. Forbes mit einem Marktwert von rund 4,1 Milliarden US-Dollar der derzeit wertvollste Verein der Welt (noch knapp vor Real Madrid und Barcelona). ManU war bereits zweimal börsennotiert. Das erste Mal von 1991 bis 2005. In dieser Zeit hat sich der Wert des Unternehmens ver-15-facht. Klingt toll. Leider hatten die Aktionäre davon aber überhaupt nichts: Beim eigentlichen IPO im Juni 1991 wollten die Engländer bescheidene 10 Millionen Pfund einnehmen, um das Stadion auszubauen. 1,2 Millionen Aktien wurden schließlich verkauft und waren frei handelbar. Das war aber eine Enttäuschung, denn auf mehr als der Hälfte der zum Verkauf stehenden Aktien war ManU sitzen geblieben. Die Skepsis der Anleger erwies sich als berechtigt. Bis Ende der 90er-Jahre war der Aktienkurs auf unter 2 Pfund gefallen, ausgehend vom IPO-Preis bei 8,33 Pfund. Letzten Endes wurde ManU dann vom Finanzinvestor Glazer aufgekauft. Der Abfindungspreis lag bei 3 Pfund je Aktie. Wer von Beginn an dabei blieb machte einen Verlust von knapp 64 Prozent. 2012 folgte der nächste Börsengang, diesmal in den USA an der New York Stock Exchange, zu 15 US-Dollar je Aktie. Momentan notiert das Papier bei 21,37 US-Dollar zwar im Plus. Die Aktie wird aber nur sehr dünn gehandelt und im Vergleich zum Gesamtmarkt hat die ManU-Aktie wesentlich schlechter performt. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei 3,5 Milliarden US-Dollar. Dass die Aktie überhaupt gestiegen ist dürfte mit dem allgemein extrem freundlichen Börsenumfeld in den letzten Jahren zusammen hängen so wie mit rekordniedrigen Zinsen. Das gilt auch für die BVB-Aktie. Ich hatte hier beim Trendaktien-Report einen guten Riecher als ich die Aktie am 27. August bei einem Kurs von 6,37 Euro fürs Musterdepot geordert habe. Meine Argumentation war übermäßiger Pessimismus des Marktes nach der eher schwachen Saison 2017/18. Mein Kursziel damals 8,30 Euro. In dieser Woche habe ich nun die Gewinne realisiert. Das solltest Du auch tun! Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegen daher keine Interessenskonflikte vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 24. November Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. Fragen und Anregungen bitte per Mail an redaktion@geldanlage-report.de Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten! Hier kommst Du zu Tradesignal Online. Geldanlage-Report weiterempfehlen! Wir würden uns freuen, wenn Du den Geldanlage-Report Deinen Freunden und Kollegen weiterleiten würdest! Kostenlose Anmeldung unter www.geldanlage-report.de |