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WirtschaftsWoche
 
 
 
 
Agenda
von Beat Balzli
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,

sollte Ihnen bislang ein gewisser Herr Peter Hochholdinger unbekannt sein, so ist das keineswegs ein Manko. Zugegeben: regelmäßige Leser der US-amerikanischen Autoblogs und einschlägigen Zeitungen dürften den Deutschen inzwischen kennen. Schließlich vergleichen sie den Produktionschef des Elektroautopioniers Tesla gern mit Tim Cook, der für Steve Jobs die Fertigung von Apple umbaute. Hochholdinger, studierter Ingenieur für Werkstoffwissenschaften, leitet mit zehn engen Mitarbeitern die sogenannte „Produktionshölle“, das Tesla-Werk mit 14.000 Mitarbeitern. Mehr als 20 Jahre lang hat Hochholdinger bei Audi gearbeitet, noch vor 36 Monaten die Fertigung bei der VW-Tochter in Ingolstadt geleitet. Dann kam Tesla-Chef Elon Musk, unterbreitete ihm höchstpersönlich das Angebot, mit Tesla die Welt zu verändern. Jetzt ist er Chef über eine halbe Quadratkilometer große hochautomatisierte Elektroautoproduktion, die wöchentlich 5000 Fahrzeuge ausspuckt. Mindestens 360.000 Hochzeiten wollen Musk und Hochholdinger in diesem Jahr feiern. Und im Herbst die Produktion von Porsche übertreffen. Sollte das gelingen, wären die Kalifornier endgültig etabliert in der Welt der Autofabrikanten. Und Peter Hochholdinger der Retter des vor wenigen Monaten mit Produktionsengpässen und Qualitätsproblemen schon fast abgeschriebenen Tesla. Unwahrscheinlich ist dieses Szenario nicht. Unser Silicon-Valley-Korrespondent Matthias Hohensee hat Hochholdinger deshalb in seinem Reich besucht – und einen „stolzen Retter“ getroffen und gesprochen. Titelgeschichte jetzt lesen
 
 
 
WirtschaftsWoche 12/2019: Dieser Deutsche rettet Elon Musk  
 
Dieser Deutsche rettet Elon Musk
 
Wie Ex-Audi-Manager Peter Hochholdinger Teslas Massenfertigung kontrolliert und was er über seinen Chef erzählt – ein Insiderreport aus der Produktionshölle. jetzt lesen
 
 
 
Europa sucht China
 
Wenn sich am kommenden Donnerstag die 28 Staats- und Regierungschefs der EU zum Gipfel treffen, dann wird es dabei – auch wenn das jetzt komisch klingt – laut Tagesordnung nur am Rande um die Never-Ending-Brexit-Story gehen. Stattdessen steht China ganz oben auf dem Programm. Nicht nur, weil am 9. April ein EU-China-Gipfel anberaumt ist. Sondern auch, weil die EU-Kommission sich nach langem Zögern endlich durchzuringen scheint, eine dringend notwendige China-Strategie zu entwerfen. Die Themen der vergangenen Wochen, allen voran der Spionageverdacht um den Netzwerkausrüster Huawei, haben Brüssel verdeutlicht, dass man dringend handeln und der aufstrebenden Weltmacht eine Politik aus einem Guss entgegensetzen muss. Jedenfalls dann, wenn man Europas Wirtschaftsinteressen zu verteidigen gedenkt. Diplomaten, berichtet unsere Korrespondentin Silke Wettach, loben die Vorbereitungen als ungewöhnlich ernsthaft, die EU-Kommission habe an diesem Dienstag ein Papier vorgelegt, das „klar und selbstbewusst“ sei. Und die Mitgliedstaaten arbeiten an einem Abschlusskommuniqué für den EU-China-Gipfel im April, das konkrete Ziele mit konkreten Daten nennt. Andererseits müssen die Verantwortlichen noch ein wenig üben, China gegenüber dezidiert aufzutreten. Sie sind es aus der Vergangenheit schlicht nicht gewöhnt. Droht also ein typisches Brüsseler Herumlavieren? Der dringend notwendige Ansatz, schreibt Wettach, komme zwar spät. „Aber der neue Realismus zeigt, dass Europa im geopolitischen Kräftemessen nicht einfach klein beigeben will.“ jetzt lesen
 
 
 
