Liebe Leserin, lieber Leser,
in der Politik gibt es glamouröse, aber nicht sonderlich mächtige Jobs wie den des Bundespräsidenten. Und dann gibt es sehr mächtige Posten, die aber kaum jemand kennt. Eher zur letzteren Gruppe gehört die aktuelle Aufgabe des CDU-Mannes Helge Braun. Früher war er Kanzleramtschef von Angela Merkel. Jetzt ist er Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Bundestag. Das bedeutet sehr viele Zahlen, aber zugleich Mitverantwortung dafür, ob die Ampel-Koalition überhaupt noch den Jahreswechsel überleben soll. Der Grund: Braun und seine parlamentarische Zahlen-Kolonne prüfen derzeit, inwieweit der Haushalt der Ampel-Koalition für 2025 überhaupt Bestand hat. Sicher ist das nicht. Gestern hörte ich, dass die arg zerstrittene Führungsspitze Scholzhabecklindner zurzeit sogar noch am Nachtragshaushalt 2024 bastelt auf der Suche nach Restgeld. Der von Bundesfinanzminister Christian Lindner zuletzt vorgelegte Budget-Entwurf fürs nächste Jahr sei eh voller Fragwürdigkeiten, Luftbuchungen und Tricksereien aller Art, heißt es im Ausschuss. Trotzdem weist das 3358-Seite-Opus bislang eine Deckungslücke von 12,5 Milliarden Euro auf, was der FDP-Mann Lindner natürlich seinen Koalitionskollegen vorwirft. Der Bundesrechnungshof kam in einer frühen Draufsicht sogar auf 47 Milliarden. Und da war noch nicht einmal eingepreist, dass neueste Steuerschätzungen bis 2028 rund 58 Milliarden Euro weniger Einnahmen prophezeien. Man muss keine schwäbische Hausfrau sein, um zu verstehen, dass jetzt Sparen angesagt wäre. Der Ampel fehlt es eigentlich nicht an Geld: 488,6 Milliarden Euro kann sie ohne neue Schulden verfrühstücken. Was fehlt, ist der Wille, damit auszukommen. |