Berlin sucht Väter
 
Ein wenig kam der Vorschlag von Familienministerin Franziska Giffey (SPD) wie Kai aus der Kiste: Am vergangenen Wochenende hatte sie verkündet, das Unterhaltsrecht für Väter gehöre dringend reformiert, das alte Motto „Einer zahlt, einer betreut“ sei antiquiert. Giffey bekam dafür Beifall, sieht doch der Koalitionsvertrag dezidiert eine Novelle des Unterhaltsrechts vor. Doch ihr zweiter Satz löste einen Aufruhr aus: Ein Vater, der „sogar“ ein Zimmer finanziere, solle beim Unterhalt entlastet werden. Da gingen nicht nur im Parlament bei vielen die Augenbrauen nach oben: Viele Unternehmer und Personalchefs, schreibt unsere Chefreporterin Elisabeth Niejahr, seien da längst weiter. Eine Woche intensiv arbeiten, die nächste weniger, der Kinder wegen? Homeoffice, wenn der Nachwuchs Fieber hat? Für Chefs sei das immer seltener ein Problem. Eine Erkenntnis, so Niejahr, die die Firmen der Politik offenbar voraushaben. jetzt lesen
 
 
 
Thelen sucht Erfolg
 
Deutschlands wohl bekanntester, weil TV-dauerpräsenter, Investor Frank Thelen durchlebt gerade gelinde gesagt eine schwierige Phase. Schon seit einiger Zeit hat seine Investmentfirma Freigeist keinen vernünftigen „Exit“ mehr hingelegt, also eines ihrer mit viel Zeit und Geld gepäppelten Start-ups für noch mehr Geld an einen Investor verkauft. Zudem, und schlimmer noch, droht nun auch, Thelens öffentliches Image erheblichen Schaden zu nehmen. Seit Wochen liefert sich der einstige Sonnyboy der deutschen Start-up-Szene eine Fehde mit einem seiner Gründer, dem Chef des Herrenmode-Unternehmens Von Floerke, David Schirrmacher. Einst wollte Schirrmacher der „größte Hersteller von Herrenaccessoires in Deutschland“ werden – stattdessen kämpft sein Unternehmen nun gegen den Niedergang. Weil Schirrmacher ihn getäuscht habe, sagt Thelen. Weil Thelen ihn diffamiert und in der Not habe fallen gelassen, sagt Schirrmacher. Es ist eine Schlammschlacht, wie sie die deutsche Start-up-Gemeinde noch nicht erlebt hat. Nicht nur, weil sie so bissig, dreckig und öffentlich geführt wird. Sondern auch, weil sie die Marke Thelen beschädigt und Zweifel weckt an der Glaubwürdigkeit des dauerpräsenten TV-Promis, Werbemanns, Buchautors, Retters des Digitalstandorts Deutschland, Lobbyisten, Politikers und der Rampensau, schreiben unsere Reporter Volker ter Haseborg, Melanie Bergermann, Jacqueline Goebel und Henryk Hielscher. Und weil sie unbequeme Fragen aufwirft: Wie erfolgreich ist dieser Frank Thelen wirklich? Woher hat er sein Geld? Wer sind die Strippenzieher im Hintergrund? Und vor allem: Wie viel Blendwerk verbirgt sich hinter dem Strahlemann? jetzt lesen
 
 
 
Stuttgart sucht Anschluss
 
Anlageberater müssten für Manuel Franzen eine neue Risikoklasse erfinden. Als er vor einigen Jahren auf Anraten eines Freundes viel Geld in die Digitalwährung Bitcoin steckte, zum Kurs von 200 Euro, da verdrehten manche in seinem Umfeld die Augen. Als er wenige Monate später zum Kurs von 15.000 Euro verkaufte, war die Skepsis dem Neid und Erstaunen gewichen. Wie viel er verdiente, will Franzen nicht verraten. Nur so viel: Er sei Kryptoprivatier, habe seinen Job aufgegeben und handele nun in Vollzeit mit den digitalen Münzen. Riskanter als Franzen, schreibt mein Kollege Sebastian Kirsch, könne man kaum anlegen. Bei technischen Pannen oder Hackerangriffen drohe ein Totalausfall. Keine Zentralbank stabilisiere den Wert der Währungen, weder Bank noch Regierung seien zu Entschädigungen oder einer Einlagensicherung verpflichtet. Etablierte Finanzinstitute weltweit scheuten deshalb bislang das Risiko, mit Kryptoprodukten ihren Ruf zu riskieren. Die Börse Stuttgart aber steigt nun ein in das Geschäft – als erster regulierter Börsenbetreiber weltweit. Wird es für die Schwaben ein lukratives Geschäft? Oder droht am Ende der Verlust von Reputation und Glaubwürdigkeit? Das ist die Frage, der Kirsch nachgeht. Ausgemacht scheint das ganz und gar nicht. jetzt lesen
 
 
 
Ein in diesem Sinne risikoärmeres Wochenende wünscht,


Beat Balzli
Chefredakteur WirtschaftsWoche
 
 
 
PS: Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie mir unter agenda@wiwo.de – oder auf Twitter.
 
 
 
 
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